Sonnenfinsternis: Kriminalroman
er fast bedauernd, «du willst es so. Harald! »
Fünf Sekunden später steckte Harald seine Glatze zur Tür herein und blickte seinen Führer fragend an. Rappolder nickte. Einige Sekunden lang passierte nichts. Dann knallte irgendwo jäh eine Tür auf, ein Stuhl oder etwas Ähnliches fiel um, jemand stiess einen unterdrückten, aber tief empfunden Fluch aus, und auf einmal hörte ich aus heiterem Himmel eine bekannte weibliche Stimme: «Lass mich verdammt noch mal in Ruhe, du haarloses Arschloch!»
Es war Mina.
Kapitel 40
Unterstützt vom Wasserbüffel zerrte ein keuchender und fluchender Harald meine Bürokollegin und beste Freundin herein. Sie trug nur einen schwarzen BH und ein grünes Höschen. Ihre Hände waren gefes selt, i hre Haare zerzaust und ihre linke Gesichtshälfte geschwollen. Haralds Nase blutete und er jammerte, sie habe ihn gebissen.
Mina wehrte sich heftig und fluchte in einem fort. Schliesslich versetzte ihr Rappolder eine kräftige Ohrfeige, packte sie am Hals und herrschte sie an: «Halt deine verfluchte Schnauze, du perverse Schlampe!»
Sie verstummte. Rappolder zeigte auf den zweiten Stützbalken im Raum. In etwa einem Meter Höhe war eine dicke, silberglänzende Krampe eingeschlagen. Rappolder zeigte stumm darauf. Der Wasser büf fel packte Mina grob an den Haaren und schleifte sie förmlich zum Bal ken. Dann führte er einen Kabelbinder durch ihre Handfesseln und machte sie damit an der Krampe fest.
Ich spürte Panik in mir hochsteigen. Wenn Mina etwas passierte, würde ich mir das nie verzeihen. Wobei ich zugeben musste, dass ‹nie› im Moment nicht nach einer langen Zeit aussah.
Rappolder schaute mich triumphierend an. «Wieder vereint, was?» Er lachte höhnisch. Dann erklärte er seinen Untergebenen: «Das da ist die Hure, die Markus verpfiffen hat. Du blöde Sau! » Er versetzte ihr einen harten Tritt, und sie stiess unwillkürlich einen Schmerzensschrei aus.
Wütend schrie ich ihn an: «Krümmt ihr auch nur ein Haar, und ihr könnt’s vergessen ! Dann sage ich euch nie etwas!»
«Oh, aber ich denke, das wirst du doch.» Rappolder klopfte mit der Faust dreimal laut gegen die Holzwand.
Die Tür ging auf und mindestens zehn weitere Glatzköpfe kamen herein. Sie stellten sich an der gegenüberliegenden Wand auf und warfen begehrliche Blicke auf Minas schmalen, bleichen Körper. Keiner von ihnen war bewaffnet. Kalle hatte alles minutiös geplant, also war das wohl Absicht. Einige der Kerle grinsten mich hämisch an, andere starrten finster vor sich hin. Unter ihnen war auch Karl, der etwas Schlauere der beiden Wachtposten, denen ich damals bei meiner Erkundungstour vor Rappolders Waldhütte den verirrten amerikani schen Touristen vorgespielt hatte. Er stutzte, als er mich sah, sagte aber nichts. Das war wohl auch besser für ihn, wenn ich an seinen aufbrau sen den Führer dachte.
Rappolder zog ein Taschenmesser und schnitt Mina den BH und das Höschen vom Leib, so dass sie nun wie ich völlig nackt vor den Glatzköpfen stand. Sie flucht e wieder laut hals drauf los und ich heulte gleichzeitig vor Wut, bis uns der Wasserbüffel nacheinander mit zwei gezielten Schlägen in den Magen zum Schweigen brachte.
Rappolder stellte sich neben Mina hin und zeigte mit dem Finger auf sie. «Schaut genau hin: Diese Kreatur hier ist homosexuell.» Rappolder sprach jetzt eindeutig zu seinen Gefolgsleuten, nicht mehr zu mir. «Es ist die Aufgabe der Frau, der völkischen Gemeinschaft möglichst viele Kinder zu schenken. Lesben verstossen gegen diese natürliche Ordnung der Dinge, weil sie durch ihr entartetes Verhalten nicht zum Erhalt der arischen Rasse beitragen und diese dadurch schwächen.»
Die Glatzköpfe murmelten zustimmend. Rappolder packte Mina am Haar und zog ihren Kopf nach hinten, so dass sie ihn ansehen musste. Er studierte ihr Gesicht einen Moment lang, dann gab er ihr einen derben Klaps auf den exponierten Hintern und fuhr höhnisch fort: «Vielleicht muss diese spezielle Lesbe hier aber auch nur einfach mal ordentlich durchgefickt werden, um sie auf den rechten Weg zurückzu brin gen, so wie das unsere Brüder von der SS in Bützow, Flossenbürg und den anderen Lagern erfolgreich praktiziert haben.»
Die Augen seiner Zuhörer begannen zu glänzen. Rappolder genoss ihre Auf merk samkeit sichtlich. Nach einer Kunstpause packte er Mina grob am Genick und fasste ihr zwischen die Beine. Dann hob er die Hand an die Nase, schnüffelte daran und verkündete mit gespieltem
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