Sonnenfinsternis
Flur standen.
"Ja, warum sollte es das nicht sein?", gab ich zur Antwort.
"Du zappelst die ganze Zeit herum. Hast du noch ein wichtiges Date?", scherzte er.
"Ähm ... nein, nein. Wer würde schon mit mir ausgehen", murmelte ich.
"Ich wüsste da schon ein paar Jungs", sagte er hämisch. "Da wäre Viktor, der gerade innerlich vor Eifersucht tobt und Kyle, der mich vorhin bei der Schneeballschlacht vernichten wollte. Hmmm ... hab ich noch einen vergessen." Er überlegte kurz. "Ach ja, mich." Sein Blick war so intensiv, dass meine Atmung aussetzte.
"Wie bitte?" Verdattert starrte ich ihn an.
"Ich würde auf jeden Fall mit dir weggehen."
Wann sonst wenn nicht jetzt, könnte ich ihn fragen und meine Wettschuld bei Alexis einlösen. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen. "Na dann - hast du Lust am Samstagabend mit mir in Zürich ins Kino zu gehen?", fragte ich und hoffte das er nicht merkte, wie unsicher ich war.
Verblüfft über meine Frage, legte er seinen Kopf schief.
"Wie könnte ich Nein sagen, bei so einem hübschen Mädchen."
Nannte er mich gerade hübsch? Mir wurde ganz schwindelig.
"Ich würde wahnsinnig gerne mit dir ins Kino gehen. Nur nicht an diesem Samstag. Der Coach hat uns Extratraining aufgetragen, wegen dem Spiel in zwei Wochen gegen die Ravens."
"Oh, in Ordnung.“ Enttäuscht senkte ich meinen Blick.
Ich erschrak, als er plötzlich mein Kinn mit seiner Hand hob. Er schaute mich fehlend an. "Könntest du warten? Ich bin mir sicher, dass Viktor dich auch nach einem Date fragen wird. Aber würdest du?" Sein liebevoller Blick ließ mich dahin schmelzen, als wäre ich aus Schokolade.
"Ja, kann ich", sagte ich lächelnd.
"Toll. Ich freue mich schon darauf." Er strahlte.
Mein Herz überschlug sich. Er strich mir mit der Handfläche von der Schläfe bis zum Kinn, seine Berührung brannte auf meiner Haut.
Ich stand schon zu lange mit ihm da.
"Ich muss jetzt los. Chemie. Ich bin schon spät dran", stammelte ich und ging auf wackligen Beinen weg.
"Bye Olivia", rief er mir nach.
Später am Abend wartete ich auf den Anruf von Dad und Mom. Wir hatten uns schon ein paar Tage nicht mehr gesprochen. Ich schrieb fleißig E-Mails an Dad, doch er wollte sich immer selbst davon überzeugen, dass es mir gut ging.
Meine Eltern zu erreichen war kein Problem, im Gegensatz zu meiner besten Freundin. Sie an die Stippe zu bekommen erwies sich als äußerst schwierig. Ich hatte mich seit zwei Wochen nicht mehr mit Camile gehört. Sie schrieb nicht zurück, nahm das Telefon nicht ab und war nie zu Hause wenn ich bei ihr Zuhause anrief. Ihre Mutter sagte immer sie sei unterwegs. Das war doch nicht möglich oder? Sie konnte ja nicht ständig irgendwo anders sein. Ich hätte sie jetzt wirklich gebraucht. Aber sie ließ mich einfach im Stich.
Ich lag auf dem Bett, mit dem Kopf zum Fußende und machte meine Hausaufgaben für Französisch, als das Telefon klingelte. Ich sprang auf, stolperte über meine Schuhe, die neben dem Bett lagen und viel beinahe auf die Nase. Langsam aber sicher verwandelte ich mich hier an der Elias zu einem Tollpatsch der Güte A.
Ich nahm ab, die Stimme am anderen Ende der Leitung war die meines Vaters. "Hallo Dad", sagte ich außer mir vor Glück, obwohl ich immer noch ein wenig verärgert war über ihn.
"Hallo mein Engel, wie geht es dir? Hattest du einen schönen Tag?"
"Den Umständen entsprechend gut, Dad. Es hat angefangen zu schneien und du weißt ja, was ich von Schnee halte. Wie geht's dir?"
Er lachte. "Ja, das weiß ich nur zu gut. Mir geht's prima, du fehlst uns", sagte er traurig.
"Euch beiden oder nur dir?"
"Uns beiden, das weißt du doch. Deine Mutter liebt dich."
"Das zeigt sie nicht gerade mit dem, dass sie mich hierher geschickt hat."
Ich musste zugeben, mein Verlangen hier wegzukommen, war längst nicht mehr so stark, wie es hätte sein sollen.
"Das war unser beider Entscheidung. Wir haben darüber mehr als genug gesprochen ... Ich gebe das Telefon jetzt deiner Mutter."
"Hallo Olivia." Die Stimme von Mom, klang immer noch schwer enttäuscht von mir.
"Hallo Mom", begrüßte ich sie trocken.
"Hast du dich schon eingelebt?", fragte sie mit leicht kalt.
"Ja."
Das Verhältnis von mir und meiner Mutter war schon immer etwas schwierig gewesen. Auch wenn ich mir gewünscht hatte, einfach nur ihr kleines Mädchen zu sein. Es war immer eine gewisse Distanz zwischen uns, weil ich die Welt anders sah, als sie. Zumindest ab dann, als ich anfing selbstständig zu denken und mir eine Meinung bilden konnte.
"Hast
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