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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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wissen? Ein Telegramm, Madam. Vom Hafenmeister in Rockhampton. Ein schrecklicher Sturm.«
    Mrs. Beckmann wollte es nicht glauben. Sie fragte und fragte, sank in dem großen Sessel immer mehr in sich zusammen und rang die Hände auf dem Schoß, bis sie schließlich der Wahrheit ins Auge sehen mußte.
    Es schien nichts zu geben, womit Diamond sie trösten konnte. Die Missus lag weinend auf dem Bett, wanderte ruhelos durchs Haus und brach in lautes Klagen aus, wenn Freunde kamen, um ihr Beileid zu bekunden. Nachts rief sie seinen Namen und betrauerte sein Schicksal.
    Diamond konnte sich nicht vorstellen, daß sich ihr Leben nun sehr verändern würde. So etwas paßte nicht zu ihrem Bild von der Welt des weißen Mannes, genausowenig wie es zur Welt ihres eigenen Volkes paßte. Als sich die Missus jedoch wieder ein wenig gefaßt hatte, war sie gezwungen, sich Klarheit über ihre Lage zu verschaffen. Tagsüber war sie nun meist außer Haus. »Geschäfte«, erklärte sie Diamond. »Ich muß mich mit Dingen befassen, die für mich neu sind, ich muß mit der Bank und der Reederei reden.« Sie schrieb lange, traurige Briefe nach Deutschland.
    In der Stille ihres Zimmers weinte auch Diamond um den Käpt’n. Es war schwer, sich das Leben ohne ihn vorzustellen. Sie würden einsam sein. Und dann fiel ihr auf, daß die Missus seit einiger Zeit wieder mehr weinte. Jede Kleinigkeit schien sie aus der Fassung zu bringen, und Diamond nahm an, es würde lange dauern, bis sie über den Verlust ihres geliebten Gatten hinweggekommen war.
    »Ich muß das Haus verkaufen«, sagte Mrs. Beckmann mit zitternder Stimme zu Diamond. Es klang so, als habe sie Angst, diese Worte auszusprechen.
    »Wohin werden wir gehen?«
    »Das ist die Schwierigkeit. Ich habe kein Geld, von dem ich leben könnte. Otto hat das Schiff gekauft und dadurch Schulden bei der Bank.« Sie schniefte und putzte sich die Nase mit einem riesigen Taschentuch, dann holte sie tief Luft. »Diamond, dies ist ein trauriger Tag. Ich hätte nie gedacht, daß so etwas geschehen würde. Ich muß zurück nach Deutschland gehen und bei meinem Sohn und seiner Frau wohnen.«
    Diamond war erstaunt. »Du willst bei dieser Frau wohnen, die so gemein ist? In ihrem Haus?«
    »Das ist im Moment die einzige Möglichkeit. Das Leben ist hart.« Sie nahm Diamonds Hand. »Ich muß es dir jetzt sagen: Ich kann dich nicht mitnehmen.«
    War dies die Bedeutung des Traums? Diamond hatte die Missus in eine andere, fremdartige Welt davoneilen sehen; sie war dem Käpt’n gefolgt.
    »Verstehst du das, Diamond?«
    »Ja«, erwiderte sie, um der Missus eine Freude zu machen.
    »Ich habe versucht, ein Zimmer für dich zu finden, hatte aber kein Glück. Allerdings habe ich Arbeit für dich gefunden, und dort kannst du auch wohnen. Dort bist du gut aufgehoben.« Sie lächelte grimmig. »Du könntest nirgends besser aufgehoben sein.«
    »Wo ist das?« fragte Diamond. Ihr wurde das Herz schwer.
    »Im Haus des Gouverneurs. Gott sei Dank hatte der Käpt’n viele einflußreiche Freunde in Brisbane, und so konnte ich dich im Haus des Gouverneurs unterbringen. Das ist eine große Ehre für dich.«
    »Aber die Arbeit. Ich habe noch nie gearbeitet. Was soll ich dort machen?«
    »Du arbeitest in der Wäscherei. Wenn du ihnen in der Wäscherei zur Hand gehst und dich gut benimmst, werden sie bald merken …« Sie brach ab und schlang die Arme um Diamond. »Es tut mir so leid. Ich will dich nicht hier alleinlassen, aber was soll ich denn sonst tun?«
    Allein! Diamond bekam Angst. Sie würde ganz allein sein. Ohne Familie. Und was wäre, wenn sie mit dieser Arbeit nicht zurechtkam? Was sollte dann aus ihr werden? Die Missus weinte schon wieder, und Diamond dachte daran, daß sie tapfer sein mußte; sie durfte die Missus nicht noch unglücklicher machen. »Es ist schon gut«, sagte sie. »Weine nicht, Missus. Ich komme schon zurecht.«

2
    I ch habe Durst.«
»Pst, Laura Stibbs. Sei ruhig«, mahnte Perfy.
    »Warum? Sie können uns doch gar nicht hören.«
    Perfection Middleton setzte sich aufrecht hin, wie ihr Vater es ihr beigebracht hatte, Knie und Füße zusammen. Ihre Mutter sagte, nur Schlampen machten die Knie breit, so daß man ihre Unterhosen sehen konnte, wenn man sich bückte. Daraus hatte Perfy geschlossen, daß es in Brisbane Unmengen von Schlampen geben mußte. Man sah Unterhosen in allen Farben, Formen und Größen, wenn Frauen vor den Hütten saßen und sich Luft zufächelten oder auf den Märkten arbeiteten

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