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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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Denk mal schutz stehenden Tramhäuschen. Obwohl es hier die besten Sandwichs der Stadt gab und mein Magen bedenklich knurrte, wider stand ich der Versuchung. Nach kurzem Halt ging die Reise weiter über die malerische Quaibrücke zu den Schiffsanlegeplätzen am General-Guisan-Quai und dann die weltbekannte Bahnhofstrasse hinunter Richtung Paradeplatz, der Heimat der Banken. Danach fuhren wir via Talacker und Sihlstrasse über die Sihlbrücke zum Stauffacher, wo ich mich geschlagen gab, ausstieg und mir beim dortigen Starbucks einen Kaffee Latte samt Donut holte. Mit dem nächsten Tram ging es danach weiter Richtung Westen.
    Mein Mobiltelefon klingelte. Es war Kulenović, der mir mitteilte, dass Jasmina fünf Minuten nach unserem Gespräch bei ihm aufgetaucht sei, dass Mujo zuletzt im Februar einmal zwei Tage krank zu Hause geblieben wäre und dass er am besagten Montag tatsächlich zu Hause sein Mittagessen eingenommen habe. Sie wusste sogar noch das Gericht, dass sie ihm serviert hatte: Bosanski Lonac , was immer das sein mochte. Meine Nachfrage, ob Mujo seit Februar wirklich nie krank gewesen sei, verneinte er nach kurzer Nachfrage etwas ungeduldig. Ich hörte eine Stimme im Hintergrund. Jasmina schien noch da zu sein. Ich verab schiede te mich und legte auf.
    Als ich mein Handy wegstecken wollte, bemerkte ich eine SMS mei nes kro ati schen Freundes Ivica. Er schrieb, er sei im Moment im Aus land, werde nach seiner Rückkehr aber sicher Durst haben. Das war nun wirklich nichts Neues.
    Mittlerweile waren wir im Westen der Stadt auf dem Weg zum Letzigrund, Zürichs einzigem Fussballstadion nach der Schliessung des alten Hardturms. An der Freihofstrasse, eine Station nach dem Möchte gern-Fussballtempel, stieg ich aus. Auch Mujos Arbeitsweg hatte bisher keiner lei Anhaltspunkte ergeben. Nicht, dass ich damit gerechnet hätte.
    Ich beschloss, die Aktion zu wiederholen, und zwar zu den Zeiten, zu denen auch Mujo diese Strecke gefahren war. Vielleicht waren regelmässige Pendler dabei, die Mujo am besagten Tag gesehen hatten. Aber im Moment hatte ich anderes zu tun.
    Ich entsorgte meinen restlichen Kaffee in einem Abfalleimer und spazierte die knapp dreihundert Meter zum modernen Glas-und-Stahl bau an der Dennlerstrasse, in dem die Hasanovićs wohnten. Das Gebäude nahm fast die Hälfte des Strassen ab schnittes ein, an dem es lag, und bestand aus insgesamt sechs zusammen ge bauten Einheiten zu je zehn Wohnungen plus einer Dachwohnung auf insgesamt sechs Stockwerken. Ich wurde mit Zählen fast nicht mehr fertig. Wäre die Glas ver kleidung der Treppenhäuser nicht gewesen, man hätte das Haus mit seiner grauen Schieferplattenverkleidung für eine modernisierte Version der hinter dem Eiser nen Vorhang so allgegenwärtigen Plattenbauten halten können. Ironisch, wenn man die Herkunft meiner Klienten bedachte.
    Der Vollständigkeit halber läutete ich zuerst bei den Hasanovićs, welche in der zwei ten Einheit im dritten Stock wohnten. Jasmina war offensichtlich bei Kuleno vić, aber wer weiss, vielleicht war Mujo mittlerweile nach Hause zurückgekehrt? Nichts ist unmöglich , wenn man Toyota glauben konnte. Aber natürlich öffnete niemand.
    Ich verbrachte daher den Rest des Nachmittags damit, an jeder Wohnungstür des Riesengebäudes zu läuten. Eine ältere Dame war so nett, mich auf eine Tasse Kaffee hinein zu bitten, aber das war auch schon der klare Höhepunkt eines ansonsten ereignislosen und nicht sonderlich erbaulichen Nachmittags. Viele Nach barn schienen gar nicht zu Hause zu sein, was mitten am Arbeitstag nicht weiter verwunderlich war, und wenn die Tür doch einmal geöffnet wurde, waren die meisten abweisend und misstrauisch. Ich beschloss, am frühen Abend nochmals einen Versuch zu starten und beruhigte in der Zwischenzeit meinen auf be gehren den Magen mit einem Kebab, den ich in einer Imbissbude am Lindenplatz ver schlang.
    Anschliessend machte ich einen Verdauungsspaziergang zum Farb hof. Unter wegs kaufte ich an einem Kiosk den heutigen Tages-Anzeiger und schmökerte dann auf einer Bank an der Bushaltestelle solange darin, bis es schliesslich spät genug war, um meine Fragerei wieder auf zu nehmen. Ich stand auf, seufzte und kehrte an die Dennlerstrasse zurück.
     
    Diesmal hatte ich mehr Glück. Bei allen drei unmittelbaren Nach barn meiner Klientin sowie beim Grossteil der Wohnungen in den Etagen darunter und darüber war mittlerweile jemand zu Hause. Auch jetzt war der Empfang allerdings wenig

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