Sonnenfinsternis: Kriminalroman
vor?»
Er lachte trocken. «Schon möglich. Aber auch er wird mal ficken oder pissen oder eine Linie ziehen wollen , nicht?»
«Ja, aber bei keinem davon muss er allein sein. Und beim Vögeln ist er es ganz sicher nicht. »
«Na schön», entgegnete Ivica jetzt doch ein wenig gereizt, «und was schlägst du dann vor, Einstein?»
Ich organisierte meine Gedanken und meinte: «Wir müssen die Sa che syste matisch angehen. Observieren , täuschen , isolieren , befragen , des orientieren . Das sind die fünf Punkte, zu denen wir uns Gedanken machen müssen.»
Ivica grinste breit. «Klingt supergeschwollen. Wo hast du das denn her?»
Ich zuckte mit den Achseln. «Ist doch egal. Willst du eine xeno lo gi sche Diskussion führen oder sollen wir einen Plan ent wickeln?»
Ivica grinste noch breiter und wiederholte kopfschüttelnd: «Xeno lo gisch.» Dann zog er mit dem Zeigfinger sein rechtes Augenlied in einer ironischen Geste nach unten und sagte: «Ich bin da für , einen Plan zu entwickeln .»
«Na also.»
«Schön.» Er setzte einen affektieren Lehrerton auf. «Und was machen wir dann also hinsichtlich… na…» Hilfesuchend schaute er mich an. «Was war der erste Schritt schon wieder?»
«Observieren.»
«Das bedeutet beobachten, oder?»
«Genau.»
«Also dann, was schwebt dir bezüglich der Observation …» Er grins te mich erneut an, machte eine Kunstpause und fuhr dann fort: «…vor?»
«Na ja, wir haben ja eine Idee, wo wir ihn finden können.»
Ivi nickte. « In s ein em Nachtklub.»
«Aber», dachte ich laut weiter, «nur weil uns Riba ein Foto mit einer Adresse auf der Rückseite gibt, heisst das noch lange nicht, dass Lucović auch da sein wird . Er könnte in den Ferien sein. Im Ausland. Oder i m Knast. Wo auch immer.»
«Riba wüsste das aber und hätte uns darauf hingewiesen.»
«Ja, wenn wir davon ausgehen, dass wir ihm vertrauen können. Aber damit gehen wir ein gewisses Risiko ein.»
«Schneider vertraut ihm. Du kennst Schneider. Das musst du beur tei len.»
«Schneider ist erste Sahne. Aber wie gut er Riba kennt, weiss ich nicht. Aber du hast Recht, er vertraut ihm. Daher bin ich bereit, das Risiko einzugehen. Das heisst aber nicht, dass wir nicht ein paar Vorsichtsmassnahmen treffen können .»
«Klar.»
« A uch wenn Riba sauber spielt, wovon ich ausgehe, gibt es keine rlei Garantie, dass dieser… wie heisst er?»
«Lucović. Goran Lucović.»
«…dass dieser Lucović wirklich da ist. Vielleicht hat er gestern Abend einen Autounfall gehabt oder sich besoffen das Bein gebrochen.»
«Ja, schön, das könnte sein, aber es nützt uns nichts…»
«…das anzunehmen», vervollständige ich automatisch seinen Satz, was mir einen verärgerten Seitenblick einbrachte. «Ich weiss, ich weiss. Aber egal, der erste Schritt ist auf jeden Fall, den Kerl überhaupt erst mal aufzuspüren. Dann bleiben wir an ihm dran und stellen fest, wie sein Tagesrhythmus so aussieht, wann er was macht, und so weiter. Vielleicht hat er ja eine kleine Freundin irgendwo.»
Ivica überlegte. Dann meinte er entschieden: «Vielleicht funktioniert das für die Bullen, wenn sie einen Drogendealer überführen wollen. Aber wir haben keine Zeit für sowas.»
«Wie meinst du das?»
«Na, deinen Auftraggebern scheint das Geld auszugehen, nicht? Ausserdem: Je länger wir hier sind, desto grösser ist die Chance, dass sich jemand für uns interessiert.»
«Okay», gab ich ihm Recht, «allerdings nützt es meinen Auftrag ge bern auch nichts, wenn wir mit Gewichten an den Füssen in der Save oder Donau landen, weil wir zu hastig waren.»
«Stimmt, aber trotzdem schlage ich vor, wir kürzen die Sache ab, statt ihm tagelang am Arsch zu hängen.»
«Und wie?»
«Wir gehen direkt vor.»
«Direkt?»
«Direkt.»
«Du bist wohl kein Anhänger von Sir Liddel Hart, was?»
«Wovon schwafelst du?», fragte Ivica entgeistert.
Ich grinste und meinte: «Egal. Aber wovon schwafelst d u ?»
«Wir locken ihn irgendwo hin und schnappen ihn da.»
«Klingt wirklich einfach», meinte ich triefend vor Sarkasmus. «Und wie sollen wir das anstellen?»
Ivica überlegte. «Eine SMS von einem seiner Betthäschen?»
«Super, das funktioniert sicher einwandfrei.» Ich schaute ihn mitleidig an. «Nur zwei kleine Fragen: Woher zum Teufel kriegen wir seine Nummer und wie kommen wir an das Handy von einer seiner Tittenfeen?»
Ivica liess sich nicht beirren. «Na, vielleicht ergibt sich ja aus deiner Ob-ser-va-tion was? Und was das
Weitere Kostenlose Bücher