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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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Klub noch nicht geöff net war, standen zwei finstere, vierschrötige Kerle davor, die trotz des trüben Wetters Sonnenbrillen auf hatten . Ihre Sakkos waren nicht gerade mass ge schnei dert, und es war unschwer zu erkennen, dass beide darunter Schulterholster mit Pisto len trugen.
    Wir parkierten ein Stück die Strasse hinunter und schauten den beiden zu, wie sie da gelangweilt am Eingang lehnten. Während wir warteten, diskutierten wir die Feinheiten unseres improvisierten Plans.
    «Okay», sagte ich, «die Punkte observieren , täuschen und isolieren haben wir abgehandelt. Was ist mit der Befragung?»
    «Was soll damit sein?»
    «Wo machen wir die? Und wieso soll er uns was sagen?»
    «Ich hab so eine Vorstellung, wie ein geeigneter Ort aussehen könnte. Wir müssen nur sowas finden. Das machen wir später. Was die Befragung anbelangt, da mache ich mir keine Sorgen. Er wir uns sagen, was wir wissen wollen.»
    «Wie kannst du so sicher sein?»
    Ivica schaute mich ausdruckslos an und meinte: «Ich habe eine gewisse Erfahrung in dieser Hinsicht.»
    «Du meinst…» Ich starrte ihn ungläubig an. «Du meinst, du hast schon Leute gefoltert?»
    « Befragt . Nicht gefoltert.» Er war offensichtlich gekränkt. «Folter ist unzuverlässig. Die Leute sagen dir nicht, was du wissen willst, sondern nur das,  von dem sie denken, das du es hören willst. Das funktioniert nur, wenn du schon genug weisst, um sie beim Lügen zu erwischen. Aber es gibt andere Methoden.»
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ivica schwieg ebenfalls. Als die Stille bereits ungemütlich lange dauerte, lenkte ich ein. «Okay», sagte ich beschwichtigend, «okay. Ich musste fragen, Ivi. Nach Begićs Geschichte musste ich fragen.»
    «Nein», entgegnete er, «das musstest du nicht. Du solltest es wissen.»
    Ja, das sollte ich. Aber obwohl ich Ivica seit meiner Kindheit kannte, entdeckte ich immer noch neue Facetten an ihm.
    Ivica atmete tief ein und liess die Luft langsam wieder heraus. Dann meinte er, wie wenn nichts geschehen wäre: «Okay. Befragung erledigt. Also weiter.»
    «Gut. Letzter Punkt: Desorientierung .»
    «Was genau meinst du damit?»
    «Wie locken wir ihn auf eine falsche Spur, nachdem wir mit ihm fertig sind? Wir wissen ja nicht, ob er uns alles sagen kann, was wir wissen müssen. Und wir können auch nicht gerade nach dem Verhör zum Flughafen düsen und fortfliegen. Ausserdem sind die Typen sicher nachtragend. Und du willst wohl auch nicht, dass er danach ein paar Leute bei Alenka vorbeischickt.»
    «Nein, sicher nicht. Aber ich schlage vor, dass wir das noch offen lassen. Vielleicht ergibt sich was aus dem Verhör.»
    Das war zwar nicht sehr schweizerisch, aber es machte Sinn.
    F ünfzehn Minuten später beschlossen wir , nun zunächst mögliche Treff punk te für die Phase Isolieren zu erkunden und dann später zurückzukommen, wenn der Klub geöffnet war.
    W ir machten bei einem Internetcafé in Rakovica Halt und identifizierten mit Hilfe von GoogleMaps geeignete Gebäude oder Gelände in allen umliegenden Stadt teilen. Danach verbrachten wir den gesamten Nachmittag damit, diese Liste ab zu arbeiten und alle Standorte in Augenschein zu nehmen , bevor unsere Wahl schliesslich auf eine alte , stillgelegte Stahl giesserei fiel. Ironischerweise lag sie ebenfalls in Rakovica, dem Aus gangs punkt unserer nachmittäglichen Herumfahrerei . Dieser Stadtteil war hochindustrialisiert und während des NATO-Bom barde ments 1999 schwer beschädigt worden . Auch jetzt, fast zehn Jahre später, machten viele Gelände immer noch einen halbverfallen en und ungenutzt en Eindruck.
    Die Giesserei lag am Rande eines bewaldeten Hügels , nicht weit vom Südufer der Donau entfernt. Der Haupteingang war offen und gut einsehbar . Das Gelände war durch einen mit Stacheldraht gesäumten Maschendrahtzaun geschützt , der hinten an das Hauptgebäude aus rotem Backstein anschloss. D ie massive Stahltür des Hintereingangs führte direkt in die eigentliche Giesserei , welche wiederum durch eine identische Tür von den vorderen Räumlichkeiten getrennt wurde . Beide Türen öffneten gegen aussen.
    Zufrieden präparierten wir alles in unserem Sinne und machten uns dann auf den Weg zurück zum Nachtklub. Unterwegs hielten wir kurz an und verschlangen an einem Imbissstand eine Portion Ražnjići , eine aus zwei Fleisch- und Gemüsespiesschen bestehende und mit Bratkar tof feln servierte lokale Spezialität.
     
    Es war kurz vor neun, als wir erneut bei

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