Sonnenfeuer
herumärgern.« Darcy Buchanan! Ihre Freundinnen würden staunen und vor Neid platzen! Amy hatte ein Kleid aus beigefarbenem Taft mit einem Besatz aus braunen Seidenbändchen auf Kragen und Ärmeln und einem engen Leibchen mit baskischer Stickerei angezogen. Eigentlich hätte sie bei diesem heißen Wetter ja ein helles Musselinkleid vorgezogen, doch ihre Mutter meinte, Taft sei vornehmer.
»Hast du dich so herausgeputzt, um dir einen Verehrer zu angeln?« So eine freche Bemerkung konnte nur von ihrem Bruder Ross stammen.
»Ma, sorg dafür, daß er den Mund hält. Muß er wirklich mit uns essen? Steck ihn doch lieber ins Nebenzimmer!«
Auch Hester hatte sich für diesen Anlaß feingemacht. Allerdings trug sie im Augenblick noch ein Geschirrhandtuch um den Hals, damit die Schweißperlen, die ihr bei der Arbeit am heißen Ofen in den Nacken rannen, nicht auf das dunkelbraune Sonntagskleid tropften. »Wenn du dich nicht benimmst, Ross, dann sorge ich dafür, daß dein Vater dir den Hintern versohlt.«
»Hier darf man aber auch gar nichts sagen! Ich wollte doch nur wissen, ob sie diesen Knaben vom Lande heiraten will.«
»Zieh dir ein sauberes Hemd an«, schimpfte Hester. »So kannst du jedenfalls nicht zu Tisch kommen. Und mach dir die Fingernägel sauber!«
»Ma, bist du Mrs. Buchanan schon mal begegnet?« wollte Amy wissen.
»Nein. Vor vielen Jahren hat dein Vater sie kennengelernt, aber jetzt kommt sie nicht mehr in die Stadt. Er sagt, sie sei eine richtige Lady, und ihr Mann war auch sehr vornehm und in Brisbane sehr beliebt. Hol mir die Erdbeermarmelade aus der Speisekammer. Und achte auf deine Manieren! Wenn du einen Mann wie Darcy Buchanan heiratest, kommst du in die beste Gesellschaft. Dann mußt du dich nicht so abplagen wie dein Vater und ich …« Aber Amy hörte schon nicht mehr zu. Sie war zum Garderobenspiegel geschlendert und betrachtete darin prüfend ihre Erscheinung. In mühevoller Kleinarbeit hatte ihr die Mutter die Haare über einen »Dutt«, wie sie es nannte, geschlagen, und jetzt sah ihre Frisur richtig prächtig aus. So wollte sie die Haare nun immer tragen; schließlich war sie schon siebzehn. An diesem wichtigen Tag fühlte sie sich zum erstenmal in ihrem Leben wie eine Dame.
Es war ihm nicht gelungen, sich zu drücken. Jock Campbell hatte hartnäckig darauf bestanden, daß er zum Essen blieb, und Darcy war einfach keine Ausrede eingefallen. Ohnehin hatte er für diesen Tag noch keine Pläne, und er konnte noch nie gut lügen.
»Das ist ja wohl das mindeste, was ich tun kann, wenn Sie schon meinetwegen am Sonntag kommen müssen«, hatte Jock Campbell erklärt, nachdem sie die für Caravale gedachten Lebensmittel und Ausrüstungsgegenstände auf den Wagen geladen hatten, damit sie zu der im Hafen wartenden
Samson
gebracht wurden.
Also entschloß sich Darcy, die Einladung anzunehmen. »Wenn ich Sie wirklich nicht störe, dann nehme ich dankend an.«
»Aber nicht doch! Für einen guten Kunden wie Sie tue ich alles.«
Er führte Darcy ins Haus und stellte ihm zuerst Amy vor, die er schon im Laden gesehen hatte, und dann seinen Sohn Ross und seine Frau. Mrs. Campbell eilte geschäftig herum und bat ihn, Platz zu nehmen.
»Ich dachte, Darcy und ich trinken erst einmal ein schönes kühles Bier«, meinte Jock mit einem fragenden Blick auf Darcy. Dieser nickte zustimmend. Ein Bier war jetzt genau das richtige.
»Dann trinkt es doch beim Essen«, schlug Mrs. Campbell vor.
»Es tut mir leid, Mr. Buchanan, aber heute gibt es bei uns nur einen kalten Imbiß.«
»Aber das macht doch nichts«, entgegnete Darcy. Er ließ seinen Blick über den Tisch schweifen. Beim Anblick der Platten mit kaltem Fleisch, der Tomatenscheiben auf Salatblättchen, garniert mit Zwiebelringen und Radieschen, der Schüsseln mit Eingemachtem, der Teller mit Brot, Butter und frischem Gebäck lief ihm das Wasser im Munde zusammen. »Das sieht verlockend aus.«
Nach einem Schluck von dem eiskalten Bier fühlte Darcy sich gleich erfrischt. Er würde sich die Mahlzeit schmekken lassen. Zu allem Überfluß entdeckte er auf der Anrichte noch eine reich garnierte Sahnetorte und mußte lächeln. Sahnetorte aß er am allerliebsten.
»Ich hole die Suppe«, sagte Hester Campbell. »Wenigstens ist die heiß. Ein guter schottischer Eintopf.«
Unschlüssig schob Amy ihren Stuhl zurück, doch Hester winkte ab. »Bleib du ruhig hier, mein Liebes. Wir sind nur fünf, da kann ich allein servieren.«
Als sie die Suppe
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