Sonnenfeuer - Der Frieden war nah
Welt zurück in die Steinzeit führen wollten, gottesfürchtig und ohne modernen Konsum. Ich bin dazu erzogen worden, schreckliche Dinge zu tun.”
„War dein Mann eingeweiht?”
„Ja. Die Ehe war arrangiert. Mein Vater hat meinen Mann ausgesucht. Er hat auf mich aufgepasst. Ich habe damals noch daran geglaubt und versucht, das Beste daraus zu machen. Leonie wurde aus Liebe gezeugt. Nur, ich bin älter geworden. Irgendwann habe ich mich entschlossen auszusteigen. Da war keine Zukunft in Sicht, die ich ertragen konnte. Ich wollte in meinem Leben nicht nur Tränen hinterlassen. Mein Mann hat das nicht verstanden. Ich habe ihn töten lassen, um mit Leonie weiter leben zu können.”
„Und was hast du deinem Vater erzählt?” Trotz der offenen Worte jagte ihr die tödliche Konsequenz, mit der Simin ihre Ziele verfolgt hatte, Angst ein. Wer einmal einen Menschen getötet hatte, würde es auch jederzeit wiederholen. Das wusste sie nur zu gut von sich selbst.
„Die Welt ist klein. Und auch der Iran wurde moderner. Den religiösen Irrbildern der 80er folgte der strukturierte Wahnsinn im neuen Jahrtausend. Der Vesak hatte in der Zwischenzeit den Zirkel der Mahdi unterwandert und ihn als Werkzeug für besondere Aufgaben übernommen. Radikale Islamisten sind wirtschaftlicher als teuer ausgebildete Killer.”
„Und was hat das mit deinem Mann oder deinem Vater zu tun? In Kuala Lumpur versuchte schließlich dein Vater dich aufzuhalten. Er war sogar bereit, sich dafür zu opfern.” Die Geschichte war Lea noch zu glatt.
Simin nickte. „Vor einem Jahr hat meine Ziehmutter meinen Vater verlassen. Wir haben nie wieder etwas von ihr gehört. Ich glaube nicht, dass sie noch lebt. Ab diesem Moment war er ein anderer Mensch und wurde damit für den Vesak zu einem unkontrollierbaren Risiko. Nur wegen seiner Bekanntheit blieb er am Leben. Die haben ihn unter Hausarrest gestellt und mich als Agentin übernommen. Das Sonnenfeuer Projekt hatte jeden Rahmen gesprengt. Meine Erfindungen waren seitens meines Vaters niemals eingeplant gewesen. Nun war ich zu wertvoll, um mich abziehen zu lassen.”
Die Geschichte klang unglaublich, aber das Detail ihrer Ziehmutter machte die Erzählung nachvollziehbar. Simin konnte nicht gewusst haben, dass Lea darüber bereits Informationen hatte.
„Und dein neuer Auftrag? Was solltest du ab diesem Zeitpunkt für den Vesak tun?”
„Informationen liefern. Die wollten das Wissen über die Sonnenfeuer Technologie. Mein Mann war der Ansicht, dass wir alle Daten liefern sollten. Er glaubte, Patriot zu sein.”
„Und?”
„Er war ein Idiot. Mein Vater war nur ein harmloser alter Mann, ich sollte mich zwar ein Leben lang bereithalten, habe aber niemals einen Terrorauftrag von ihm bekommen. Der Vesak hatte ihm eingeredet, dass ich dem Land bald großen Schaden zufügen würde. Er glaubte daher, bei mir versagt zu haben, nur wenn er mich dazu bewegen würde nach Teheran heimzukehren, wollte man ihn rehabilitieren.”
„Und er hat ihnen das geglaubt?”
„Mehr als das. Mein Vater wusste nur zu gut, im welchem Geist er mich erzogen hatte. Nur, er wusste nicht, zu welchem Menschen ich geworden war. Der Vesak hat seinen Gesinnungswandel ausgenutzt und ihn nach Kuala Lumpur geschickt.”
„Nur, dann glaubte er, du wärst auf dem Weg, die Welt zu zerstören.” Lea hatte direkt das Bild vor Augen, wie sie Simins Vater niedergeschossen hatte.
„Leider. Bei Allah. Er hat es nicht verdient zu sterben. Er sollte leben. Die vom Vesak sind hingegen wirklich gefährlich.”
„Und was haben sie von dir bekommen? Hast du dem Vesak Informationen geliefert?”
„Nichts was sie dazu befähigt, eine Rekonfigurationsanlage nachzubauen.”
„Die wollten dich also nur wieder kontrollieren?”, fragte Lea aufmerksam, für die sich jetzt ein Puzzleteil zum anderen fügte.
„Es geht immer nur um Kontrolle. Die Machthaber im Iran wollten nicht nur einen Teil der Sonnenfeuer-Technologie. Die wollen alles.”
„Und warum hast du nicht offen mit deinem Vater sprechen können? Er wäre doch froh gewesen, dass du dich ebenfalls von diesen radikalen Fesseln losreißen konntest.”
„Das wollte ich tun, sobald wir etwas Ruhe gehabt hätten. Nur ich hatte weder mit seiner Verzweiflungstat, noch mit dieser unglaublichen Attacke des Vesak gerechnet. Zudem stand mein Stiefbruder neben uns, der selbst für den Vesak arbeitet. Ich wusste nicht, ob ich ihm vertrauen konnte. Im Iran lernt man schnell, vorsichtig zu
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