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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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davon wissen.» Er schwieg erneut. Ich nahm an, dass er überlegte, und schwieg daher ebenfalls. Schliesslich fuhr er vorsichtig fort: «Ich kenne jemanden, der mehr wissen könnte. Mit dem sollten S ie reden.»
    «Wo ist dieser jemand?»
    «In Belgrad. Können S ie herkommen?»
    «Ich weiss, dass das wohl ein wenig viel verlangt ist, schliesslich kennen wir uns nicht einmal… aber kann ich nicht I hnen sagen, was ich wissen will, und S ie fragen dann i hren Informanten?»
    «Nein, tut mir leid. Sie wissen so gut wie ich, dass es besser ist, selbst mit den Leuten zu reden. Nur so kann man sicher sein, dass alles genau so gefragt wird, wie man das will.» Nach kurzem Zögern fügte er hinzu: «Ausserdem sind diese Leute gefährlich. Die Uniform schützt mich nur bedingt, und ich will danach nicht permanent über meine Schulter schauen müssen. Ich bin bereit, den Kontakt herzustellen. Der Rest ist I hre Sache.»
    Ich hatte nichts anderes erwartet. «Na gut, aber bevor ich zusagen kann, muss ich mit meinen Auftraggebern sprechen.»
    «Tun S ie das. Ich rufe sie morgen früh vor neun zurück. Sagen S ie mir dann, ob sie kommen. Und falls ja, wann.»
    «Wie viel Vorlauf brauchen S ie denn, um die Sache zu organi sie ren?»
    «Ein paar Stunden. Maximal einen Tag.»
    «Na schön.»
    « Gut », antwortete er, «dann noch ein letzter Punkt: Brauchen Sie Werkzeug, wenn Sie herkommen? Oder bringen Sie welches mit?»
    «Werkzeug?»
    «Na, S ie wissen schon. Werkzeug . Im Umgang mit gefährlichen Leu ten braucht man manchmal das richtige Werkzeug .»
    «Ach so, Werkzeug . Nein, wir haben kein Werkzeug dabei, wir sind herge flogen. Und ja, Werkzeug wäre nicht schlecht.»
    «Gut, dafür kann ich sorgen. Also, denken S ie daran, morgen früh zwischen acht und neun. Nicht verschlafen und auf jeden Fall erreichbar sein.»
    «Alles klar. Dann also bis…»
    Ich realisierte, dass er bereits aufgelegt hatte, und verstummte.
    Heilige Scheisse, dieser Fall entwickelte sich zu einer veritablen Tour d’Eu ro pe . Ivicas Reaktion war vorhersehbar . Er war dafür , dass wir nach Belgrad gingen . «Ich kenne dich», meinte er nur, «wenn wir das nicht zu Ende führen, wird es dir jahrelang keine Ruhe lassen.»
    D a hatte er Recht. Andererseits hatte ich aber auch absolut keine Lust, mich wie Begić und Hasanović irgendwann in einem Munitions tun nel wiederzufinden , und sagte das auch zu Ivica. Er lachte und ant wor tet trocken : «Tja, dann müssen wir halt einfach vorsichtig sein, meinst du nicht?»
    Als nächstes holte ich die Meinung meiner Auftraggeber ein. Ich erreichte Imam Kulenović erst beim dritten Versuch, kurz nach neun Uhr. Er teilte mir mit, dass er diesen zusätzlichen Geldposten nicht autorisieren könne, ohne die Sponsoren zu fragen. Dann versprach er, mich noch am gleichen Abend zurück zurufen , und legte auf.
    Die nächste Stunde verbrachten wir im Hotelzimmer. Ivica schaute fern. Ich las. Kurz vor halb elf meldete sich Kulenović wieder . Er teilte mir mit, seine Sponsoren seien der Ansicht, dass eine Reise nach Belgrad aufgrund der dünnen Faktenlage nicht gerechtfertigt sei .
    N ach kurzem Zögern fügte er hinzu , dass er aber trotzdem wirklich alle Mög lich keiten ausschöpfen wolle und daher die Reise nach Belgrad selbst finanzieren werde.
    Was sagte man dazu? Kopfschüttelnd legte ich auf.

Kapitel 29
     
    Austrian Airlines Flug OS773 nach Belgrad, Abflug Wien-Schwe chat um dreizehn Uhr fünfundzwanzig, Ankunft Belgrad um vierzehn Uhr fünfund dreissig. Angesichts des fürchterlichen Gedränge s in den engen Gängen des Wiener Flughafens, de n langen S chlange n vor der Sicherheitskontrolle und der endlosen Warterei auf die verspätete Maschine war der Flug nach Belgrad schon fast enttäuschend kurz und ereignislos. Kaum hatte der Pilot uns im Flugzeug begrüsst und uns eine angenehme Reise gewünscht, sagte er auch schon die baldige Landung an. Zumindest kam es mir so vor.
    Auf dem Flug hafen hatte ich mich in einem Internet-Café mit der serbischen Mafia beschäftigt und erfahren , dass dreissig bis vierzig ernstzunehmende krimi nelle Gruppen in Serbien existierten , die alle von drei grossen Clans dominiert wurden : Voždovac , Surčin und Zemun , benannt nach den Belgrader Vororten, aus denen sie operierten.
    Fast unmerklich legte sich das Flugzeug in eine lange Linkskurve. Ich warf einen Blick aus dem Fenster. Weit unter uns konnte ich eine weitläufige mittelalterliche Schloss- oder Burganlage sehen, die

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