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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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Combat 18 gründeten oder eine bereits existierende Gruppe mit diesem Namen für Sicherheitsaufgaben an ge heuert wurde, ist nicht ganz klar. Auf jeden Fall waren sie während der Neunzigerjahre eine Zeit lang öfters in den engli schen Medien wegen gewalttätiger Angriffe auf Immigranten und Schwule. Und zwar nicht nur der übliche Kleinkram, sondern auch Attentate und Morde. Sie sollen Briefbomben an farbige Sportler verschickt und Anschläge mit Nagel bom ben durchgeführt haben. Ab 1992 veröffentlichte die Gruppe auch ein Maga zin namens Redwatch , welches Todeslisten von politischen Gegnern ent hielt. Meh rere darin aufgeführte Personen wurden jeweils kurz nach der Ver öffent lichung Opfer eines Attentats.»
    Ich schluckte zweimal leer. «Oha! Das klingt aber ein wenig ernster als Prügeleien und primitive Konzerte.»
    «Du sagst es. Zwischen 1998 und 2000 haben Scotland Yard und der MI5 Dutzende von Mitgliedern verhaftet. Unter den Verhafteten befanden sich auch britische Soldaten. Danach wurde das Prinzip ‹Leaderless Resistance›, also führerloser Wiederstand, eingeführt. Jeder kann sich als Mitglied bezeichnen, wenn er die gleichen Ziele verfolgt. Wie die Muttergruppierung Blood & Honour ist Combat 18 heute ein internationales Netzwerk gewalttätiger Gruppen mit der gleichen Ideologie und Philosophie. Da es keine klaren Führungsstrukturen gibt, kann sie kaum zerschlagen werden.»
    Das kam mir bekannt vor. «Wie Al-Kaida?»
    «Wahrscheinlich, das weiss ich nicht.» Er schnaubte verächtlich. «Weisst du, das wirklich Ironische ist natürlich, dass das Prinzip des führerlosen Widerstandes einer so auf den Führerkult ausgerichteten Subkultur wie die der Naziskins eigentlich ein Gräuel sein müsste. Entsprechend ist das mehr ein Propaganda instru ment, um das Beste aus einer schlechten Situation zu machen. Alle inter natio nalen Untergruppen hatten und haben einen Hang zu Machtkämpfen und rigiden Führungsstrukturen, was es dem Verfassungsschutz jeweils nicht besonders schwer macht, sie zu zerschlagen. Im Oktober 2003 hat die deutsche Poli zei etwa fünfzig Häuser in Kiel und Flensburg durchsucht und mehrere Mit glie der der lokalen Organisation verhaftet. Im September 2006 hat die belgische Poli zei etwa zwanzig Mitglieder von Combat 18 Flandern verhaftet.» Er blickte mich vielsagend an. «Vierzehn davon waren Soldaten in der belgischen Armee!»
    «Klingt ein wenig wie ein Krebsgeschwür.»
    «Das kannst du laut sagen, ja.»
    «Und Rappolder soll also einen Schweizer Ableger gegründet haben? Oder gründen wollen?»
    «Das weiss ich eben nicht.»
    « Na gut .» Ich überlegte. Der Abend war viel ergiebiger gewesen, als ich es mir vorgestellt hatte. Nur Rappolder selbst war mir immer noch ein Rätsel, und so fragte ich: «Kannst du mir sonst noch was über Kalle Rappolder erzählen? Über ihn als Person? »
    Er schüttelte den Kopf, als er antwortete: «Nicht viel. Wie gesagt, er ist sehr intelligent, charmant, gefühlskalt und äusserst zielstrebig. Er stammt aus einer reichen Basler Unternehmerfamilie.»
    «Stadt?»
    «Nein, Baselland. Liestal, glaube ich.»
    «Welche Art Geschäfte betreibt die Familie?»
    «Hoch- und Tiefbau.»
    «Okay, und weiter?»
    «Von einem seiner ehemaligen Lehrer habe ich gehört, er hätte die beste Abschlussnote seines Matura-Jahrgangs gehabt. Mit einund zwan zig hat er dann aber sechs Monate wegen schwerer Körperverletzung ab ge sessen.»
    «Nur sechs Monate?»
    «Seine Familie hat Geld.»
    Ich lachte trocken ob so viel Zynismus, aber Gunnar fuhr unbeirrt fort: «Weisst du, ich bin fast sicher, dass er das Ganze absichtlich veranstaltet hat. Im Gefängnis gewesen zu sein verleiht ihm Glaub würdig keit in der Szene. Ich mache jede Wette, dass das schon damals Teil seines Plans war.»
    «Wie alt ist er jetzt?»
    «Siebenundzwanzig.»
    «Und wie sieht er aus?»
    «Eigentlich nicht wie der typische Naziglatzkopf. Er hat zwar einen gescho re nen Schädel , aber das haben ja heute viele. Er ist ein Chamäleon. Wenn er eine Bom ber jacke und Springerstiefel trägt, dann sieht er aus wie ein Model für ein Nazi skin-Rekrutierungsposter. In Anzug und Krawatte hingegen wirkt er smart und sieht eher aus wie ein Unternehmensberater oder ein Banker.» Er kramte in seiner Jacken tasche und zog ein zweifach gefaltetes Stück Papier heraus. «Hier. Ich hab dir einen Ausdruck mitgebracht.»
    Nachdem ich das Papier geöffnet und glattgestrichen hatte, starrten mir zwei ver

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