Sonnenfeuer
aufsteigen. Sobald es ihm wieder besser ging, würde er ihre Ankunft feiern.
Die Männer, die sie willkommen geheißen hatten, zogen eine Flasche Whisky hervor, und sogar Agnes nahm einen Schluck. »Warum nicht!« rief sie aus. »Heute ist ein Freudentag!«
»Ist Mulligans Gruppe schon angekommen?« fragte Ben.
»Mulligan!« sagte der Sprecher lachend. »Der wartet, bis sie Schienen hierher verlegt haben. Also, Jungs, wem gehören die Rinder?«
»Mir.« Ben richtete sich auf und blickte den Männern ins Gesicht. Er fragte sich, ob sein allgemeines Unwohlsein der einzige Grund für das plötzliche nervöse Zucken im Magen war.
»Freut mich, Sie kennenzulernen, Kumpel.« Der Fremde ließ sich vom Pferd gleiten und streckte Ben die Hand entgegen. »Mein Name ist Dibble, Jim Dibble.«
Ben schüttelte ihm die Hand. »Buchanan«, erwiderte er müde. »Nun liegt es bei Ihnen«, begann Dibble. »Endlich ein Treck mit Vieh. Sie sind der erste, der Rinder zum Palmer bringt, und wir sind Ihnen verflucht dankbar.« Er drehte sich zu seinen Begleitern um. »Nicht wahr, Jungs?«
Statt einer Antwort brachen die Männer in ungeduldige Hochrufe aus.
»Lassen Sie uns also vom Geschäft reden«, fuhr Dibble fort. »Wieviel wollen Sie für die Rinder?«
»Sie sind unverkäuflich«, sagte Ben entschieden.
»Zwanzig Dollar pro Stück«, bot Dibble. »In Gold.«
»Nichts zu machen«, entgegnete Ben mit fester Stimme. »Ich gebe Ihnen ein paar Rinder, damit Sie zurechtkommen, aber wir wollen den ganzen Winter hier bleiben.«
»Sie brauchen nicht alle.«
»Nicht alle?« warf Kennedy ein. »Uns sind nur noch ein paar Dutzend geblieben.«
Dibble beachtete ihn nicht. »Dreißig Pfund«, erhöhte er sein Angebot.
»Tut mir leid.« Ben winkte ab. »Ich verkaufe nicht. Wenn Sie Fleisch essen wollen, hätten Sie selbst welches mitbringen sollen.«
»Ich glaube, Sie verstehen nicht recht, Mr. Buchanan«. Dibble senkte die Stimme. »Hier gibt es keinen Laden, wo man Fleisch kaufen kann. Also, wie schon gesagt, wir sind bereit, zu bezahlen. Wenn Sie Schwierigkeiten machen, gibt es natürlich auch einen anderen Weg. Das Gebot steht bei dreißig Pfund pro Stück, und damit machen Sie einen guten Gewinn. Vier können Sie behalten. Treibt sie zusammen, Jungs!«
»Sechs!« rief Billy Kemp.
Dibble lachte. »In Ordnung, dann behalten Sie eben sechs. Mein Gott, schaut euch das an! Die haben ja ein Boot dabei! Wollen Sie es verkaufen?«
»Nein!« schrie Billy. »Das Boot gehört mir!«
Das Boot war Ben gleichgültig, doch er ärgerte sich gewaltig über den Verlust der Rinder. Billy verlangte sofortige Bezahlung, und so mußte Ben hilflos mitansehen, wie sich die Käufer anstellten und Jock das Gold sorgfältig abwog. »Sie haben achthundert Pfund verdient, mein Junge«, sagte er fröhlich. »Kein schlechtes Geschäft.«
»Erzählen Sie mir das, wenn Sie wurmzerfressenes Känguruhfleisch essen müssen«, zischte Ben.
Sie folgten den Männern zur Siedlung der Goldgräber auf einer gerodeten Lichtung an einem Bergkamm mit Blick auf den Fluß. Dieser unterschied sich in nichts von den Flüssen, die sie bisher überquert hatten. An jedem Wasserlauf, an jedem Rinnsal hatten sie sich umgeschaut, in der Hoffnung, vielleicht Gold zu finden. Doch aus einem unerklärlichen Grund schien allein der Palmer von der Natur so reich bedacht zu sein. Unten am Flußufer konnten sie die Goldwäscher sehen. Billy Kemp, der leicht Freundschaften schloß, wandte sich sofort an ein paar Männer und erkundigte sich nach ihren Goldfunden. Die Männer zeigten sich jedoch nicht besonders gesprächig, sie grinsten lediglich, strichen sich den Bart glatt und machten sich aus dem Staub. »Es ist das beste, hier bei uns zu bleiben«, riet Dibble Ben.
»Ist dieser Platz die ganzen Strapazen des Trecks wert?« fragte Ben.
»Hier geht niemand mit leeren Taschen nach Hause, wenn er es denn bis nach Hause schafft«, entgegnete Dibble. »Unser Lager haben wir aus Sicherheitsgründen hier oben aufgeschlagen. Bleiben Sie nicht die Nacht über bei Ihren Schürfstellen.«
»Schwarze?« wollte Ben wissen.
»Nicht nur Schwarze. Drei Männer sind schon ermordet worden, als sie durch den Busch zum Lager zurückgingen, und ihr Gold ist spurlos verschwunden. Die Aborigines nehmen kein Gold. Einen alten Goldgräber haben wir mit einem Speer im Rücken gefunden, und es hat beinahe einen Aufstand gegeben, bis wir gemerkt haben, daß der Speer nur ein Einschußloch verdecken sollte.
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