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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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hatte, obwohl sie nicht einsehen konnte, was Gott mit Jack Middletons Tod zu tun hatte. Eher waren es böse Geister, und von denen gab es auf Caravale wirklich genügend. Als Perfy in einen ruhigen Schlummer sank, trat Diamond wieder auf die Veranda. Plötzlich spürte sie einen harten Griff am Arm und zuckte erschrocken zusammen. Neben ihr stand Mrs. Buchanan.
    »Was hast du hier zu suchen, du schwarze Schlampe?« Schon holte sie zu einem Schlag aus, wie sie es gewöhnlich tat, wenn die schwarzen Hausmädchen ihr nicht gehorchen wollten. Doch Diamond trat zur Seite und richtete sich auf. Sie war ein ganzes Stück größer als Mrs. Buchanan.
    »Rühren Sie mich nicht an«, sagte sie leise, um Perfy nicht aufzuwecken. »Wagen Sie es bloß nicht!«
    Unwillkürlich trat Mrs. Buchanan einen Schritt zurück, doch im nächsten Moment hatte sie sich wieder gefangen. »Verschwinde von dieser Veranda! Raus aus meinem Haus! Von einem Niggermädchen muß ich mir so etwas nicht bieten lassen, und ich werde nicht dulden, daß du dich hier aufspielst. Verschwinde, oder ich lasse dich von der Farm jagen.«
    »Ich bin die Zofe von Miss Middleton«, widersprach Diamond, während sie sich vor Augen hielt, daß Perfy die Hälfte der Farm gehörte. »Und sie will, daß ich mich um sie kümmere.«
    Anstatt eine Antwort abzuwarten, wandte sich Diamond der Treppe zu. Doch Mrs. Buchanan eilte ihr nach. »Du wirst tun, was ich dir sage«, schnaubte sie, »oder ich jage euch beide davon! Wie gefällt dir das? Dies ist ein Wohnhaus und keine Krankenstation!«
    Ohne ein Wort lief Diamond davon. Was war diese Frau bloß für ein Mensch? Bestimmt würde sie Perfy das nicht antun; dazu war sie doch viel zu krank.
    Als sie endlich wieder in ihrem Zimmer war, zitterte sie am ganzen Leibe. Was war geschehen? Hatte sie Perfy durch ihr Benehmen in Schwierigkeiten gebracht? Würden sie ihr vielleicht erlauben, sich um Perfy zu kümmern, wenn sie sich noch einmal entschuldigte? Eigentlich konnte sie sich das nicht vorstellen. Besser, sie ging ins Lager der Eingeborenen und fragte dort um Rat.
    Bis jetzt hatte sie mit den Aborigines, die für die Buchanans arbeiteten, mit den Hausmädchen, Gärtnern, Melkern und all den anderen nur wenige Worte gewechselt, wenn sie sich zum Essen in einem Schuppen auf den Boden setzten. Diese Art, die Mahlzeiten einzunehmen, machte ihr nichts aus; wenigstens hatte sie so die Gelegenheit, die anderen Schwarzen kennenzulernen. Doch das Essen, das ihnen vorgesetzt wurde, widerte sie an. Alle erdenklichen Reste waren einfach nur in riesigen Töpfen zusammengekippt worden: Suppe, Knochen, Saucen, Fleischstückchen und Pudding. Auf Tabletts brachte man ihnen außerdem altes Brot, und daß schon stundenlang Fliegen darauf herumkrabbelten, schien niemanden zu stören. Was nach diesen Mahlzeiten immer noch übrigblieb, nahmen die Schwarzen mit in ihr Lager. Zwar hatte Diamond schon gesehen, wie Rationen von Mehl, Tee und Zucker an die Familien verteilt wurden, doch die Küchenreste aus dem Haus schienen als wahre Leckerbissen zu gelten.
    Zum Glück hatte Mae ihr erlaubt, sich abends noch eine richtige Mahlzeit in ihr Zimmer zu holen, und diese mußte dann für den ganzen Tag genügen. In der Runde der Eingeborenen aß Diamond nur ein paar Brotkrümel, um ihre neuen Freunde nicht zu verprellen.
    Sie waren vom Stamm der Ilba und unterhielten sich wieder in einer ganz anderen fremden Sprache. Auch sie hatten noch nie von den Irukandji gehört. Wenigstens sprachen zumindest die Dienstboten so viel Englisch, daß Diamond sich mit ihnen verständigen konnte. Ob dies auch für die Männer und die anderen Bewohner des Lagers galt, konnte Diamond nicht sagen, denn sie richteten nie ein Wort an sie, offensichtlich, weil sie nicht wußten, was sie von ihr halten sollten. Auch die Hausmädchen waren ihr zunächst wegen ihrer schönen Kleider und ihrer guten englischen Aussprache aus dem Weg gegangen. Doch nachdem sie sich erst einmal an sie gewöhnt hatten, erwiesen sie sich als weniger mißtrauisch als die Aborigines in Brisbane. Allerdings schwiegen sie hartnäckig auf Diamonds Fragen über die Farm und die Buchanans. Sie redeten lieber über Dinge, die ihnen nahestanden, über ihre Kinder und Männer, über Tiere und Proviantbeutel. Dabei lachten und kicherten sie, knufften einander in die Seite und wollten sich ihre gute Stimmung nicht von dieser fremden Frau verderben lassen.
    Diamond wartete, bis sie die Küchenmädchen auf dem Weg

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