Sonnenfeuer
stürmten herein. Eine der Frauen blickte auf und meinte: »Er steht hinter Ihnen.«
»Mädchen, wie oft habe ich euch schon gesagt, ihr sollt die Hintertür abschließen!« Ein stämmiger, kahlköpfiger Mann schob sich an Darcy vorbei und drehte den Schlüssel um. »Rein oder raus?« fragte er.
»Rein«, antwortete Darcy schnell. »Sind Sie Mr. Flynn?«
»Ja, und in meinem Hotel sind Feuerwaffen verboten.«
Darcy steckte die Daumen unter den Gewehrriemen. »Was soll ich Ihrer Meinung nach damit tun? Draußen bei meinem Pferd lassen?«
»Es ist mir egal, was Sie damit tun. Bringen Sie es bloß nicht mit rein.«
»Können Sie es in Ihrem Büro für mich aufbewahren?«
»Allmächtiger, mein Büro ist doch keine Lagerhalle!« Dann wurde seine Miene weicher. »Na gut, geben Sie es her. Sie können es morgen früh wieder abholen. Zur Bar geht’s dort lang.«
»Ich hätte lieber erst ein Zimmer.«
»Das hätten andere auch gern«, entgegnete Flynn und ließ seinen Blick abschätzend über Darcy gleiten. »Gehen Sie zum Wattle Boarding House. Die Besitzerin mag keine Goldgräber, sie nimmt nur Cowboys.«
»Ich zahle gut«, wandte Darcy ein, doch Flynn schüttelte den Kopf.
»Das tut heutzutage jeder.«
Darcy rührte sich nicht vom Fleck. »Ich hatte mich so darauf gefreut, hier zu wohnen. Man hat mir gesagt, dies sei das beste Hotel der Stadt. Ich habe nämlich eine verdammt weite Reise hinter mir.«
»Da haben Sie Pech gehabt, mein Sohn. Ich spendiere Ihnen einen Drink, das ist alles, was ich für Sie tun kann. Von wo kommen Sie denn?«
»So ungefähr tausendfünfhundert Kilometer geradewegs aus dem Norden.«
»Gütiger Himmel!« staunte Flynn. »Das ist eine rauhe Gegend dort oben. Von wo genau kommen Sie?«
»Caravale Station«, erklärte Darcy. Zumindest hatte er das Interesse des Hotelbesitzers geweckt.
»Caravale? Gehörte das nicht früher Teddy Buchanan?«
»Ja, genau. Ich bin sein Sohn Darcy.«
Flynn wandte sich um und starrte ihn an. »Also, das haut mich um! Teddys Sohn! Irgendwas an Ihnen kam mir gleich bekannt vor. Ich überlege schon die ganze Zeit, wo ich Sie schon mal gesehen haben könnte. Also so was! Teddys Sohn! Teddy, Gott sei seiner Seele gnädig, war in den alten Tagen ein guter Kumpel von mir. Der dreht sich ja im Grabe um, wenn ich jetzt kein Zimmer für seinen Sohn auftreibe.«
Wie verabredet, trafen sie sich am kommenden Morgen in der Bank. Darcy litt allerdings unter dem schlimmsten Kater seines Lebens, der durch die brütende Hitze auch nicht gerade besser wurde.
»Hast du ein Hotelzimmer gefunden?« fragte Ben.
»Ja, im Victoria.«
»Alle Achtung!« meinte Ginger. »Wie haben Sie das denn fertiggebracht?«
»Anscheinend mochten sie mich leiden«, erklärte Darcy. »Und wie war’s bei Lady Bowen?«
»Ich habe sie nicht kennengelernt«, erläuterte Ben. »Sie ist mit Freunden ans Meer gefahren.«
»Das kann ich ihr nicht verdenken«, meinte Darcy. »Weiß der Himmel, warum die Leute ausgerechnet in diesem Tal eine Stadt gebaut haben, wo nie auch nur der kleinste Windhauch zu spüren ist.«
»Sie sehen ein bißchen blaß aus, alter Knabe«, Ginger schmunzelte. »War wohl eine lange Nacht?«
»Ja, soweit ich mich erinnern kann«, sagte Darcy. »Aber jetzt wollen wir mal das Geschäftliche hinter uns bringen.« Sie zahlten das Geld ein und gingen dann zu Campbells Laden, der sich seit Darcys letztem Besuch in Brisbane zu einem richtigen kleinen Kaufhaus entwickelt hatte.
Unter Gingers Anleitung kauften sich die Buchanans ihre »Stadtanzüge« und anschließend Hosen und Stiefel für die Arbeit zu Hause.
»Da wir unsere Aufgaben jetzt erledigt haben, laßt uns in meinen Club gehen und ein Gläschen trinken«, schlug Ginger vor. »Außerdem kann man dort ausgezeichnet essen.«
»Geht nur allein«, sagte Darcy. »Ich muß mich noch um die Bestellungen kümmern.« Er machte sich auf die Suche nach Jock Campbell, der Caravale schon seit vielen Jahren mit Vorräten belieferte.
»Schön, Sie zu sehen, Darcy«, begrüßte ihn Jock. »Wie geht’s Ihrer Mutter?«
»Danke, gut.« Darcy griff in seine Tasche. »Hier ist ihre Bestellung. Sie braucht Bettlaken, Handtücher, Moskitonetze und noch einen ganzen Haufen anderer Sachen. Und ich habe hier eine Liste mit den Dingen, die wir für die Farm benötigen, Werkzeug und auch Lebensmittel. Haben Sie das alles überhaupt noch im Angebot?«
Jock nickte. »Alles klar, wird erledigt. Allerdings stecke ich bis zum Hals in
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