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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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nicht mehr gut. Hier sicher.«
    Diamond hielt nun den Augenblick für gekommen, sich nach Mrs. Buchanan zu erkundigen. »Erinnert ihr euch an Darcy?«
    »Ahhh!« stöhnten die Frauen wie aus einer Kehle auf.
    »Weiß Mann ihn töten auch«, seufzte Jannali. »Jetzt Mr. Ben Boß hier.«
    Über Jannalis Gesicht huschte ein Grinsen. Verschwörerisch kniff sie Diamond in die Brust. »Du passen auf. Mr. Ben gern haben Niggermädchen wie du.«
    Peinlich berührt richtete Diamond sich auf. Seit dem Begräbnis war sie Ben nur einige Male begegnet, und er hatte sie kaum zur Kenntnis genommen. Er war ein gutaussehender Mann, und sie hatte schon bemerkt, daß sie oft an ihn dachte. Aber was wollte diese Frau jetzt sagen? Hatte er ein Verhältnis mit einem dieser Mädchen? Oder vielleicht sogar mit mehreren?
    Die Frauen kicherten verschämt. »Du mögen Mr. Ben?« Jannali knuffte sie lachend in die Seite. »Er dir machen gut fühlen.«
    Diamond bemühte sich, das Thema zu wechseln. »Was ist mit Mrs. Buchanan? Der Missus?«
    Abrupt brach das Kichern ab. Alle hatten sie den Namen erkannt und blickten einander erschrocken an.
    »Ich glaube«, sagte Diamond vorsichtig, »sie ist keine gute Frau.«
    Die anderen nickten schweigend. »Sie mag mich nicht leiden.«
    Die Frauen verdrehten die Augen. »Du besser laufen fort. Du suchen Versteck bei deine Leute«, riet Jannali. »Aber ich weiß nicht, wo meine Leute sind«, rief Diamond aus. Entsetzt blickten die Frauen sie bei dieser Eröffnung an und schüttelten ungläubig den Kopf.
    Auf dem gegenüberliegenden Flußufer graste ein Känguruh. Diamond wies auf das Tier und sagte in ihrer Stammessprache: »Gengarru.« Die Frauen, die dachten, sie spreche Englisch, lächelten geduldig. Erst jetzt erkannte Diamond, wie ähnlich das Wort der Weißen und die Bezeichnung in Irukandji klangen. Plötzlich hätte sie zu gern gewußt, woher die Engländer den Begriff ihres Volkes kannten. »Wie heißt das Tier bei euch?«
    »Er sein Bundarra.«
    Das klingt ganz anders als Gengarru, dachte Diamond. Jannali streckte sich und stand auf. Außer dem roten Schal trug sie lediglich ein Lendentuch, das sie mit einem Band an der Taille befestigt hatte. Ihre schwarze Haut war über und über staubverschmiert. Sie ging ein Stück am Flußufer entlang, und Diamond folgte ihr. »Wie dein Totem?«
    »Kookaburra«, antwortet Diamond. Jannali war zufrieden.
    »Er große Eisvogelmann. Jetzt hören gut. Du gehen Platz, wo weiße Mann begraben Toten.« Bei dem unangenehmen Gedanken an den Friedhof schüttelte sie sich. »Dort niemand tun weh für dich.«
    »Aber was soll ich dort?«
    »Du einfach hören, immer nur hören.«
    Obwohl es ihr nicht einleuchten wollte, versprach Diamond, ihrem Rat zu folgen.
    Weit entfernt, hinter der Biegung des Flusses, vernahm Diamond ein Rauschen. Es klang wie die Brandung des Meeres. Wieder einmal dachte sie mit Wehmut an ihre Heimat. »Was ist das?« fragte sie.
    »Große Wasser fallen«, erklärte Jannali. »Du nicht gehen dort. Nicht gut für Schwarze.«
    »Warum? Ist der Ort heilig?«
    »Nein, gute Platz. Aber Missus sagen, der Ort zu gut für Schwarze. Nur Weiße gehen dort, für Schwimmen und Pikkernicken.« Stolz warf sie sich in die Brust. »Du kennen diese Wort? Pickernicken?«
    »Ja, natürlich. Du sprichst sehr gut Englisch.«
    »Ja.« Jannali winkte Diamond näher heran. »Missus böse Frau. Schlagen Schwarze mit Peitsche. Du dich halten weg von diese Hexe.«
    »Aber unternimmt denn Mr. Ben nichts dagegen?«
    Jannali zuckte die Schultern, als halte sie es für überflüssig, auf eine derartig dumme Frage zu antworten.
    Als Diamond sich dem Wohnhaus näherte, fühlte sie sich unversehens in ein Dorf versetzt. Eine kleine Herde Milchkühe trottete vor Diamond in ihren Pferch. Gelassen warteten die Tiere, daß die Melkerinnen sie von ihren wenigen Litern Milch befreiten. Auf den ersten Blick konnte man erkennen, daß dieses Land für Milchwirtschaft nicht sonderlich geeignet war, denn die Euter der Kühe waren nicht prall und voll wie die der Milchkühe an der Küste, sondern hingen schlaff und verschrumpelt herab. Niemand schien sich sonderlich um diese zahmen Tiere zu kümmern; dieses Land wurde von den ungestümen, böse blickenden Rindern beherrscht, die über die Prärie donnerten.
    Die Viehtreiber starrten Diamond neugierig nach, als sie an den Pferdegattern vorbeikam. Zwei Männer mit geschulterten Satteln schlossen sich ihr auf dem Weg zum Haupthaus an. »Wie

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