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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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seinen richtigen Vornamen, «ein Mann ist bestialisch ermordet worden. Vielleicht kann mir dein Freund weiterhelfen. Seine Witwe verdient ein paar Antworten, findest du nicht?»
    Er schwieg. Ich hörte ihn seufzen. Dann sagte er resigniert: «Also gut, meinetwegen. Weil du’s bist und weil ich weiss, dass du mir nicht so kommen würdest, wenn es nicht verdammt wichtig wäre. Aber ich muss ihn zuerst fragen. Wenn er zustimmt, gebe ich ihm deine Nummer, okay?»
    Ich nickte. Dann fiel mir ein, dass er das ja nicht sehen konnte, und fügte hastig hinzu: «Ja, klar.»
    «Okay. Falls er ablehnt, rufe ich dich nochmals an. Du schuldest mir was.»
    «Ich weiss.» Wir verabschiedeten uns und ich legte auf. Ivica, der nur meine Seite der Unterhaltung gehört hatte, schaute mich fragend an. Auf dem Weg zum Hotel klärte ich ihn über den Rest auf.
     
    Irgendwann weckte mich das aufdringliche Klingen meines Handys, aber in meinem schlaftrunkenen Zustand war ich zu langsam, um es rechtzeitig zu finden. Ächzend setzte ich mich auf und schaute mich um. Wir waren im Hotelzimmer. Ich lag bäuch l ings auf meiner Seite des Betts, vollständig angezogen wie öfters in letzter Zeit. Sogar die Schuhe hatte ich noch an. Auf dem kleinen Sofa neben dem winzigen Fenster sass Ivica und grinste mich an. «Na, ausgeschlafen?»
    «Scheisse, Mann.» Ich stützte mich auf einen Ellbogen und fuhr mit der anderen Hand fahrig durch mein kurzes Haar. Dann setzte ich mich ruckartig auf, schüttelte den Kopf und fragte: «Wie spät ist es?»
    «Fast halb acht.»
    Draussen war es dunkel, also musste es Abend sein. Ich hatte über drei Stunden geschlafen. Eloquent wie üblich wiederholte ich: «Scheisse.» ‹Van Gogh, Sprachkünstler ›. Vielleicht sollte ich das auf meine Visitenkarten drucken.
    Nach kurzem Suchen fand ich das Handy unter einer Falte der Bett decke, kramte es hervor und kontrollierte den letzten Anruf. Die Nummer war unterdrückt, ich konnte also nicht zurückrufen. « Scheis se! »
    Ivica grinste immer noch und meinte lakonisch: «Du hattest schon immer ein feines Gespür für sprachliche Finessen.»
    Ich ignorierte ihn, stiess mich vom Bett ab und ging ins Bade zim mer, um mir eiskaltes Wasser auf Gesicht und Nacken zu spritzen. Das wirkte.
    Bevor ich meine Hände abtrocknen konnte, klingelte mein Handy erneut. Ich rieb sie notdürftig an den Jeans ab, griff nach dem Telefon und drückte die Sprechtaste. «Hallo?»
    «Herr van Gogh?»
    «Am Apparat. Wer ist da?»
    «Wir haben einen gemeinsamen Freund in Bern. Er hat mich gebe ten, S ie anzurufen.» Die Stimme sprach fliessend Deutsch, mit eine r Mischung aus österreichischem und osteuropäischem Akzent. Bevor ich ant wor ten konnte, fuhr der Anrufer fort: «Können S ie reden?»
    Ich nickte. Dann gab ich mir einen mentalen Tritt in den Hintern und sagte hörbar: «Ja.» Ich musste wirklich mit dieser Gebärdensprache am Telefon aufhören.
    «Okay. Unser gemeinsamer Freund hat mir gesagt, S ie suchen Infor ma tionen über einen gewissen Herrn.»
    «Das ist richtig.»
    «Was genau wollen S ie über diesen Herrn wissen?»
    Ich organisierte meine Gedanken und antwortete dann: «Einiges. Ob er noch lebt. Ob er immer noch im gleichen Business ist. Ob er sitzt oder nicht. Was für Namen er benutzt. Ob er kürzlich in der Schweiz war. Ob er überhaupt schon mal in der Schweiz war. Ob er…»
    «Langsam, langsam», unterbrach mich die Stimme, «das ist zu viel für mich. Die Antwort zu den ersten zwei Fragen ist ja. Die dritte habe ich nicht verstanden…?»
    «Ob er sitzt. Das heisst, ob er momentan im Gefängnis ist.»
    «Nein, er ist draussen.»
    «Schon lange?»
    «Mindestens drei Jahre.»
    «Also war er vor viereinhalb Monaten auf freiem Fuss.»
    «Soweit ich weiss, ja.»
    «Okay.»
    «Und was wollen S ie sonst noch wissen?»
    «Ob er schon mal in der Schweiz war, vor allem im letzten Jahr oder so. Wofür er in seiner Organisation genau zuständig ist. Was für Verbindungen er in die Schweiz haben könnte. Im Prinzip alles.»
    Der Anrufer schwieg eine ganze Weile. Ich fragte mich schon, ob ich etwas Falsches gesagt hatte, als er schliesslich zögerlich meinte: «Hören S ie, das Telefon ist nicht gerade ideal für solche Gespräche. Und diese Dinge weiss ich ehrlich gesagt auch nicht, zumindest nicht alle. Soweit ich informiert bin, war er in den Beneluxländern, in Deutschland und Skandinavien, aber nicht in der Schweiz. Es ist aber genauso gut möglich, dass wir einfach nichts

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