Sonnenfeuer
ihrem Gold zu erzählen. Er hätte nicht eher Ruhe gegeben, als bis sie ihm beschrieben hätte, woher sie es hatte. Aber dadurch würde sie ihr Volk in Schwierigkeiten bringen, und außerdem mußte sie vermeiden, daß er wieder vom Goldfieber angesteckt wurde. Sollte er sich auf die Suche machen, würden die Krieger der Irukandji ihn töten. Sie lächelte. Wenn sie diese Versuchungen hinter sich gelassen hatten und sicher in Bowen angekommen waren, würde sie ihm von ihrem Gold erzählen. Er war ihre große Liebe, und sie malte sich in allen Einzelheiten aus, wie sehr er sich freuen würde, wenn sie ihm das Gold gab. Nicht als geschlagener Mann würde er nach Caravale zurückkehren, sondern im Triumph. Dann würde es auch nichts mehr ausmachen, wenn Perfy in ihrer Wut ihre Anteile verkauft hatte, denn mit ihrer Hilfe hätten die Buchanans das nötige Geld, einem neuen Besitzer jeden Preis zu bieten. Wie versprochen sollte ihr Luka, ihre Mutter, mehr von den Steinen geben. Am besten vereinbarte sie mit ihr eine Zusammenkunft bei den Wasserfällen. Dann brauchte sie nicht noch einmal das Land der Irukandji zu betreten, wo Tajatella sie mit seinem Haß verfolgte.
Doch schon am nächsten Tag platzten ihre Träume wie eine Seifenblase.
»Wem gehört diese Hütte?« fragte Ben.
»Dem Arzt. Er hat sie nach seiner Ankunft in Cooktown gebaut. Als die Stadt wuchs, brauchte er auch ein größeres Haus.«
»Alle Leute verdienen Geld, nur ich nicht«, stöhnte Ben. »Ich bin pleite.«
»Nein, das bist du nicht«, sagte Diamond vorsichtig.
»Du hast leicht reden. Zum Glück kann mich der Name Buchanan retten. Der Leiter der Bank hat mir einen Kredit für meine Schiffspassage angeboten, aber abgesehen davon bin ich völlig pleite.«
»Du warst auf der Bank?« fragte sie beunruhigt. Er hatte von »seiner« Schiffspassage gesprochen. Und was war mit ihr?
»Natürlich. Der Arzt hat mich den Leuten vorgestellt. Weißt du, was ich am meisten hasse? Daß diese Emporkömmlinge mich bedauern, wenn ich wie ein Krüppel durch den Ort humpele. Sie reden mit mir wie mit einem Irren. Der arme Buchanan! Schicken wir den Kerl doch besser nach Hause!«
»Das stimmt nicht, Ben! Der Arzt ist sehr nett und hat sich sehr um dich gekümmert.«
»Was du nicht sagst!« Seine Stimme triefte vor Hohn. »Sie alle wissen, daß ich kein Geld habe.«
»Ja, jetzt im Augenblick«, erwiderte sie. Sie biß sich auf die Lippen, um ihm nichts von dem Gold zu erzählen.
»Natürlich, im Augenblick. Sie wissen schon, wo was zu holen ist. Selbst in diesem gottverlassenen Ort hat sich rumgesprochen, wer die Buchanans sind. Aber sie wissen auch, wer die Rechnungen zahlt, oder etwa nicht?«
»Welche Rechnungen?« fragte sie betroffen.
»Ach, stell dich nicht dumm, Diamond! Ich bin doch nicht blöd! Wir leben hier nicht von Luft und Liebe. Wer kauft die Lebensmittel? Wer hat mir Kleider besorgt? Wer zahlt die Arztrechnungen? Und erzähl mir nicht, daß dein Freund Bourke uns aus reiner Nächstenliebe auf Kredit leben läßt. Also, wer hat das alles bezahlt?«
»Ben, sei nicht undankbar. Ich habe es gern getan.«
»Das kann ich mir denken! Aber woher stammt das Geld? Wieso verfügt eine Schwarze plötzlich über Geld?«
Diamond versuchte zu lächeln. »Ach, Ben, das ist doch gleichgültig. Hauptsache, es geht dir wieder gut.«
»Natürlich. Aber du hast mir noch nicht gesagt, woher das Geld kommt.« Er packte sie am Arm und zog sie zu sich heran. »Woher hast du es?«
»Das habe ich mir verdient«, flüsterte sie.
»Genau. Hast du gedacht, ich habe das nicht gewußt? Als Hure hast du es dir verdient, in Charters Towers. Und du scheinst dich ja mit Glory Molloy ausgezeichnet zu verstehen. Hast du auch für sie gearbeitet?«
»Nein«, stammelte Diamond. »Bestimmt nicht, Ben.«
»Warum nicht? Auf ein paar Kunden mehr kommt es doch nicht an.«
Sie sah ihm ins Gesicht und legte ihm die Arme um den Hals. »Laß das, Ben! Was macht es schon aus?« Sie küßte ihn und nestelte an seinem Hemd. »Diese schreckliche Zeit liegt jetzt hinter uns. Nimm es nicht so wichtig, du darfst dich nicht aufregen.« Als sie ihn zärtlich liebkoste, beruhigte er sich allmählich. Doch sie bemerkte erschrocken, daß sie ihn verführte, wie sie es bei den tolpatschigen, unbeholfenen Kunden im Bordell gelernt hatte. Mit langsamen, sinnlichen Bewegungen streifte sie die Kleider ab und räkelte ihren schlanken Körper auf dem Bett, bis er seinen Widerstand aufgab. Als er sie
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