Sonnenfinsternis
du Freunde gefunden? Kommst du mit dem Unterrichtsstoff nach?"
"Ja, habe schon einige Freunde gefunden, trotzdem würde ich lieber meine alten Freunde sehen."
"Das hättest du dir vorher überlegen müssen, Olivia. Wie dein Vater schon gesagt hat, wir werden unsere Entscheidung nicht rückgängig machen."
"Ich weiß", antwortete ich leicht gehässig. "Ich muss noch ein paar Hausaufgaben machen. Ich schreib euch bald wieder oder ihr mir. Einverstanden?"
"Natürlich. Es ist gut, wenn du dich auf die Schule konzentrierst. Wir holen dich an Weihnachten nach Hause."
"Bis bald, Mom."
"Bis bald, Olivia."
Ich legte auf.
Na gut zugegeben es war ein kurzes und etwas - wie soll ich sagen - distanziertes Telefonat, ich nahm mir vor, beim nächsten etwas länger mit ihnen zu reden. Aber ich hatte ihnen noch nicht vergeben.
Unerwartete Komplikationen
Die letzten zwei Wochen waren schnell vergangen und mein Date mit Jayden rückte immer näher. Weil er praktisch ständig Training hatte, blieb nicht viel Zeit für mich. Was mir aber auch Viktor vom Leib hielt. Außerdem musste ich mich auf zwei Prüfungen vorbereiten, Physik und Mathe. Dank Ellas Nachhilfewaren die dann auch kein Problem mehr. Deshalb hatte ich noch Zeit, mich dem geheimnisvollen Buch zu widmen, das ich letztens in der Bibliothek entdeckt hatte. Doch als ich es mir ausleihen wollte, war es nicht mehr da. Nicht im Regal und auch nicht im Verzeichnis der Bibliothek. Mrs. Hops behauptete, sie hätte ein Buch mit diesem Titel noch nie gesehen, obwohl sie es mir aus der Hand genommen und mir einen Blödsinn, von wegen ich könnte es nicht lesen, erzählt hatte. Es war äußerst merkwürdig, aber was sollte ich jetzt tun? Ich hatte kein Buch, also auch keine Hinweise, denen ich nachgehen konnte. Ich musste es auf sich beruhen lassen. Zumindest vorerst.
Am Freitag hatte ich es eilig in die Turnhalle zu kommen, ich rannte beinahe Kyle um, als ich die Tür von Haus zwei öffnete.
„Hey Olivia, ganz langsam“, sagte er und hielt sich am Geländer fest.
„Sorry Kyle, hab`s ein wenig eilig.“ Sobald ich das ausgesprochen hatte, rutschte ich auf der mit Schnee bedeckten Treppe aus.
Kyle versuchte mich noch aufzufangen, aber es war zu spät. Ich lag schon auf dem Boden. Mein Knöchel am linken Fuß pochte und mein rechtes Handgelenk schmerzte.
„Liv, alles klar?“, rief Kyle, während er zu mir herunter eilte.
„Nichts passiert“, antwortete ich und hielt mir das Handgelenk fest.
Noch bevor er bei mir sein konnte, hingen meine Beine in der Luft. Überrascht blickte ich in Jaydens Gesicht. Er schaute mich besorgt an und ich nutzte die Chance, meine Arme um seinen Hals zu schlingen. Er roch einfach himmlisch.
„Alles in Ordnung, Olivia?“ Seine Augen sahen mich forschend an.
„Ich denke schon, aber es könnte sein, das ich mir den Fuß verstaucht habe. Außerdem tut mir das rechte Handgelenk weh.“
„Ich bringe dich lieber zur Krankenstation. Du machst mir wieder Sachen“, sagte er und rollte mit den Augen. „Wohin wolltest du denn so schnell hin?“
„Wer sagt, dass ich wohin wollte?“
Nichts auf der Welt hätte mich dazu gebracht zuzugeben, dass ich ihm beim Training zusehen wollte.
„Ich habe dich gesehen. Du hast den armen Kyle schier umgerannt“, sagte er spöttisch lächelnd.
„Ich bin halt ein Tollpatsch. Seit ich hier bin, bleib ich ständig wo hängen oder falle über irgendetwas. Ich kann nichts dagegen tun.“ Ich zuckte mit den Schultern und versuchte unschuldig zu schauen.
Er lachte los. „Na dann hast du ja großes Glück, das du mich hast oder?“, fragte er und öffnete mit einer Hand die Tür des Krankenzimmers, ohne mich loszulassen. Im Zimmer war es angenehm warm. Mrs. Kennedy, die Krankenschwester, saß an ihrem Schreibtisch. Sie hatte feurig, rote Locken, dazu war sie leicht pummelig. Auf der Nase trug sie ihre Lesebrille.
Sie sprang ruckartig hoch, als sie sah, dass er mich hineintrug. „Ach du meine Güte, was ist denn mit dir passiert?“, fragte sie besorgt.
„Nichts Schlimmes, sie hat sich nur den Fuß verstaucht. Eventuell auch das rechte Handgelenk“, antwortete er für mich. „Sie ist ein Tollpatsch.“ Er lächelte mich aufziehend an.
„Du kannst mich jetzt runterlassen“, sagte ich und funkelte ihn verärgert an.
Eigentlich wollte ich, dass er mich nie mehr loslässt. Ich fragte mich sowieso, wie er es geschafft hatte, mich über das halbe Schulgelände zu tragen ohne ein Anzeichen von Erschöpfung. Vielleicht war er
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