Sonnenfeuer
über Diamond gesprochen, und mir wurde versichert, daß sie eingestellt würde. Wenn Sie mit dem Premier darüber streiten möchten, dann wenden Sie sich an ihn.« Sie sah, wie die Frau zusammenzuckte.
»Sie muß in der Wäscherei arbeiten, wir beschäftigen keine Schwarzen im Haus.«
»So hatte ich das auch verstanden«, sagte Gussie ruhig. Die Haushälterin wollte sich nur wichtig machen. Nun, zu diesem Spiel gehörten zwei. »Würden Sie mir nun bitte zeigen, wo sie schlafen kann.«
»Madam, nur zwei Angehörige des Personals wohnen hier. Ich selbst und die Köchin. Wir besitzen ein eigenes Zimmer und haben nicht die Absicht, es mit einem Niggerweib zu teilen.« Ärgerlich zog Gussie den Schleier von ihrem Gesicht. »Ich mag dieses Wort nicht. Es klingt so, als wäre Diamond nichts wert.«
»Ach du meine Güte, die Schwarzen nennen sich manchmal selbst so.«
»Ja, aber aus Ihrem Mund klingt es abfällig.«
»Nun, darüber mache ich mir keine Gedanken. Es geht darum, daß das Mädchen nicht im Haus schlafen kann.«
»Sie muß aber. Ich gehe zurück nach Deutschland, und sie hat hier sonst niemanden.«
»Und ihre Familie? Woher kommt sie?«
»Aus dem Norden, von weit her.«
»Wahrscheinlich ist das ein Segen, so wird wenigstens nicht der Rest ihres Stammes hier herumlungern und um Almosen betteln. Sie können eine schreckliche Plage sein. Ich denke, daß sich etwas für sie finden läßt.«
Gussie wußte, daß sie gewonnen hatte, und entschloß sich zu gehen, bevor diese Frau ihre Meinung änderte. Sie hatte ihr erzählen wollen, daß Diamond nicht nur gut englisch sprach, sondern auch lesen und schreiben konnte, aber eine innere Stimme warnte sie, daß die Erwähnung von Diamonds Fähigkeiten im Moment äußerst unklug wäre. Möglicherweise würde das Mrs. Porter nur noch mehr gegen Diamond aufbringen. »Ich bringe das Mädchen morgen mit ihren Sachen hierher«, verkündete sie, »und ich werde einen Brief an Lady Bowen schreiben und ihr für ihre Freundlichkeit danken. Ich werde sie in meine Gebete einschließen.«
Als sie mit Diamond den Heimweg antrat, nickte sie den drei Mädchen zu. Was für nette Mädchen. Die Haushälterin mochte eine mürrische Person sein, aber Diamond würde sich dort in guter Gesellschaft befinden und behütet sein. Wo würde es einem jungen Mädchen besser ergehen als unter dem Dach des Gouverneurs selbst?
Verärgert durch das Gespräch machte Mrs. Porter kurzen Prozeß mit den drei Mädchen, die sich um eine Stellung als Hausmädchen bewarben. Es gab kaum Unterschiede. Alle drei waren auf dieselbe Schule gegangen und auf Empfehlung derselben Lehrerin hierhergeschickt worden. Sie hieß die Mädchen, sich nebeneinander unter dem Mangobaum aufzustellen, und fragte sie ein paar Minuten aus.
Sie entschied sich für das Middleton-Mädchen. Seine Exzellenz würde es schätzen, daß sie der Tochter eines britischen Soldaten den Vorzug gegeben hatte, auch wenn es sich nur um einen Sergeant handelte. Seine Exzellenz wünschte, daß die Familien von Armeeangehörigen gefördert wurden, die so weit von zu Hause entfernt stationiert waren. Ja, es war besser, sie einzustellen als die Tochter eines Schmieds oder eines Händlers.
»Das ist alles« sagte sie kurzangebunden. »Danke, daß Sie gekommen sind. Miss Middleton, Sie können morgen mit der Arbeit beginnen. Seien Sie pünktlich um sechs Uhr hier.«
Perfy war aufgebracht. Eine mußte doch die Stelle bekommen, die anderen beiden brauchten gar nicht so beleidigt zu tun. Sie liefen einfach davon und ließen Perfy alleine stehen.
Langsam ging sie die Queen Street entlang und zählte die Schritte. Tausend Meter ergaben einen Kilometer – sie würde durch das Zählen der Schritte den schnellsten Weg zur Arbeit herausfinden. Es wäre vielleicht kürzer, am Botanischen Garten vorbeizulaufen. Sie hatte die Stelle! Wenn sie jetzt daran dachte, daß ihre Mutter sich Sorgen gemacht hatte und gar nicht sicher war, ob sie sich überhaupt bewerben sollte; sie hatte geglaubt, daß die hohen Herren keine Tochter von Sträflingen einstellen würden. Arme Mutter, über so viele Dinge machte sie sich Sorgen, sie überlegte immer, was andere Leute von ihr dachten. Wer kümmerte sich schon darum, was andere dachten? Und wer waren denn diese »anderen« schon?
»Miss! Miss!«
Perfy drehte sich um und sah, daß ihr Mrs. Beckmann und das schwarze Mädchen nacheilten.
»Miss! Arbeiten Sie im Haus des Gouverneurs?«
»Ja.« Perfy war stolz
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