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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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dort geblieben.«
    »Und wo liegt Palmerville?«
    »Ungefähr fünfundvierzig Kilometer flußabwärts.«
    Als sie zum Pfad am Flußufer hinunterging, fühlte sie sich unendlich einsam. War Ben noch am Leben? Wie würde er sie empfangen? Würde er sie beschimpfen? Außerdem hatte Billy Kemp womöglich gelogen, und Ben war gar nicht mehr hier. Die Sonne brannte erbarmungslos vom Himmel, und dichte Schlingpflanzen, deren Ranken schwer wie Blei waren, behinderten ihren Weg. In ihrem Kopf dröhnten Stimmen, die ihr rieten, diese ungewisse Suche aufzugeben und umzukehren.
    »Jetzt hast du es leicht«, zischten sie ihr ins Ohr. »Lew Cavour und Mr. Chin sind hier. Bei ihnen bist du garantiert in Sicherheit. Du kannst dich bei ihnen ausruhen, solange du willst.«
    Eine Stimme kam ihr besonders vertraut vor – das laute Zetern von Mrs. Buchanan. »Hände weg von meinem Sohn, du schwarze Hexe!«
    Doch ausgerechnet diese Stimme trieb sie an, weiterzugehen. Anstatt sie einzuschüchtern, schürte sie ihren Widerspruchsgeist und damit auch ihre Kraft.
    Ohne Vorwarnung stand sie plötzlich vor einem einsamen Zelt, und ein bärtiger Goldsucher grinste ihr freundlich entgegen. »Sieh mal einer an, was haben wir denn da an Land gezogen? Hast du dich verlaufen, Kleine?«
    »Eigentlich nicht. Ich will nach Palmerville«, sagte sie.
    »Du siehst aber reichlich mitgenommen aus. Komm, trink mit mir eine Tasse Tee. Ich wollte sowieso gerade meine Pfeife rauchen, und ein bißchen Gesellschaft wäre mir da gerade recht.« Dankbar nahm sie den süßen, starken Tee entgegen.
    »Ich muß heute abend selbst noch nach Palmerville rüber«, sagte er. »Wenn du ein Weilchen wartest, nehme ich dich mit. Besonders angenehm ist es da ja nicht gerade, vor allem, wo sie jetzt diese Wahnsinnspreise verlangen. Hätte nie gedacht, daß ich noch den Tag erlebe, wo ein einfacher Nagel in Gold aufgewogen wird.« Er zog heftig an seiner Pfeife. »Vor allem hätte ich nie gedacht, daß ich das auch freiwillig bezahle. Aber dieser alte Fluß hier, der hat mich reich beschenkt. Ich komme aus London und habe alles verkauft, damit ich hier Gold suchen kann. Mein Gott, was haben die Leute mich ausgelacht! Für verrückt erklärt haben sie mich. Aber wenn ich zurückkomme, dann ziehen sie lange Gesichter. Wenn ich überhaupt noch mal zurückkehre. Dieses Brisbane hat mir eigentlich ganz gut gefallen. Ich habe …«
    Diamond hatte sich einen Platz im Schatten ausgesucht und versuchte den Worten des Alten zu folgen, während sie sich erschöpft gegen einen Baumstumpf lehnte. Doch nach wenigen Sekunden sank sie in einen tiefen Schlummer.
     
    Jeder kannte den Einsiedler, und alle wiesen sogleich auf seine abgelegene Hütte.
    »Er hatte ’nen Kumpel dabei«, erklärte ihr einer der Goldsucher, »und hat sich abgerackert, um den armen Kerl wieder auf die Beine zu bringen, aber der Arme ist schließlich abgekratzt. Der Einsiedler hat das überhaupt nicht bemerkt. Erst als die Leiche anfing zu stinken, haben es die anderen gerochen. Mit Gewalt mußten sie ihn rausholen, und die ganze Zeit hat der Einsiedler gejammert und geplärrt, als ob sie ihn ermordet hätten.«
    »Er will keinen Besuch«, warnte sie ein anderer. »Aber er ist harmlos.« Er lachte. »Wenigstens seit er keine Munition mehr hat. Er bleibt lieber allein und redet mit seiner Töle.«
    Als erstes begegnete ihr Bens Schäferhündin Blue. Als sie Diamond entdeckte, stellte sie die Ohren auf und verharrte angriffsbereit. Diamond hockte sich hin und versuchte die Hündin zu streicheln, doch diese wich zurück und fletschte die Zähne. Offensichtlich hatte sie Diamond vergessen. Vorsichtig rutschte sie näher an das Tier heran. Da hörte sie aus der Blätterhütte ein Geräusch. »Ben«, rief sie. »Ben Buchanan. Ruf den Hund zurück! Komm raus, Ben!«
    Auf diesen Ruf hin kam ein Mann mit drohend erhobenem Stock ins Freie gehumpelt, und die Hündin begann aufgeschreckt mit einem wütenden Gebell. Während dessen musterte Diamond fassungslos die Gestalt, die da vor ihr stand. War dieser schmutzstarrende, gebeugte Mann mit den verfilzten Haaren und dem Bart, der fast das ganze Gesicht bedeckte, tatsächlich Ben Buchanan? »Was habt ihr hier zu suchen«, brüllte er. »Schert euch weg, ihr Diebesgesindel!« Er dachte wohl, sie sei nicht allein gekommen. »Ich bin’s, Ben«, sagte sie gefaßt. »Diamond. Ich tu dir nichts.« Unstet suchten seine Augen die Gegend ab. Ein böses Lächeln umspielte seine Lippen.

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