Sonnenfeuer - Der Frieden war nah
Gefühle sich nach wie vor in Aufruhr befanden. Simin war glaubwürdig, nur war das auch die ganze Wahrheit? Das Bild war zu groß, um alle Details zu verstehen. Für einen Moment genoss Lea die Wärme und den Geruch ihrer Haare.
Eine Sache hatte Lea noch. „Womit müssen wir rechnen? Was wird der Vesak noch gegen dich unternehmen?”
„Ich vermute, dass die Aktion in Kuala Lumpur völlig aus dem Ruder gelaufen ist. Die Takavaran haben das Hotel zu früh gestürmt. Vielleicht weil sie den Angriff meines Vaters nicht erwartet hatten oder weil sie einfach nur dämlich waren. Glaub mir, der Soldat, der die amerikanische Präsidentenmaschine vom Himmel geholt hat, ist bestimmt nicht viel älter geworden.”
„Du denkst also der Hubschrauberabsturz war ein Unfall?”, fragte Lea.
„Da bin ich mir sicher.”
„So oder so. Die würden niemals ein zweites Takavaran Team einsetzen können. Das wäre bei der Polizei- und Militärpräsenz im Hamburg völliger Wahnsinn.”
„Das ist in Deutschland auch nicht nötig. Die werden Söldner anheuern, Scharfschützen oder Sprengstoffexperten, wie beim Angriff auf die beiden Fahrzeugkolonnen auf der Fahrt zur chinesischen Betriebsfreigabe.”
War es wieder Zeit Haken zu schlagen? „Die Anlagen sind doch bereits betriebsbereit. Kannst du nicht jemand anderen die Startsequenzen durchführen lassen?” Lea wäre nur zu gerne gemeinsam mit Simin einfach abgehauen.
„Nein. Die Systeme sind komplex. Ich muss den Anlauf selbst durchführen. Niemand hat Zugriff auf meine Zertifikate. Ich konnte auch in der Vergangenheit niemand in diese Aufgabe einweisen. Das Risiko wäre zu groß gewesen.”
„Risiko für wen?”, fragte Lea.
„Für mich. Die Amerikaner hätten mich fallenlassen können, wenn ich ersetzbar gewesen wäre. Erst wenn meine Arbeit getan ist, bin ich sicher.”
„Warum gerade dann?”
„Es gibt Dinge, die sich nur erleben lassen. Vertraue mir, sobald die Anlagen laufen, bin ich kein Ziel mehr. Mein Tod würde dann nichts mehr ändern”, erklärte Simin, wobei der letzte Satz Lea erneut schaudern ließ. Die Augen, die warme Stimme, alles an Simin vermittelte ihr Vertrauen. Nur die Worte glichen geschmeidigen Kugeln, die je nach Betrachtungswinkel auch wie messerscharfe Klingensterne aussahen.
***
Am Abgrund
Lea rannte die breite geschwungene Treppe der Stadtvilla herunter, in diesem Moment hätte sie nichts und niemand aufhalten können. Hagen lachte und fing sie auf, sie war die letzten Stufen einfach gesprungen. Die beiden KSK Soldaten neben Hagen staunen nicht schlecht, aber schließlich kannten sie Lea bereits.
„Hallo Kleine. Schön dich zu sehen.” Hagen zitterte, als er Lea in die Arme schloss. Seine Wollmütze fiel auf den Boden. Er sprach deutlich leiser weiter. „Ich bin wirklich froh, dass du alles überstanden hast. Ich habe jeden Tag für dich gebetet!”
„Hallo Großer. Jetzt übertreibst du aber. Sonst betest du doch höchstens deine Harley an.” Eine Fat Bob, Lea konnte sich eh kein anderes Motorrad vorstellen, auf dem Hagen mit seiner Statur nicht lächerlich ausgesehen hätte.
„Hey. Du sprichst von Doris und sie hat mir zugehört.” Und das meinte er ernst. Lea kannte Hagen zwar erst seit neun Jahren, aber in der Zeit hatte keine Frau Doris wirklich verdrängen können.
Lea nahm Hagen an die Hand und führte ihn in die erste Etage in einen der zahlreichen Wohnräume. Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, drücke sie Hagen auf die Couch und kuschelte sich an seine Seite. „Ich habe das vermisst.”
„Hey, du musst das hier nicht mehr tun. Aber ich glaube, das bereits gesagt zu haben.” Das hatte er. Und weder damals noch heute wollte Lea auf ihn hören.
„Ich möchte sie aber weiter beschützen. Das ist mir wichtig!”
„Bitte?”, fragte er verwundert und zeigte beiläufig auf eine Videokamera an der Decke.
„Simin Navid ist kein Engel, aber wir haben ihr unrecht getan. Das glaube ich zumindest. Ich werde weiterhin ihr Leben beschützen.” Lea deutete mit einer Geste an, dass die Kamera offline war. Das hatte sie mit Noam vorsorglich geregelt.
„Und das erklärt mir die junge Dame, die Glauben mit Dummheit gleichsetzt und mir vorhält, niemals zu beten... was ist passiert?”
Lea hatte das iPad bereits vorher in den Raum gelegt, sie nahm es vom Couchtisch und tippte ihren Zugang ein. „Sie hat mir die Codierung für die CIA-Notiz gegeben.”
„Einfach so?”
„Einfach so.” Lea lächelte. Für den
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