Sonnenfeuer
Goldklumpen auf, massives Gold, hart wie Stein, das allen äußeren Einflüssen standgehalten hatte. Das Wasser hatte es in dieses Bachbett getragen, ihm aber nichts anhaben können. Und nun blinkte es in seiner Hand in der Sonne.
»Hier!« krächzte er überwältigt den anderen zu, die ihm den Rücken zukehrten. Aber weiter flußabwärts stürzte sich auch Billy unvermittelt auf einen Stein.
»Mein Gott!« rief er. »Allmächtiger Gott, kommen Sie und sehn Sie sich’s an!« Er machte einen triumphierenden Luftsprung und hielt dabei einen kleinen Goldklumpen in die Höhe. Dann warf er sich der Länge nach ins Wasser und lachte wie irr. »Es ist Gold! Wir haben’s gefunden! Hier ist überall Gold! Leute, wir sind reich!« Seine Stimme schallte durch den Busch, bis Jock zu ihm rannte und ihn zu beruhigen versuchte. »Willst du, daß alle es mitkriegen?«
»Sie können uns doch gar nicht hören«, meinte Billy, immer noch lachend. »Die sind meilenweit weg. Wir haben’s geschafft, Jock, Sie brummiger alter Schotte, wir sind reich!«
Als sich die erste Begeisterung etwas legte, gewann die Vorsicht die Oberhand. »Wenn sie uns das Vieh wegnehmen, ist auch das Gold nicht vor ihnen sicher«, gab Jock zu bedenken. »Wir stecken am besten nicht nur hier unsere Claims ab, sondern auch am Fluß, um sie irrezuführen. Wir müssen verdammt vorsichtig sein, Jungs. Sonst kommen wir hier nicht mehr lebend raus.«
»Er hat recht«, stimmte Ben zu. »Wir vergraben das, was wir heute gefunden haben, und tun so, als wäre nichts geschehen. Außerdem sollten wir die Mündung des Bachs gut verstecken.«
»Geben wir ihm doch einen Namen«, schlug Billy vor. »Ich bin dafür, daß wir ihn den Schottischen Bach nennen. Schließlich hat Jock ihn zuerst entdeckt.«
Ben grinste. Sonst war Billy keineswegs so großzügig, aber heute konnte er sich diese Geste leisten. Was für ein Tag! Ben fühlte sich ausgesprochen wohl in seiner Haut. Die Strapazen hatten sich gelohnt. Wieviel Gold wohl noch in diesem Bach lag? Es quälte ihn, das Ausmaß ihres Fundes nicht überblicken zu können. Am liebsten wäre er dort geblieben, um ihren kostbaren Bach zu bewachen und so lange nach Gold zu suchen, bis er genug beisammen hatte. Noch nie in seinem Leben hatte er so eine wahnsinnige Erregung verspürt. Er und Billy hätten alle Bedenken in den Wind geschlagen und bis Sonnenuntergang weitergesucht, wenn Jock nicht darauf bestanden hätte, diesen Platz zu verlassen. »Wir müssen vorsichtig sein, Jungs.«
Abwechselnd standen sie Wache und gingen am Bach auf und ab, während zwei von ihnen arbeiteten. Sie gruben, wuschen den Sand aus und folgten dem schmalen gekrümmten Bachlauf, der zu niedrig für das Boot war, weiter in den Dschungel hinein. Tagtäglich wuchsen ihre Goldvorräte. Ben hatte keine Ahnung, wieviel sein Gold wert war; es gab keine Waage, um angeschwemmtes Gold zu wiegen. Wie die anderen füllte er Marmeladeneimer, Tabakdosen und alles, was er finden konnte, mit Gold. Dann und wann ertönte ein Freudenschrei, wenn wieder ein großer Klumpen entdeckt worden war. Bislang hatte Jock den größten Goldklumpen entdeckt; sie schätzten sein Gewicht auf gut dreihundert Gramm. Nachts blickten sie flußaufwärts und fragten sich, wo die Hauptvorkommen liegen mochten. Sie hatten vor, flußaufwärts zu suchen, wenn der Schottische Bach leer war.
Die Hitze war allerdings schier unerträglich. Jack Kennedy verkündete, daß die Mittagstemperatur fünfundvierzig Grad betrage. Die Sonne brannte unbarmherzig durch die lichten Baumkronen, und das Land wurde mit der Zeit so trocken wie Zunder.
»Es hat keinen Zweck«, sagte Jock schließlich. »Hier ist es wie in einem Treibhaus. Ich arbeite nur noch bis Mittag. Eddie ist schon halbtot.«
Nur Billy und Ben waren entschlossen, weiterzumachen. »Es ist überall heiß, ganz gleich, wohin man geht«, war Bens Ansicht.
»Nein, auf dem Bergkamm ist es kühler. Der Wagen bietet etwas Schatten.«
»Er hat recht«, räumte Jack ein. »Ich bringe die zwei ins Lager und hole Sie beide später ab.«
»Sehen Sie zu, daß Sie vor der Dämmerung kommen, sonst werden wir noch bei lebendigem Leib von Insekten gefressen.«
»In Ordnung.« Jack packte seine Ausrüstung zusammen. »Bis später.«
Es war das letzte Mal, daß sie Jack Kennedy lebend sahen. Die Schwarzen griffen das Lager auf dem Bergkamm nicht, wie erwartet, bei Nacht an, sondern um zwei Uhr nachmittags, als die meisten Goldsucher unten am Fluß
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