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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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bleiben Sie nicht ganz fort?«
    »Meebal, wir können sie nicht aufhalten. Das kann niemand mehr. Und es ist besser so. Ich möchte, daß du mich begleitest und sie kennenlernst. Sie sollen wissen, daß die Irukandji gute Menschen sind.«
    John Perry rümpfte die Nase. »Ein Verrückter und ein Blinder«, sagte er zu den Soldaten. »Wie konnte ich mich von dieser Frau nur derartig an der Nase herumführen lassen? Der Regierungsbeauftragte wird mich an die Luft setzen.«
    Die Soldaten grinsten. Natürlich hatte inzwischen auch der letzte Mann mitgekriegt, daß dieser Buchanan nicht ganz richtig im Kopf war. Ungefähr ein dutzendmal war er von seinem Pferd abgesprungen und auf seinem kranken Fuß durch die Gegend gestolpert, weil er Gold suchen wollte. Und seine schwarze Freundin bemutterte ihn wie eine Glucke. »Wir haben mehr Gold als wir brauchen«, redete sie immer wieder auf ihn ein. »Es wartet auf uns in Cooktown.« Und der arme Tropf glaubte ihr aufs Wort. Wenn er es mal wieder vergessen hatte, erzählte sie ihm die ganze Geschichte geduldig von vorn. Gut sah sie ja aus mit ihrem großen, schlanken Körper und den vollen Brüsten. Für die Soldaten bestand kein Zweifel, daß sie mit dem jungen Perry das Bett geteilt hatte. Man sah ja, wie er sie mit seinen Blicken verschlang, weil er nicht genug von ihr kriegen konnte. Und deshalb war er jetzt mit ihr unterwegs und tat, was sie von ihm verlangte.
    Und jetzt noch dieser schwarze Blinde, der mit Federschmuck und Kriegsbemalung erschienen war, um die Fremden zu begrüßen! Diamond hatte erklärt, dies sei ihr Bruder vom Stamm der Irukandji. Aber den Soldaten war das völlig gleichgültig; sie haßten dieses Land und dieses höllische Klima. Für diesen Ausflug hatten sie sich ohnehin nur deshalb freiwillig gemeldet, weil sie darin eine Möglichkeit sahen, nach Cooktown zurückzukehren, bevor die Regenzeit kam und das Gebiet am Palmer vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten war. Und vielleicht kannte dieses Mädchen ja tatsächlich eine Abkürzung. Bis jetzt hatte Meebal immer angenommen, alle Weißen seien schreiende Teufel, und nun war er erstaunt über ihre ruhigen Stimmen. Sie faszinierten ihn. Seine Befangenheit wich bald einer kindlichen Neugier; er kostete ihr Essen und ließ sich sogar dazu bewegen, die weichen Nüstern der Tiere zu berühren, die sie Pferde nannten. So großen Tieren war er noch nie begegnet, lediglich ihren donnernden Hufschlag hatte er in letzter Zeit öfter gehört. Jetzt ließ er sich von ihren samtigen Lippen liebkosen und lachte über ihre schnaubende, prustende Sprache.
    Diamond brachte ihm ein paar englische Worte bei, mit denen er sich später vor einem Angriff schützen konnte. Obwohl es ihm schwerfiel, sie zu lernen, wünschte sie, sie hätte das schon früher getan. Meebal, der von den Pferden begeistert war, wollte alles über diese Tiere erfahren und über nichts anderes mehr sprechen. Lächelnd dachte Diamond daran, wie er den Besuchern im Haus des Gouverneurs ähnelte, die die Koalas in den Bäumen bestaunten und unbedingt die Känguruhs sehen wollten.
    »Die Weißen«, erklärte ihr Meebal, »sind auch nicht anders als wir. Aber diese Tiere, die die Menschenwesen so schnell wie der Wind durch das Land tragen, die sind ein großer Zauber. Es macht mich traurig, daß ich mich von ihnen verabschieden muß.«
    Zu Perrys Erstaunen leitete der Blinde sie sicher über Pässe und durch Täler. »Diesen Weg sind wir aber nicht gekommen«, sagte Diamond zu ihrem Bruder. »Nein«, antwortete er. »Aber für diese wunderbaren Tieren ist er leichter. Ich habe den Weißen einen Weg gezeigt, und das muß reichen.«
    Als sie aus dem Busch traten und sich vor ihnen die saphirblaue Bucht der Whitsunday erstreckte, brachen John Perry und seine Soldaten in Jubel aus. Begeistert klopften sie Meebal auf die Schulter. Dann überhäuften sie ihn mit Geschenken – mit den Resten ihrer Vorräte, mit Münzen, Halstüchern, Streichhölzern und Knöpfen – denn mit seiner Hilfe hatten sie einen Weg gefunden, der jetzt nur noch fünf Tage in Anspruch nahm. Doch Meebal bat lediglich um einen einzigen Gefallen: Er wollte die letzten verbleibenden Meilen auf einem Pferd zurücklegen.
    Perry selbst stellte ihm sein Tier zur Verfügung. Er war sicher, daß er nun, nach der Entdeckung dieses neuen Weges, befördert werden würde. Und so führte er sein Pferd mit dem verzückten Meebal im Sattel den letzten Abhang hinunter.
    »Dies ist der größte

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