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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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die Albaner.»
    Etwas in seiner Stimme liess mich innehalten. «Weisst du was , was ich nicht weiss?»
    «Sicher , sogar eine ganze Menge.»
    «Auch etwas, das für diesen Fall relevant ist?»
    Er räusperte sich. «Na ja, am Wochenende wurde in Paris die Leiche eines Buchhalters aus der Seine gezogen. Der M odus O perandi der Täter erinnert stark an den Hasanović-Fall. Verprügelt, gefesselt, Geld im zugenähten Mund, im Wasser versenkt. Ich hab’s in der Zeitung gelesen und dann einen französischen Kollegen angerufen.»
    Ich konnte förmlich fühlen, wie mein Adrenalinspiegel stieg und sich mein Herzschlag beschleunigte. Hatte ich die ganze Zeit und Arbeit – ganz zu schweigen vom Geld meiner Auftraggeber – für eine falsche Spur verschwendet? Über meine Lippen kam unwillkürlich ein einziges kurzes Wort, dass meine Befindlichkeit vorzüglich zusammenfasste: «Scheisse!»
    Mitfühlend meinte Steiner: «Nimm’s nicht zu schwer. Das kann passieren. Wir verrennen uns alle einmal.»
    «Du denkst, es waren doch die Albaner?»
    «Ich denke, die Chancen dafür stehen gut, ja.»
    Ich schwieg und überlegte. Nach einer ganzen Weile fragte er schliesslich etwas ungeduldig: «Bist du noch da?»
    «Ja, sorry. War grad am Ü berlegen. Zwei Fragen: Erstens, ist der Buchhalter auch betäubt worden, und zweitens, wie viel Geld war in seinem Mund?»
    «Gute Fragen. Antwort: Keine Ahnung. Aber ich kann das abklären. Sonst noch was?»
    «Ja, der eigentliche Grund meines Anrufs. Kannst du dich noch an Thomas Schneider erinnern?»
    «Ranzo?»
    «Genau.»
    Thomas Schneider war ein ehemaliger Kollege. Seinen Spitznamen hatte er erhalten, weil auch das ausgedehnteste Fitnessprogramm seinen Bierbauch nie ganz zum Verschwinden brachte.
    «Klar erinnere ich mich. Weshalb fragst du?»
    «Der ist jetzt bei der Bupo, oder?» Die frühere Bundespolizei hiess nun eigentlich Bundesamt für Polizei und war in der Schweiz für die Koordination zwischen den Kantonspolizeikorps, den Kontakt zu ausländischen Polizeistellen und den Staatsschutz zuständig. Die neue offizielle Abkürzung Fedpol hatte sich aber bisher weder bei meinen ehemaligen Kollegen noch bei mir eingebürgert.
    «Stimmt. Gerade letzthin hatte ich ihn am Horn.» Dann stutzte er, hielt kurz inne und meinte dann anerkennend: «Wenn jemand etwas über diesen Kerl Princip herausfinden kann, dann der alte Ranzo. Gut gedacht, van Gogh.»
    «Weiss ich doch, aber ich habe leider seine Nummer nicht mehr. Und da bist du mir in den Sinn gekommen .»
    «Ja, kein Problem, die kann ich dir in fünf Minuten raussuchen und per SMS schicken. Aber bist du sicher, dass du weitermachen willst? Da nun doch alles auf die Albaner hinweist?»
    «Ich habe hier sonst nichts zu tun. Und ich hasse lose Enden, das weisst du.»
    «Ja, das weiss ich. Okay, ich melde mich.»
    Im Hörer knackste es. Erst nach zwei Sekunden realisierte ich, dass der gute Steiner wieder einmal ohne ein weiteres Wort aufgelegt hatte.
    Wenn Steiner fünf Minuten sagte, dann waren es fünf Minuten. Ich beschloss, draussen zu warten. Und tatsächlich vibrierte mein Handy fünf Minuten später , fast auf die Sekunde genau . Ich rief die SMS auf und kontrolliere die Nummer, welche mir Steiner geschickt hatte. Es war e ine Festnetznummer.
    Weitere zwei Minuten später hatte ich Schneider bereits am Apparat. Er war verständlicherweise ziemlich überrascht, nach so langer Zeit von mir zu hören, fing sich aber rasch wieder. Ich erklärte ihm kurz, was ich von ihm wollte. Er schwieg ein paar Sekunden, dann verlangte er meine Nummer, bellte «w art kurz! » in den Hörer und legte auf. Verdutzt starrte ich mein Handy an.
    Nach kaum einer Minute rief er zurück. «So, jetzt können wir reden. Also, wie heisst der Kerl und wo soll er sein?»
    Ich erzählte ihm alles, was ich über Princip wusste. Also nicht viel. Als ich fertig war, fragte er: «Und weshalb rufst du ausgerechnet mich an? Weil ich im Kosovo war?»
    «Äh… nein», antwortete ich verdutzt, «davon wusste ich gar nichts. Aber ich dachte, bei der Bupo hättest du am ehesten Zugriff auf die entsprechenden Datenbanken. Du warst im Kosovo? Wann denn? Und wieso? Mit der Swisscoy?»
    Die Swisscoy war ein unter österreichischem Kommando stehender, aus einer Infanterie- und einer Logistikkompanie bestehender Verband der Schweizer Armee, der seit dem Ende des Kosovokrieges 1999 als Teil der multinationalen NATO-Friedenstruppe KFOR zur Friedens för derung im Kosovo

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