Sonnenfeuer - Der Frieden war nah
auf.
***
Differenzen
Lea blickte kurz aus dem Fenster, während das Flugzeug sich bereits im Sinkflug befand. Der Wolkenteppich unter ihnen kam immer näher. In diesem Moment freute sie sich, wieder in Hamburg zu sein.
Während Simin Musik hörte, ließ Lea den nicht enden wollenden Datenfluss im Kommandonetzwerk über sich ergehen. Auf einem iPad scrollte sie sich von einer Meldung zur nächsten. Die Nachrichtenmaschinerie der alliierten Nachrichtendienste rotierte auf vollen Touren und sogar der Vesak lieferte laufend neue Erkenntnisse. Dabei ging der Geheimdienst der Iraner in einer unglaublichen Offenheit mit der Ermittlung um, es würden sogar CIA Teams eigenständig Untersuchungen vornehmen dürfen. Dazu waren bereits zwei Flugzeuge mit Ausrüstung und Agenten nach Teheran unterwegs. Die Amerikaner nutzten ihren Stützpunkt in Saudi Arabien, um zeitnah Spezialisten des FBI und der CIA einsetzen zu können. In dieser Phase der Ermittlungen hatte sich der Vesak auf eine radikale Splittergruppe eingeschossen, denen sie nun mit der geballten Staatsmacht auf den Pelz rücken wollten. Es waren radikale Anhänger des Mahdi, man unterstellte ihnen, die Rekonfigurationsanlagen sabotieren zu wollen, um damit Terroranschläge vornehmen zu können. Was Lea natürlich nicht überraschte. Interessant war allerdings, dass man dieser Gruppe auch die Fähigkeiten zubilligte, erneut in Hamburg zuschlagen zu können und deshalb bereits eine akute Terrorgefahr an die deutschen Behörden gemeldet hatte.
„Hier spricht Ihr Kapitän. Wir beginnen mit dem Landeanflug auf Hamburg. Bitte nehmen Sie wieder Ihre Plätze ein und legen Sie die Sicherheitsgurte an”, erklärte eine nette männliche Stimme über die Lautsprecher. Lea mochte Piloten, die waren immer freiwillig am nächsten Morgen wieder verschwunden. Was neben den schicken Uniformen deren andere angenehme Eigenschaft war.
Auch Hagen hielt Lea im Chat auf dem Laufenden. Nein, eigentlich fluchte er wie ein Rohrspatz. Er kam mit den Entschlüsselungen nicht weiter. Weder die Bilddatei, die Simin ihrem Bruder gegeben hatte, noch die CIA-Notiz über den Tod von Simins Mann, konnte er knacken. Er fand noch nicht einmal einen Ansatz für eine mögliche Verschlüsselungsstruktur. Simin hatte anscheinend ein eigenes Verfahren verwendet, das Hagen weder kannte noch verstand. Er konnte aber auch nicht ausschließen, dass das Bild wirklich nur ein Bild und die CIA-Notiz schlicht Datenmüll war. Vielleicht hatte John Rayer im letzten Moment auch kalte Füße bekommen und sie verladen.
Lea sollte sich überlegen, andere Wege zu finden, die CIA-Notiz zu lesen. Möglicherweise wäre es das Beste, einfach Simin zu fragen. Auf die Reaktion war sie wirklich neugierig.
Von einem Videodisplay berichtete CNN live von den Terroranschlägen. „This is Candy Tewton CNN News. The American President died last night in Kuala Lumpur, Malaysia, during a helicopter crash. At the moment we wait for further information, we expect that the White House will... ”
Die interviewten jeden Idioten, der sich im Fernsehen reden hören wollte. Zu Glück schwätzten die Spinner nur den üblichen Blödsinn, den sich die Journalisten und ihre vermeintlichen Experten in solchen Situationen aus den Fingern sogen. Die alliierten Behörden hatten eine Nachrichtensperre verhängt, die Journaille bekam weder in Amerika, Europa, Kuala Lumpur oder sonst wo einen Insider vor die Kamera.
Simin blickte sie an, während sie sich ebenfalls für die Landung anschnallte. „Lea, Sie sollten sich Ihre Arbeit nicht so zu Herzen nehmen. Das frisst Sie auf. Denken Sie daran, dass Sie Leben gerettet haben.”
Leben gerettet? Das war ein schlechter Witz, Lea war völlig blind in diese Falle gelaufen. Es war nur Glück, dass Simin und sie noch lebten.
„Wenn ich das mal wirklich getan hätte.” Auch wenn sich niemand in der Nähe befand, wäre es ihr egal, wenn jemand zuhören würde.
„Bitte?” Simin reagierte überrascht.
„Simin. Ich denke nicht, dass wir bereits alle Opfer kennen. Vor allem nicht die, die erst noch verrecken werden!” Lea legte es darauf an.
„Glauben Sie, ich sollte besser aufgeben? Soll ich weglaufen und mich in einem Loch verkriechen?”, fragte Simin mit ernster Stimme. In der Lufthansa wurde es lauter, die Maschine setzte zur Landung an.
„Die Frage müssen Sie selbst beantworten. Ich bin nur Ihr Bodyguard.” Lea fühlte sich immer weiter weg von ihr, das Licht von Simin Navid wurde
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