Sonnenfeuer - Der Frieden war nah

ihm die Waffe in den Schritt. „Gib mir den Gegenstand oder ich filz dich. Ich, eine Frau, vor den anderen Männern. Und glaub mir, ich lasse keine Körperstelle aus!”
    „Bitte. Diese Frau ist verrückt. Sie müssen mir helfen!”, bettelte er Noam an.
    „Stimmt. Sie ist verrückt. Deshalb würde ich ihr das Ding auch freiwillig geben!” Noam spielte mit.
    Hassan Navid kramte einen USB-Stick aus seiner Hosentasche. „Das sind nur private Bilder! Familienbilder!” Seine Hand zitterte. Sicherheitshalber griff sie selbst noch einmal in seine rechte Hosentasche. Sie war leer.
    „Das werden wir sehen. Der bleibt in Gewahrsam.” Zwei von Noams Männern begleiteten Hassan Navid aus dem Raum. Nur Noam blieb bei Lea. „ Simin hatte ihm den Stick zugesteckt.” Dem Engländer fiel die Kinnlade herunter. „Bitte? Weißt du, was du damit vermutest?”
    „Nichts. Ich habe nur eine nicht abgestimmte Kommunikation unserer Schutzperson mit einem Offizier der iranischen Streitkräfte unterbunden.”
    „Das hast du!”
    „Und Beweise gesichert.”
    „Ich hoffe, dass wir mehr finden als Leonie Navid beim Kekse essen. Holy shit. Die werden mich in die Arktis versetzen!”
    Lea steckte sich wieder den Knopf ins Ohr. Stille.
    „Status save. Wir haben einen USB-Stick gesichert.”
    „Ich fall gleich vom Stuhl. Sie haben einem Oberst der republikanischen Garde Ihre Walt her auf die Nüsse gehalten, um ihm einen USB-Stick abzunehmen?”
    „Ja.” In der Ecke des Raumes befand sich eine Kamera, Jäger hatte das Verhör mitverfolgt. Leas Puls raste. Was hatte sie nur getan? Was würde Simin dazu sagen?
     
    „Lea. Das tut mir leid. Ja, ich hätte Ihnen von dem USB-Stick erzählen müssen. Nur, es ist mein Bruder. Ich habe ihn seit Jahren nicht mehr gesehen.” Simin saß in einem Sessel in ihrer Hotelsuite, sie hatte das Gesicht in ihren Händen vergraben. Neben ihr waren nur noch Jäger und Lea anwesend. „Ich möchte nicht, dass Lea wegen mir Schwierigkeiten bekommt. Es war mein Fehler.”
    Lea fühlte sich miserabel. Auf dem USB-Stick befand sich wirklich nur ein Familienbild von Simin und ihrer Tochter Leonie, das Bild war an der Ostsee aufgenommen worden. Jäger hatte jetzt einen Grund, sie zu schlachten.
    „Warum hat ihr Bruder versucht zu flüchten? Bei dem harmlosen Bild hätte er sich kooperativer zeigen können.” Jäger hakte nach, zum Glück war er doch nicht so dumm, im Verhalten des Iraners keine Verdachtsmomente zu erkennen.
    „Sie müssen verstehen. Mein Bruder ist im Iran aufgewachsen. Die konservativen Kräfte meines Heimatlandes lehrten ihn sein ganzes Leben lang, gegen wenn er zu kämpfen hat. Er hatte nur Angst vor Noams Männern. Vor den Waffen. Und vor Frauen, die Männern Befehle geben.”
    „Frau Dr. Navid. Wir sind für Ihre Sicherheit verantwortlich. Was kein einfacher Job ist. Das geht so nicht, Sie können nicht einfach… ” Jäger stoppte, Lea wunderte sich ohnehin, warum er nicht verbal auf sie einschlug. Er bekam eine Nachricht auf seinem Knopf im Ohr. „Ok. Ich denke, wir sollten die Angelegenheit vergessen. Der diplomatische Dienst des Irans wird keine Beschwerde einlegen und wir werden in dieser Sache nicht weiter ermitteln.”
    „Bitte?” Lea ging das zu glatt.
    „Sie sollten lieber ruhig sein. Ich hätte von Ihnen eine besonnenere Vorgehensweise erwartet. Wir sind hier nicht im Feld. Sie vertreten die Bundesrepublik Deutschland!”
    „In Ordnung .” Simin stimmte zu. Was wurde hier gerade unter den Tisch gekehrt?
    „Die Sache ist erledigt. Danke.” Jäger beendete die Diskussion und verließ das Hotelzimmer.
     
    Stille. Jäger war bereits einige Minuten weg. Lea ging in Simins Hotelzimmer auf und ab.
    „Lea. Bitte, es t ut mir leid. Es war nur ein Kinderbild. Das können Sie doch verstehen, oder?”
    Das war nicht der Punkt. „Sie dürfen mir nie mehr etwas verschweigen. Das Bild hätten Sie mir geben können, ich hätte es prüfen lassen und Ihr Bruder hätte es dann bekommen!”
    Simin stand auf und ging auf Lea zu. „Lea, Sie sind mir wichtig. Ich möchte nicht, dass Sie wütend auf mich sind. Bitte.”
    „Sie müssen ehrlich zu mir sein... verdammt... ich beschütze Sie, aber das kann ich nur tun, wenn ich alles weiß!”
    „Bitte.” Simin legte ihre Hand an Leas Wange, sie zitterte. „Ich hab sonst keinen Menschen in meiner Nähe.”
    Die Berührung von Simin brachte jede Muskelfaser in ihrem Körper auf Spannung. Ein Schauer schoss Leas Rücken hoch, sie fand