Sonnenlaeufer
näherte sich ihnen von rechts. Rohan wäre fast aus dem Sattel gestürzt. Der andere Reiter trug das Rosa und Karmesinrot von Lord Tibayan aus Pyrme – aber das Gesicht, das ihn bösartig angrinste, wies die braunen Augen, das dunkle Haar und die rituelle Kinn-Narbe der Merida-Herrscher auf. Rohan fluchte, als er ihn erkannte, und der Merida lachte.
Sioned hatte ihn im Wald aus den Augen verloren, aber als die Pferde auf die flache Ebene galoppierten, erstarrte sie vor Schreck, als ein gelbbrauner Hengst mit Pashta zusammenstieß. Doch Rohan war auf den Angriff vorbereitet – seine Faust schoss vor und brachte den anderen Reiter zum Schwanken. Sioned hielt den Atem an, als eine Peitsche in der Hand des Mannes erschien. Er hieb damit auf Rohans ohnehin schon verletzten Rücken ein, und dessen blonder Kopf zuckte vor Schmerz. Sioneds Finger verkrampften sich und wurden gefühllos und blutleer. Das Feuer in ihren Ringen breitete sich in ihrem ganzen Körper aus, als stünde sie plötzlich in Flammen. Dann sprang es auf dem verwebten Sonnenschein davon. Ihre Lippen bewegten sich, als sie sich sammelte, um eine uralte Technik zu aktivieren, die Urival sie in Stronghold gelehrt hatte.
Rohans Rücken brannte vor Schmerz. Er wandte den Kopf, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, dass der Merida eine Hand hob. Ein gläsernes Messer blitzte im Sonnenlicht. Rohan konnte nicht glauben, dass der Mann einen Wurf vom Pferd auf ein sich bewegendes Ziel wagen würde – änderte seine Meinung aber, als das Messer nur um Haaresbreite an seiner Schulter vorbeizischte.
Pashta wurde noch schneller und scheute nicht im Geringsten vor der blitzenden Klinge zurück, die von den Steinen vor ihm abprallte. Rohan, dessen Schenkel schmerzten, so fest klammerte er sich an sein Pferd, ließ dem Hengst seinen Willen. Er wollte jetzt nichts anderes, als die Entfernung zwischen sich und dem Merida vergrößern, bevor das nächste Messer sein Ziel treffen konnte. Dieser Wunsch deckte sich mit der Sehnsucht des Tieres, die vier Hengste vor sich zu überholen. Sie näherten sich jetzt der Rennbahn und überholten ein Pferd beim Galopp durch die Öffnung im Zaun. Rohan fielen die Warnungen seines Knechtes wieder ein, und er zügelte den Hengst leicht. Pashta reagierte auf winzigste Signale mit Händen und Knien und nahm das erste Hindernis mit präziser Eleganz – im Gegensatz zu dem Pferd direkt vor ihnen, dessen Reiter nachlässig gewesen war. Der Apfelschimmel kam aus dem Rhythmus und strauchelte, und auch die Peitsche des Reiters konnte ihm keine höhere Geschwindigkeit abringen. Rohan überholte ihn zwischen den Sprüngen und zuckte zusammen, als er den blutigen Schaum auf den Flanken des Tieres bemerkte.
Wieder wagte er einen Blick zurück. Der Merida holte schnell auf. Rohan drehte sich um, sah dem nächsten Hindernis entgegen und half Pashta hinüber. Doch als die Hufe des Hengstes im Staub aufkamen, wurde Rohan schwindlig. Er schüttelte den Kopf, seine Kehle und seine Nase waren voller Staub, und er dachte, was er jetzt bräuchte, wäre Luft. Doch er konnte es nicht lassen, einen weiteren Blick über die Schulter zu werfen.
Er sah nichts – aber die schmalen Lippen des Merida öffneten sich in einem schrillen Schrei, sein Körper wich zurück, als müsste er einer entsetzlichen Vision entkommen, und seine dunklen Augen blickten starr vor Entsetzen, als sein Tier in den Zaun raste.
Zwischen einer Hecke und einem Steinwall kam Rohan an einem müden Pferd vorbei, dessen Reiter das Syrener Türkis trug. Auf einmal fuhr der Kopf des Hengstes herum, um ein Stück aus Rohans Schenkel zu beißen. Pashta legte die Ohren an, und Rohan musste seine ganze Geschicklichkeit aufbieten, um die beiden Pferde daran zu hindern, auf der Stelle zu kämpfen. Pashta unterwarf sich Rohans Befehl, streckte den Hals und rannte.
Nur ein Pferd lag jetzt noch vor ihnen und nahm mit Leichtigkeit das fünfte Hindernis, und als Rohan die Entfernung abschätzte, flüsterte er Pashta ins Ohr: »Es macht nichts, wenn wir dieses Pferd nicht kriegen, weißt du. Ich kann es mir leisten, ein paar Smaragde aus meiner eigenen Tasche zu bezahlen.«
Aber sein Tier stammte von Chays besten Hengsten und Stuten ab und sah jetzt nur noch ein Pferd und ein Hindernis zwischen sich und dem Sieg. Rohan gab die Zügel frei, nachdem sie den letzten Zaun genommen hatten. Es gab nur noch freie Fläche, die strahlenden Farben der Zäune und die gelbe Flagge, die nach unten fuhr wie
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