Sonnenfeuer - Der Frieden war nah
tragfähigen Tatsachen abzuleiten. Welche Tatsachen waren ihr bekannt? Was war wahr? Die Situation war wahr, aber zu ungenau. Der Eindruck über Simin, die Zuneigung für sie, auch das war wahr, nur das sollte sie besser ausblenden. Der drohende Krieg war leider wahr, diese Zukunftsperspektive galt es allerdings zu verhindern. Ihre Erlebnisse in Afghanistan waren ebenfalls wahr, aber waren sie verwendbar? Es gab einen Begriff, der beide Szenarien verband, die Mahdi. War das ein Zufall? Lea mochte keine Zufälle, sie sollte damals eine Frau retten, die Informationen über eine Terrorzelle liefern wollte, diese aber wegen ihres Todes unglücklicherweise für sich behalten hatte. Ob es noch Daten über diese Frau gab? Lea würde das überprüfen lassen.
Und der Tod von Simins Mann? Sie sollte Hagen deswegen anrufen, vielleicht brachte diese Spur etwas Neues.
„Hallo Großer!” Lea versuchte freundlich zu klingen. „Bist du weitergekommen?”
„Mit der Bilddatei? Nein, da find ich nichts.” Seine Stimmung war auch schon einmal besser gewesen. Zudem hörte er sich müde an.
„Und die CIA Notiz über den Todestag von Simins Mann?” Das sollte doch nicht das Problem darstellen. Solche Codes hackte Hagen ansonsten in wenigen Stunden.
„Scheiße. Nein! So eine Dreckscodierung haben die Amis ansonsten nicht. Ich habe das halbe BND Rechenzentrum auf die Entschlüsselung geschaltet. Ich werde noch verrückt mit dem Ding!”
„Und deren Verbindungen zum Mahdi?” Obwohl Lea bei Hagens Laune nicht zu hoffen wagte, dass er da mehr gefunden hatte.
„Recherchier‘ du mal im Iran. Irgendwie hat jeder was mit dem Mahdi zu tun. Schließlich ist der Mahdi eine wichtige religiöse Identifikationsfigur bei den Schiiten, nur deshalb sind nicht alle Gläubige Terroristen. Ich habe keinen Identifier, damit uns die Suche in den Datenbanken zu sinnvollen Ergebnissen führt.” Hagen war hörbar genervt. „Ich habe Zugriff auf nachrichtendienstliche Datenbanken der halben Welt und bin zu blöd, die richtigen Abfragen zu stellen. Entweder finde ich nichts oder ich bekomme 20 Millionen Treffer.” Nur, wenn es Hagen nicht schaffte, wer sonst wäre dazu in der Lage gewesen?
„Bitte überprüfe meinen letzten Einsatz in Afghanistan. Finde heraus, welche Frau ich nach Amerika bringen sollte. Vielleicht kannst du eine Verbindung herstellen.”
„Die Frau, die in der Folgenacht enthauptet aufgefunden wurde?”
„Genau.” Nicht gerade eine angenehme Vorstellung, den Kopf abgeschlagen zu bekommen.
„Warum denkst du an eine Verbindung?”
„Die Mahdi, der Begriff war ebenfalls gefallen, nur in diesem Fall hatte Jäger konkret über eine islamistische Terrorzelle gesprochen. Diese Frau wollte sich mit Informationen den Weg in den Westen freikaufen.”
„Warte, die Akte liegt auch dem BND vor, die habe ich gleich.” Er brauchte keine zehn Sekunden. „Das deutsche Feldlager in Kundus hatte damals Kontakt zu einer Frau, die Informationen über eine radikale Islamistenzelle liefern wollte. Die Anhänger dieser Gruppe sahen den Weltuntergang als Ziel ihres Schaffens an, weil sie damit die Rückkehr des Mahdi beschleunigen würden.”
„Sobald der zwölfte Iman zurückkehrt, werden alle gläubigen Schiiten erlöst. Das lernt im Iran jedes Kind in der Schule. Nur die wenigsten nehmen das wörtlich.”
„Den Amerikanern war dieses radikale Denkmodell zwar bereits bekannt, nur ging man bisher davon aus, dass sich niemand mit Einfluss ernsthaft solchen Ideen hingeben würde”, erklärte Hagen.
„Warum glaubte man dieser Frau damals?” Ohne Tatsachen hätten weder die Amis noch die Deutschen eine derart gefährliche Befreiungsaktion riskiert.
„Sie versprach Beweise, die Iraner in führenden Positionen belasten würden. Im Gegenzug wollte sie eine neue Identität in den Vereinigten Staaten. Die Amis waren bereit, darauf einzugehen.” Hagens Erläuterungen machten Lea Angst, jetzt begann die Geschichte Sinn zu machen.
„Kannst du eine Verbindung herstellen? Hat Simin, ihr Vater oder sonst einer, den wir kennen, etwas mit ihr zu tun gehabt? Haben wir ein Bild, oder ihre DNA?”
„Zumindest ein Bild, auch wenn es nicht sonderlich hübsch ist. Der Tod stand ihr nicht gut. Eine Analyse hatte damals keine Treffer ergeben, die Frau konnte nicht identifiziert werden. Die Ermittlungen wurden eingestellt, da sah keiner einen Mehrwert, tiefer zu bohren.”
„Damals gab es aber keinen Zugriff auf die Datenbank des Vesak. Schick
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