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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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hörte. Wie gewöhnlich schnatterten sie wie eine ganze Horde Gänse. Sobald sie das Haus betraten, war ihnen jede Unterhaltung verboten.
    »Mary«, rief Diamond der ältesten zu. Wo Diamond auch hinkam, trugen die Aborigines immer die gleichen Namen. Die anderen beiden Mädchen hießen Daisy und Poppy. Männliche Eingeborene waren mit lächerlichen Namen wie Jumbo, Tinker und Rags sogar noch schlechter dran.
    »Was wünschen Missus?« rief Mary, und Diamond seufzte. Sie konnte ihnen einfach nicht abgewöhnen, sie Missus zu nennen. »Glaubst du, ich kann einen kleinen Ausflug ins Lager machen?«
    Mary zuckte die Achseln.
    »Ich möchte deiner Mummy guten Tag sagen«, erklärte Diamond.
    Mary kicherte. »Weiße Sprache zu schwer für meine Mummy.«
    Poppy drängte sich stolz in den Vordergrund. »Meine Mummy sprechen gut.«
    »Wunderbar. Und wie heißt deine Mummy?«
    »Jannali. Du geben ihr Geschenk?«
    »Natürlich.«
    »Welches Geschenk?«
    Diamond lächelte. »Das ist eine Überraschung. Später wirst du es schon sehen.« Sie kehrte in ihr Zimmer zurück und holte einen hübschen roten Schal. Hoffentlich gefiel er Jannali auch. Man wurde im Lager freundlicher aufgenommen, wenn man zuvor schon jemanden kannte und nicht uneingeladen hereinplatzte.
    Diamond folgte fast eine Viertelstunde einem von trockenem, rauhen Gestrüpp überwachsenen Weg. Der glühende Boden brannte unter ihren Füßen, doch im November, dem Monat der größten Hitze, wäre es Unsinn gewesen, Schuhe und Strümpfe anzuziehen. Schließlich stieß Diamond auf einige Kinder, die am Flußufer herumtobten. Sie schloß sich ihnen an und tauchte ihre Füße ins kühle Wasser. »Wißt ihr, wo Jannali ist?« fragte sie die Rangen.
    Zwei kleine Jungen boten eifrig ihre Hilfe an und geleiteten sie vorbei an Eingeborenen, die sich in kleinen Grüppchen im Schatten dürrer Bäume ausruhten oder an verkohlten Feuerstellen mit Töpfen hantierten.
    Einige Frauen saßen im Schneidersitz auf dem Boden und flochten mit geübten Handgriffen Tragebeutel aus Pandanuszweigen. Während sie Diamond mit neugierigen Blikken verfolgten, hielten ihre fleißigen Finger keinen Augenblick inne. Mutig krabbelte ein nacktes Baby von seiner Mutter fort, um ein neues Stück der Welt zu erkunden; Hunde bellten, und ein kleines Känguruh, ein Spielkamerad der Kinder, huschte verängstigt ins Dickicht. Plötzlich sprangen Diamonds Begleiter auf eine barbrüstige Frau zu. »Jannali!« Sie schlangen die Arme um den Hals der Frau im mittleren Alter. Diese blickte auf und grinste Diamond an. »Du neues Hausmädchen?«
    »Ja, so was Ähnliches. Ich möchte dich besuchen.«
    »Ah! Besuchen!« Es schien, als kläre dieses Wort alle offenen Fragen.
    »Darf ich mich setzen?« erkundigte sich Diamond höflich. Die Frau zuckte lediglich die Schultern, und so hockte sich Diamond im Schneidersitz neben sie hin und reichte ihr den Schal. Jannali war entzückt. Andere Frauen kamen hinzu und bewunderten das Geschenk mit begeisterten Seufzern, bis Jannali sich den Schal um den Hals wickelte. »Gut, eh?« fragte sie die anderen, die mit einem Lächeln ihre Zustimmung gaben.
    »Was du wollen?« wandte sie sich an Diamond mit einer Spur von Mißtrauen in der Stimme.
    »Nichts«, antwortet diese. »Ich wollte Poppys Mutter ein Geschenk bringen.«
    Jannali lächelte. »Poppy gutes Mädchen. Wie dein Name?«
    »Diamond.«
    Verächtlich spuckte Jannali einen Brocken Kautabak aus. »Das ist Name von weiße Mann. Wie dein schwarzer Name?«
    »Kagari.«
    »Oh, schön.«
    Inzwischen hatten sich die anderen Frauen um sie geschart. Sie reichten der Fremden ihre Babys und redeten sie freundlich in ihrer Sprache an, da sie davon ausgingen, Diamond würde sie verstehen. Mit Steinen zerdrückten sie große runde Nüsse und gaben Diamond das wohlschmekkende Innere zu essen.
    »Ist dies das Land der Ilba?« fragte Diamond.
    »Alles Land der Ilba«, sagte Jannali und beschrieb mit dem Arm einen weiten Bogen.
    »Lebst du gern auf der Farm?«
    Jannali zuckte die Achseln. »Manchmal machen Wanderung.«
    »Aber warum kommt ihr wieder zurück?«
    »Dies unser Platz. Hier wir sterben. Heiliger Platz.« Diamond wußte, wie wichtig es für ihr Volk war, an ihrem Heimatort zu sterben, so daß der Geist seinen angestammten Platz in der Traumzeit finden konnte. Beim Gedanken an ihre eigene Erlösung überlief sie ein Schaudern.
    »Wir viel Hunger«, fügte Jannali erklärend hinzu. »Weißer Mann überall, töten Schwarze. Jagen

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