Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
Vom Netzwerk:
fühlte Rohan, dass jemand an seinem Ärmel zupfte.
    »Es wird Zeit, Herr«, sagte sein Kammerdiener. »Ich habe Euer Hemd gebracht.« Er hielt eine himmelblaue Seidenbluse hoch, und Rohan schlüpfte aus seiner Tunika, ehe er die Arme in seine Farben gleiten ließ. Die Männer und Frauen um ihn her hatten die ehrenvolle Anrede gehört und gesehen, wie er die Kleider wechselte, und jetzt starrten sie ihn mit offenem Mund an. Dann jubelte irgendjemand auf und hieb Rohan auf den Rücken.
    »Ich werde auf Euch setzen, Herr!«
    »Die Wetten stehen gewiss recht hoch gegen mich!«, erwiderte Rohan grinsend. »Freut Euch über Eure Gewinne.«
    Auf dem Weg zum Sattelplatz versorgte ihn sein Diener mit einer Fülle an Informationen. Die Bahn war leicht, bis der Anstieg zu den Klippen begann. Dort wurde die Bahn felsig und gefährlich; viele Pferde würden auf dem Weg nach oben scheitern, und noch mehr auf dem Weg nach unten. Pashtas Training in der Wüste würde ihm hier gute Dienste leisten. Was die anderen Tiere anging, so hielt man sie alle für unterlegen, aber Rohan sollte ein Auge auf Prinz Haldors Hengst haben. Das Pferd aus Syr war ein Schlachtross, dazu abgerichtet, seine Zähne in alles zu schlagen, was in seine Reichweite geriet.
    »Ich würde Pashta auf den beiden Längen auf dem Rückweg von der Bay ein wenig zurückhalten, Herr«, schloss der Diener. »Von sich aus wird er für die Sprünge nicht viel Kraft zurückbehalten – Ihr wisst, er gibt alles für Euch, also müsst Ihr dafür sorgen, dass er sich schont.«
    »Ich werde daran denken.« Er betrat den Sattelplatz und näherte sich dem Hengst, der in guter Verfassung war und zu wissen schien, dass all diese Aufmerksamkeit bedeutete, dass er heute ein Rennen laufen würde. Spielerisch stieß er Rohans Schulter mit der Nase an, und der Prinz lachte.
    »Keine einfachen Flusskiesel für unsere Sioned, was, mein Alter?«, flüsterte er und rieb die weiße Blesse im Gesicht des Hengstes. »Wir werden sie alle schlagen.«
    Pashtas große, dunkle Augen schlossen sich langsam, fast wie ein Zwinkern. Wieder lachte Rohan, stieg dann auf und ergriff die Zügel.
    »Ich muss Gewichte auflegen, Herr«, berichtete der Stallknecht. »Die Regeln verlangen, dass alle Pferde dasselbe Gewicht tragen. Ihr habt nicht einmal genug Fleisch, um eure eigenen Knochen zu bedecken, geschweige denn, um das vorgeschriebene Gewicht zu bekommen – denkt also daran, dass er heute mehr tragen muss als sonst.«
    Die blaue Seide klebte in der Nachmittagshitze an ihm, und Rohan zuckte mit den Schultern, als ihm Schweiß das Rückgrat hinabrann. Als das Trompetensignal erklang, erhob er sich in den Steigbügeln, um anzuzeigen, dass er bereit sei. Er sagte sich, dass er nicht nervös wäre. Nie zuvor war er ein Rialla -Rennen geritten – das hatte noch kein Prinz getan –, und als er Pashta sittsam zum Start lenkte, wurden die Siegerjuwelen angesichts der Gefahr, sich zum Narren zu machen, zweitrangig. Er blickte nur ein einziges Mal zu den Tribünen hinauf, konnte aber Sioneds rotgoldenes Haar in der Menge nicht ausmachen. Vielleicht war es besser so.
    Doch nichts vermochte zu verhindern, dass sie ihn sah, und ihre sorgsam bewahrte Haltung wäre fast dahin gewesen. Was glaubte dieser Verrückte eigentlich, was er tat? Sie wechselte einen entsetzten Blick mit Tobin.
    »Ianthe, sieh nur!«, rief Pandsala aus. »Da ist Rohan!«
    »Ich wusste nicht, dass er selbst mitreiten würde!«, meinte Ianthe.
    »Ich auch nicht«, murmelte Sioned. »Ich hätte nicht gedacht, dass er so dumm ist.«
    Ein Teil des Zaunes war verlegt worden, so dass die Pferde die Bahn vor dem ersten Sprung verlassen konnten. Aufgeregte Zuschauer drängten sich an den Zäunen, als die gelbe Flagge gesenkt wurde. Sioned hielt den Atem an, als dreißig Pferde vorüberdonnerten und sich um den besten Platz durch die Lücke drängten. Bestimmt war sie zu eng, als dass alle hindurchpassen würden, aber irgendwie schafften sie es. Jeder der Zuschauer kniff die Augen zusammen, um einen letzten Blick auf die Pferde zu werfen, ehe sie hinter einem Hügel verschwanden.
    Sioned lauschte den Wetten, die gerufen wurden, und wünschte, sie hätte den Mut, den Sonnenschein zu reiten und dem Rennen zu folgen. Ihr war es gleich, ob Rohan gewann; sie betete nur darum, dass er sich nicht den Hals brach. Sie hatte nämlich vor, diese Aufgabe selbst zu übernehmen, um ihm seinen Wahnsinn heimzuzahlen.
    »Wollt Ihr nicht auf Prinz Rohans Erfolg

Weitere Kostenlose Bücher