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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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icken, K ochen und P utzen da. Ich kann ihn mit euch zusammen brin gen. Beziehungsweise euch auf ihn ansetzen. Wie gesagt darf er aber keinesfalls merken, dass ich euch den Tipp gegeben habe.»
    «Klar», meinte Ivica, «wir sind ja keine Anfänger.»
    «Und wie lange brauchst du, um das einzufädeln?», fragte ich.
    «Zwei Sekunden», antwortete er. «Ich muss nur zum Auto rüber ge hen und den Umschlag rausholen, der im Handschuhfach liegt. Aber ihr werdet schon ein Weilchen brauchen, um die Sache aufzugleisen.»
    «Wie weit können wir gehen ? », fragte Ivica wie immer pragmatisch.
    «Der Kerl ist wahrlich kein netter Mensch», erwiderte Riba, «ihr müsst also nicht allzu viele Skrupel haben. Wir sind sicher, dass er mehrere Morde hier in Belgrad begangen hat, wenn auch die meisten an anderen Gangstern. Ausserdem war er mit den Weissen Adlern in Bosnien und im Kosovo, und wer weiss, was er da alles angestellt hat.»
    « Aber wieso ist er nicht im Knast, wenn das so ein schlimmer Finger ist und ihr das alles über ihn wisst?», wollte ich erstaunt wissen .
    Riba zuckte mit den Achseln. «Bisher konnten wir ihm nichts nach wei sen, und da unsere Ressourcen begrenzt sind, setzen wir sie lieber gegen die grossen Fische ein. Da, wo er jetzt ist, nützt er mir mehr als im Knast.»
    Ivica grinste breit, als er anerkennend sagte: «Du musst was verdammt Wichtiges gegen ihn in der Hand haben, wenn du ihn so manipulieren kannst, ohne dass er zu seinen Bossen rennt. Oder noch besser, dich umlegen lässt. Dann wäre er dich ja endgültig los! Kein Mann, kein Problem!»
    Ich warf Ivica einen überraschten Seitenblick zu und fragte mich, ob ihm bewusst war, dass er gerade Stalin zitiert hatte.
    Riba nickte , verzog aber keine Miene . «So ist es. Sagen wir’s mal so, es ist auch in seinem Interesse, wenn ich am Leben bleibe.»
    Ich war nun richtig neugierig, was genau dahintersteckte , aber Ivica schien das egal zu sein. Stattdessen fragte er sachlich: « Sag mal, w ie erreichen wir dich im Notfall?»
    Riba schien kurz mit sich selber zu ringen, bevor er antwortete: «Unter der Nummer, von der aus ich euch die SMS vorhin geschickt habe. Sie ist nicht auf mich registriert . Aber wirklich nur im Notfall, okay?»
    Ich nickte und stellte eine Anschlussfrage, die mir gerade eingefallen war: «Und was ist, wenn wir selber telefonieren müssen? Oder SMS verschicken? Ich will nicht, dass man die Nummer in die Schweiz zurückverfolgen kann. Eine lokale Nummer wäre viel besser. Ist das möglich?»
    «Schon dran gedacht. Ihr findet eine im Umschlag drin. Eine Pre paid-Karte von Telenor . Kann ebenfalls nicht zurückverfolgt werden. Bis letzte Woche gehörte sie einem kleinen Dealer.»
    «Wird der nicht sauer, wenn wir mit seiner Karte telefonieren?», frage ich ironisch.
    «Nein», war sein knappe Antwort.
    «Na schön. Und wie viel ist noch drauf?», fragte ich.
    «Es ist eine Fünf hunderterkarte. Der ursprüngliche Besitzer hatte nicht viel Zeit, sie zu benutzen. Es sind also sicher noch etwa drei- bis vierhundert Dinar drauf.»
    Ich schaute Ivica fragend an.
    «Etwa drei bis vier Euro», erklärte dieser.
    Also etwa sechs Schweizer Franken, rechnete ich. «Das ist nicht viel . »
    «Wir sind hier nicht in Deutschland», entgegnete Riba. «Der Minuten preis für Gespräche liegt bei etwa sechs Dinar. Ein SMS kostet höchstens zwei bis drei Dinar. Es ist also genug drauf für mehrere längere Gespräche oder eine ganze Menge SMS.»
    «Alles klar. Und vielen Dank.»
    Ivica mischte sich ein. «Also, und wie geht’s jetzt weiter?»
    «Einen Moment.» Riba ging erneut zu seinem Wagen und kam kurz darauf mit einem Umschlag zurück. Er war klein , mehrfach gefaltet und ziemlich speckig, aber man konnte noch sehen, dass er einmal weiss gewesen war . Ivica nahm i h n an sich , dann gab er Riba die Hand und schüttelte sie mehrere Sekunden lang schweigend. Selten hatte ich Ivica so respektvoll gesehen. A uch ich bedankte mich erneut bei Riba und schüttelte ihm ebenfalls die Hand.
    Zum Abschied goss uns der Fisch eine zweite Runde Schnaps ein und sagte schlicht: «Viel Erfolg!» Wir stiessen an, dann sagte Ivica: «Ex hopp!» Nachdem wir alle unsere Becher in einem Zug geleert hatten, sammelte Riba diese wieder ein und steckte sie zurück in die Abfalltüte, die er anschliessend durch das offene Seiten fenster auf den Rücksitz seines Wagens warf. Dann ging er schnellen Schrittes zur Einfahrt hinüber, entfernte das Vorhängeschloss und

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