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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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Geld.»
    «Drogen?»
    «Manchmal. Vor allem Ecstasy und Heroin. Aber hauptsächlich Ziga retten.»
    «Für wen? Princip?» Ich wusste, dass im Zürcher Drogenhandel eine klare Arbeitsteilung herrschte. Der Handel mit Heroin wurde durch Gruppen aus dem Balkan kontrolliert, derjenige mit Kokain durch Westafrikaner.
    Er schüttelte den Kopf. «Nein.»
    Ich liess nicht locker. «Verkauft ihr auch selbst?»
    «Nur Zigaretten. Meist an patriotischen Konzerten. Koks und Ex importieren wir nur und verkaufen es dann an Zwischenhändler. Der Endverkauf ist was für die Kaputten.»
    «Aber», fragte ich in einer ironischen Anspielung auf seine missio na ri schen Hetzreden, «schwächt das nicht die Volksge mein schaft?»
    «Ach was», entgegnete er eifrig und ohne auf meinen Sarkasmus einzugehen, «nur die Schwachen nehmen ja überhaupt Drogen. Und wenn sich dieses Unkraut sozusagen gleich selbst jätet, brauchen wir uns nach der Wende nicht mehr darum zu kümmern.»
    «Nach der Wende?»
    «Wenn die w eisse Rasse endlich realisiert hat, dass sie sich in einem Krieg befindet und sich unserem Aufstand gegen das z ionistische Besatzungsregime und alle Anderen, die die arische Volksgemeinschaft schwächen wollen, anschliesst.»
    «Also wenn die Operation Sonnenfinsternis anläuft.»
    «Du hast ja keine Ahnung», meinte er abschätzig.
    «Ich denke schon, doch. Ihr versucht, die Vergangenheit wieder auferstehen zu lassen und euren Vorbildern in Belgien, Deutschland und Italien nachzueifern, oder?»
    Nun hatte ich seine Aufmerksamkeit. «Und das bedeutet?»
    «Das bedeutet, dass du während deines Studiums von den NATO-Ge heim ar meen erfahren hast. Oder vielleicht wusstest du schon vorher davon und hast während des Studiums bewusst diesen Kurs belegt. Schliesslich wurde in der Schweiz ja schon einiges über die P26 geschrieben. Auf jeden Fall hat dich die Idee fasziniert, wie diese Widerstandsorganisationen zur Manipulation der Bevölkerung miss braucht wurden. Der Anschlag auf den Bahnhof von Bologna, das Okto ber festattentat, die Brabantmassaker… Das war für dich das Rezept zum Erfolg. Die Kommunisten sind zwar von der Geschichte überholt worden, aber ihr habt ja noch genug andere Feindbilder. Das politische Klima ist zu wenig fremdenfeindlich? Verüb ein paar Anschläge und schieb es den Kanaken, wie du das nennst, in die Schuhe. Et voilà , schon ist der Rechtsrutsch da. Noch ein paar Anschläge, und bald kommt kein Moslem mehr ins Land rein. Noch ein paar, und diejenigen, die schon hier sind, werden ausgewiesen oder in Lager eingesperrt, wie die amerikanischen Japaner nach Pearl Harbor. Früher waren es die Kom mu nisten, heute sind es die Muslime. Nebst all den anderen ‹Ras sen feinden›, die es in eurer absurden Ideologie gibt.»
    «Absurd?» Er stand auf und trat so nahe an mich heran, dass ich die Füllungen in seinen Zähnen sehen konnte. «Was weisst du schon? Schau dich mal um! Fällt dir nicht auf, wie weit es schon gekommen ist mit uns? Die Geburtenrate der Kanaken ist so viel höher als unsere, dass sie uns über kurz oder lang verdrängen, wenn wir uns nicht sofort zu wehren beginnen. Schau dir Frankreich an! Willst du solche Zustände?»
    Ich ignorierte auch diesen Ausbruch und fuhr mit meiner Theorie fort: «Der P26-Skandal hat bewiesen, dass es auch in der Schweiz möglich ist, geheime Waffenverstecke anzulegen. Das hat dir gefallen. Waffen und Sprengstoff bunkern und bei Bedarf hervor nehmen. Was wolltet ihr machen, Asylbewerber heime in die Luft jagen statt sie nur wie üblich anzuzünden?»
    Verächtlich erwiderte er: «Denkst du, ich habe so wenig Fantasie? Meinst du wirklich, wir würden all diesen Aufwand für solchen Kleinkram betreiben?»
    «Wozu dann das Ganze?»
    Er senkte die Stimme und sagte ohne jeden Anflug von Ironie: «Die Sache ist viel grösser, als sich ein Kleingeist wie du vorstellen kann. Waffen, Attentate und Anschläge… das ist alles nur Mittel zum Zweck. Damit kann zwar der Nährboden geschaffen werden, aber niemals eine fundamentale Erneuerung der Volksgemein schaft. Das geht nur auf politischer Ebene. So wie das unsere Vorgänger vor ge macht haben.»
    «Und eure Vorgänger sind…?»
    «Die NSDAP natürlich ! »
    Nun war es an mir, verächtlich zu lachen. «Ist dir schon aufgefallen, dass in deren Namen ‹Deutschland› vorkommt? Wir sind aber in der Schweiz!»
    «Das tut doch nichts zur Sache. Ich spreche vom Parteisystem, nicht der damaligen Ausgestaltung. Strukturen,

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