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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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und die Röcke gerafft hatten, damit sie nicht in den Staub hingen, oder wenn Frauen auf kräftigen, halbwilden Pferden vorbeiritten. Ständig machte sich ihre Mutter Sorgen um sie, stopfte ihr Watte in die Ohren, wenn sie an Schenken oder anderen schmutzigen Orten vorbeikamen, damit sie kein anrüchiges Gerede hörte. Ihre Mutter mochte Brisbane nicht. Als Perfys Vater in diese Stadt geschickt wurde, hatte seine Frau nicht gewußt, daß dies früher die berüchtigte Sträflingskolonie Moreton Bay gewesen war. Obwohl dies längst der Vergangenheit angehörte – die Straflager waren zehn Jahre vor Jack und Alice Middletons Ankunft geschlossen worden – behauptete ihre Mutter, sie könne die Gegenwart dieser armen gepeinigten Seelen spüren; ihre Geister, so sagte sie, würden nie zur Ruhe kommen. Natürlich erzählte man sich Geschichten, daß manche Leute in den mitternächtlichen Straßen von Brisbane das Rasseln von Ketten oder grausige Schreie vernommen hätten, aber ihr Vater meinte, das sei alles Unsinn, und Perfy war bereit, eher ihm zu glauben. Sie hatte sich immer gefragt, warum Geister ausgerechnet um Mitternacht erscheinen und mit ihren Ketten rasseln mußten, und das hatte ihren Verdacht bestärkt, daß alles nur Humbug war. So hoffte sie jedenfalls.
    Nun belastete es ihre Mutter aber noch immer, daß sie als Verbrecherin nach Sydney deportiert worden war. Auch Perfys Vater war ein Sträfling, das wußte sie. Freunde dieses ständig schniefenden Edmund Gaunt von nebenan hatten Perfy eines Tages in der Schule damit verhöhnt. Sie hatte kein Wort geglaubt und war wütend nach Hause gerannt. »Die Kinder sagen, ihr seid Verbrecher. Ihr wart doch keine Sträflinge, oder?« »Wir sind Exilanten, Liebes«, war der einzige Kommentar ihrer Mutter gewesen, den sie jemals zu diesem Thema abgegeben hatte. Ihr Vater dagegen hatte sich klarer ausgedrückt: »Es gibt nichts, worüber du dir Sorgen machen müßtest, mein Mädchen. Die meisten von uns sind auf diesen Sträflingsschiffen aus England deportiert worden, also reg deine Mutter nicht auf. Es waren schlimme Zeiten, die wir am besten vergessen sollten. Wir sind niemandem etwas schuldig und haben keinen Grund, uns zu verstecken.«
    Perfy machte große Augen. Sie war entsetzt und neugierig zugleich. »Aber was habt ihr denn verbrochen?«
    »Wir wollten überleben, Kleines, das ist alles.«
    Da ihre Mutter Brisbane verabscheute, sparte ihr Vater, um eine kleine Farm zu kaufen. Nun sollte auch Perfy das ihre dazu beitragen und sich eine Arbeit suchen. Es würde ihre erste Stelle sein, deshalb wollte sie heute mit tadellosem Benehmen glänzen. Perfy war fest entschlossen, diese Stelle zu bekommen. Ihre Mutter würde begeistert sein, wenn sie im Haus des Gouverneurs arbeiten und die wunderschöne Gräfin Diamentina, Lady Bowen, kennenlernen würde.
    Perfy blickte hinunter auf ihre Stiefel. Sie waren nicht neu, aber hübsch poliert und mit neuen Schuhbändern versehen. Laura trug neue Stiefel, die sie extra für diese Gelegenheit bekommen hatte; ihr Vater war Schmied und konnte es sich leisten. Und Amy Campbell, die dritte im Bunde der drei Mädchen, die zusammen in ihren Sonntagskleidern auf einer Bank unter einem Mangobaum saßen, hatte sogar Halbschuhe an. Richtige Damenschuhe. Perfy warf einen neiderfüllten Blick darauf. Noch nie hatte sie Damenschuhe besessen; die meisten Leute trugen Stiefel, weil man sich die Halbschuhe auf den harten staubigen Straßen nur ruinierte und sie für die nasse Jahreszeit nicht taugten. Aber die Campbells kümmerte das nicht; der alte Jock Campbell besaß den größten Laden in der Stadt.
    »Es ist gemein, uns hier die ganze Zeit warten zu lassen«, beschwerte sich Laura.
    Amy stimmte zu. »Wetten, wir sitzen jetzt schon eine geschlagene Stunde hier. Ich komme um vor Hitze. Außerdem will ich die Stelle sowieso nicht.«
    »Die Frau hat gesagt, wir sollen hier sitzenbleiben und warten«, schaltete sich Perfy ein. »Ich glaube, das war die Haushälterin. Sie sieht sehr elegant aus.«
    »Pah!« schnaubte Amy. »Ich finde, sie sieht eher aus wie eine alte Krähe, und das Gesicht paßt zu ihrer scheußlichen Nase!« Sie hob ihre Arme. »Ich schwitze fürchterlich!«
    »Du willst doch nicht, daß man dich so reden hört, wenn du dort in Dienst gehen willst«, wisperte Perfy.
    »Die hören uns nicht«, antwortete Amy. »Bis zum Haus sind’s doch mindestens fünfzig Meter. Ich frage mich, warum wir ausgerechnet hier warten müssen. Sie

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