Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
arbeiteten und die Zurückgebliebenen erschöpft in den Zelten oder im Schatten der Bäume vor sich hin dösten. Leise huschten sie auf die Lichtung. Sie waren mit Speeren und Tomahawks bewaffnet und warfen brennende Zweige auf die Zelte und den Wagen. Als die Schreie ihrer Opfer durch das Tal hallten, kämpften sie sich den Weg in den schützenden Busch frei. Sie wandten sich flußaufwärts zu einer entfernten Stelle, an der sie ihre Kanus versteckt hatten, und brachten sich auf dem anderen Ufer in Sicherheit. Ihre graubemalten Gesichter strahlten triumphierend, und zum Zeichen ihres Sieges hatten sie sich weiße Kakadufedern ins Haar gesteckt. Der Krieg der Merkin hatte begonnen.
    Sie hatten nicht genügend Zeit gehabt, um das Haar der Weißen als Trophäen mitzunehmen. Ohnehin hatten die Skalps an Wert eingebüßt, seitdem man festgestellt hatte, daß dieses Haar keine potenzsteigernde Wirkung besaß. Nur der junge Garangupurr trug seine Kriegsbeute an einem Stück Schnur um den Hals. Nachdem er die weiße Frau mit einem Schlag zu Boden gestreckt hatte, trennte er ihr in Sekundenschnelle die Haarrolle vom Hinterkopf. Unübersehbar fiel das rotbraune Haar in glänzenden Strähnen über seine Brust. Dies war wahrhaftig ein außergewöhnlicher Skalp.
     
    Ben und Billy hörten zwar das Gewehrfeuer in der Ferne, doch sie ließen sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Das mußte nichts weiter bedeuten, denn schießwütige Goldsucher schossen auf alles mögliche, und im Fall eines Streits auch auf den anderen. Als die Sonne den Himmel jedoch glühend rot färbte und hinter den Hügeln versank, machte Billy sich allmählich Sorgen.
    Um sich vor den Schwärmen von Moskitos und Sandfliegen zu schützen, die die Schmeißfliegen bei Dämmerung ablösten, rieben sie sich mit Schlamm ein. Dann warteten sie am Flußufer auf das Boot. Aber nichts war zu sehen.
    »Diese Bastarde!« fluchte Billy. »Ich wette, irgendein Mistkerl hat sich mein Boot unter den Nagel gerissen.«
    »Hier können wir nicht bleiben«, sagte Ben schließlich. »Wir müssen laufen.« In der Finsternis tasteten sie sich am Flußlauf voran, stolperten über im Farndickicht verborgene Wasserrinnen, suchten am rutschigen Ufer nach Halt und kletterten über umgestürzte Bäume. Stunden später langten sie zerschrammt, blutend und mit zerrissenen Kleidern im Lager an.
    Ben war fassungslos, als er von dem Massaker erfuhr. Neun Opfer, darunter Jack Kennedy, Mrs. McFeat und der junge Eddie Gaunt, waren zu beklagen. Billys tiefe Trauer erstaunte Ben. Er wußte nie, was er von Billy halten sollte. Ben war sich darüber im klaren, daß er bei seiner Gruppe nicht besonders beliebt war – sie nannten ihn spöttisch den »Rinderbaron« –, aber als einmal ein Raufbold ihn angriff und beschuldigte, seinen Tabak gestohlen zu haben, hatte Billy, ohne auch nur einen Moment zu zögern, mit einem Steigbügel auf den Mann eingeschlagen. Später hatte Billy schweigend den gestohlenen Tabak hervorgeholt und geraucht.
    »Armer Eddie«, weinte er. »Er hatte nie eine richtige Chance. Und haben Sie gehört, was Jock gesagt hat? Eddie hätte wegrennen können, aber er ist zum Wagen zurückgelaufen, um Mrs. McFeat zu helfen. Jock hat gesehen, wie er sie aufgehoben hat, aber da bekam er einen Speer in den Rücken und wurde dann erschlagen. Jock hat alles mitangesehen!« Tränenüberströmt blickte Billy zu Ben auf. »Und wissen Sie was? Jock hat gesagt, sie war bereits tot.«
    Ben sorgte sich um Jock. Ihn hatte es zuerst erwischt. Als er um den Wagen gegangen war, hatte ihn ein Speer in den Bauch getroffen und eine klaffende Wunde gerissen. Unfähig, sich zu bewegen, war er zu Boden gestürzt. Ein Aborigine verabreichte ihm im Vorbeilaufen einen weiteren Schlag und zerschmetterte damit Jocks rechtes Bein. Nach dem Überfall hatte man außer Jock noch einige andere Überlebende gefunden und eine behelfsmäßige Krankenstation eingerichtet. Die meisten würden wohl überleben, aber Jocks Verletzungen waren sehr schwer. Ein ehemaliger Apotheker operierte die Opfer und warnte vor Infektionen. Jocks Bein begann bereits zu eitern, und sein Zustand war äußerst bedenklich.
    Die Goldgräber begruben die Toten und kehrten an ihre Arbeit zurück, während sich Ben und Billy um Jock kümmerten und versuchten, sein Fieber zu senken.
    »Mir reicht’s«, meinte Billy. »Ich bin dafür, daß wir uns mit dem Gold aus dem Staub machen.«
    »Wir können Jock nicht allein lassen«, flüsterte Ben

Weitere Kostenlose Bücher