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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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beitrug.
    «Nein, ich war da als Polizist. Wir gehörten zur CIVPOL der UN MIK.»
    «Wie bitte?»
    «Zivilpolizei bei der UNO-Mission im Kosovo, Mann. Kann ich jetzt weiter machen?»
    «Sorry.»
    «Also, die Schweiz hat der UNO damals im Sommer 1999 zunächst zwei Bullen und acht Grenzer zur Verfügung gestellt. Gute Grenzer, übrigens.»
    Obwohl das Schweizer Grenzwachtkorps polizeiähnliche Aufgaben an der Grenze und auch im Inland verrichtete, war es dem Eidgenössi schen Finanzdepartement unterstellt. Viele Polizisten sahen die Grenz wacht angehörigen daher als unliebsame Kon kurrenz – vor allem, weil sie nicht an Kantonsgrenzen gebunden waren.
    «Ah ja? Und wie lange warst du dort?»
    «Fast drei Jahre. Ich war damals gerade frisch geschieden. Wir hatten keine Kinder und die Arbeit gefiel mir. Also habe ich mich mehrmals nacheinander frei willig gemeldet.»
    «Okay. Und kannst du nun was über Princip rausfinden?»
    «Wahrscheinlich schon. Die meisten dieser Kerle sind irgendwo aktenkundig. Viele werden international gesucht. Weisst du, ob er vom Kriegsverbrecher tribu nal angeklagt wurde?»
    «Keine Ahnung . S cheint mir aber naheliegend.»
    «Okay, ich werde das ebenfalls checken. Falls alles nichts nützt, habe ich im Kosovo noch ein paar nützliche Kontakte geknüpft. Mal sehen. Ich melde mich bei dir.»
    «Wann?»
    «Ein wenig dauern kann’s schon. Ich hab auch noch einen anderen Job, weisst du.»
    Ich ignorierte seinen Sarkasmus und wiederholte: «Also wann?»
    «Frühestens heute Nachmittag. Kann aber auch morgen werden.»
    «Okay.»
    «Also, bis dann. Ciao.» Er legte auf und ich ging zurück ins Pub. Am Tisch gleich neben dem Eingang veranstaltete eine Gruppe amerikani scher Teenager ein Wettsaufen. Gutes altes Europa ohne strikt durchge setzte Altersbeschränkung. Ich klärte Ivica über die neusten Entwicklun gen auf. Dann fiel mir plötzlich auf, dass ich einen Riesenkohldampf hatte, und so bestellten wir zwei grosse Cheeseburger und eine weitere Runde Caffrey’s .
     
    Kurz vor halb vier Uhr nachmittags meldete sich Schneider wieder bei mir. Mangels sinnvoller Beschäftigung hatten Ivica und ich einen Abstecher ins Heeresgeschichtliche Museum gemacht. Es befand sich im Arsenal, einer mächtigen, rechteckigen Anlage aus mehreren roten Backsteinbauten auf der Anhöhe südlich des Landstrasser Gürtels. Der Besuch bestätigte, was ich schon vorher gewusst hatte: Die Habsburger hatten ihr Reich so gerne durch Heirat vergrössert, weil sie militärisch meist wenig zustande gebracht hatten.
    Schneiders Anruf erreichte mich gerade, also wir vor dem Oldtimer standen, in dem gemäss Plakette der österreich-ungarische Erzherzog und Thronfolger Franz Ferdinand mitsamt seiner Gemahlin Sophie Chotek, Herzogin von Hohen berg, 1914 in Sarajevo ermordet worden war. Irgendwie passend.
    Andere Mu seums besucher warfen mir missbilligende Blicke zu, als ich die Frechheit hatte, den Anruf entgegenzunehmen. «Hallo Ranzo, was hast du rausgefunden?», begrüsste ich Schneider fröhlich, während ich auf eine ruhige, etwas verdeckte Ecke zusteuerte.
    Ivica folgte mir und schirmte mich ab.
    Gutgelaunt antwortete Schneider: «Fick Dich, Du Arsch. Sei besser nett zu mir, ich hab was für dich.»
    « Ach ja? Und was?»
    «Dein Freund Princip ist nicht gerade ein unbeschriebenes Blatt. Er taucht unter verschiedenen Namen bei Interpol und Europol auf. In den Niederlanden wird er wegen Schutzgelderpressung und Mord gesucht, ebenso in Norwegen und Dänemark. Schweden, Spanien und Italien suchen ihn wegen Waffenschmuggel und die Deutschen wegen Men schen handel. Das alles unter mindestens fünf verschiedenen Identitäten, aber es ist anscheinend der gleiche Kerl.»
    «Ein wahrer Menschenfreund.»
    «Ja, nicht wahr?»
    «Was ist mit Den Haag?»
    «Nur eine Anklage wegen Missachtung des Gerichts.»
    «Komisch. Wenn nur ein Bruchteil dessen stimmt, was ich über ihn gehört habe, dann ist er ein Kriegsverbrecher, wie er im Buche steht.»
    «Das mag sein. Aber wie du vielleicht weisst, war das Tribunal massiv überlastet und hat sich darum zuerst auf die grossen Fische konzentriert. Und Arkan, zu dem er ja anscheinend gehörte, wurde zunächst auch nicht angeklagt. Erst, als dieser dann doch noch nach Den Haag sollte, wurde Princip als Zeuge aufgeboten, erschien aber nicht. Darauf wurde Haftbefehl gegen ihn erlassen, und zwar wie gesagt nur wegen Missachtung des Gerichts. Die Serben haben ihn aber nie ausgeliefert, und nach

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