Sonnenfeuer - Der Frieden war nah
Angriffen gebaut worden sind.”
Lea schüttelte nur mit dem Kopf, diese Eskalation war unvorstellbar.
„Natürlich ist das noch nicht alles. Der Vesak vermutet, dass Terroristen tragbare Atombomben nach Hamburg gebracht haben könnten. Und damit es nicht langweilig wird, hat der Verfassungsschutz Gerüchte am Kiez aufgeschnappt, dass Unbekannte ein hohes Kopfgeld für die Ermordung von Simin Navid ausgesetzt haben. Die Polizei hat in den letzten drei Stunden über zehn Zwischenfälle mit nicht registrierten Waffen aufgenommen. In einer Kneipe haben die schon drei serbische Jugendliche mit AK-47 Sturmgewehren aufgegriffen, die sich etwas dazu verdienen wollten.”
„Wo soll das nur hinführen?” Lea wollte dem kaum noch folgen. War die halbe Welt gerade dabei, sich selbst zu zerfleischen?
Sie ging in den Flur. „Kim? Alles in Ordnung?”, fragte sie die Chinesin, die vor Simins Tür die Stellung hielt.
„Alles ruhig. Ich glaube, sie schläft.”
Vorsichtig klopfte Lea an die Tür und betrat ohne zu warten den Raum. Der CD Player lief, bei leiser Musik war Simin auf der Couch eingeschlafen. Leonie schlief ebenfalls, mit dem Kopf in ihren Armen. Ohne sie zu wecken, schloss Lea wieder die Tür.
Lea wählte Pauls Nummer, das Netz piepte nur.
„Und ich sollte noch erwähnen, dass die Netze hoffnungslos überlastet sind. Sogar das Kommandonetzwerk der Bundeswehr hat mit der Last Probleme. Neben dem hohen Gesprächsaufkommen haben mehrere Hackergruppen Distributed Denial of Service Attacken gestartet. Die Server in ganz Europa sind am Qualmen. Das Volk wehrt sich auf seine Art”, erklärte Jäger. Diesen blöden IT Kram verstand sowieso niemand.
„O.K. dann sollten auch wir uns ausruhen. Morgen ist ein langer Tag. Kim ich löse dich in vier Stunden ab.”
Die Chinesin nickte. Auch Jäger lächelte sie an.
„Gute Nacht.” Lea ging erneut zu ihrer weißen Lieblingscouch im Nachbarraum und machte es sich gemütlich. Sie brauchte keine drei Sekunden um einzuschlafen. Ihr kleiner Mann im Ohr zeterte noch, dass sie ein Narr wäre, der auch jede noch so verrückte Geschichte glauben würde. Und überhaupt sollte sie das Weite suchen.
Lea schreckte auf. Sie wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte. Im Haus war kein Ton zu hören. Aber nach einem Blick auf die Uhr war sie wach. Es waren noch dreißig Minuten bis sie Kim ablösen wollte. Nur etwas war anders. Das spürte sie sofort. Nur mit Slip und T-Shirt bekleidet nahm sie ihre Waffe, prüfte das Magazin und lud durch. An der Tür blieb sie stehen. Es war immer noch nichts zu hören. Vorsichtig drückte sie die Klinke nach unten. Der Flur war dunkel. Der Lichtschalter funktionierte nicht. Wo war Kim?
Einen Moment später öffnete sie erneut die Tür zu Simins Wohnbereich. Auch hier war es jetzt still. Simin schlief auf der Couch, Leonie lag vor ihr an ihren Bauch gekuschelt und hielt den Arm ihrer Mutter festumschlossen. Mit zwei Fingern prüfte Lea vorsichtig den Puls, sie sollten wegen ihr nicht aufschrecken. Beide waren wohlauf. Doch was war hier los? Warum war Kim weg? Die Kamera. An der Decke befand sich seitlich von ihr Noams allsehendes Auge. Die Kontrolldiode war aus. Das war kein gutes Zeichen. Ohne Geräusche von sich zu geben, verschwand Lea wieder. Sie schloss vorsichtig die Tür, ging in ihr Zimmer und zog sich an. Sie aktivierte das NSA Smartphone, der Retina Scanner erfasste sie, verwehrte ihr aber den Zugriff.
„Damn! War das ein Shutdown?”, fragte sie sich leise. Dafür würde sie Paul umbringen. Sie war für die Sicherheit von Simin Navid verantwortlich, er hätte sie informieren müssen. Aus ihrer Handtasche kramte sie ein zweites Telefon hervor, nahm noch zwei Magazine und verließ ihren Raum. Im Flur wählte sie Kims Nummer und wartete einen Moment. Die Leitung war frei, aber niemand nahm das Gespräch an. Sie wählte Noam an, wieder hob niemand ab. Verdammt, die konnten ihr doch nicht das Team wegnehmen. Da hätten die Simin, Leonie und sie selbst ebenfalls mitnehmen müssen. Oder schätzte sie die Lage falsch ein? Wurden sie gerade angegriffen?
Lea ging das kurze Stück zum Überwachungsraum. Noam war nicht da. Alle Systeme waren ausgeschaltet. Allerdings gab es auch keine Kampfspuren. Was ein gutes Zeichen war. Noam wäre der Letzte gewesen, den man ohne Spuren aus dem Weg räumen konnte. Das hoffte sie zumindest.
Lea musste in dieser Situation einen klaren Kopf behalten. Was waren die Fakten? Sie war allein. Bewaffnet,
Weitere Kostenlose Bücher