Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
Vom Netzwerk:
nicht leisten, dich zu verlieren.« Er bemerkte, dass Sioneds Schritte unsicher waren, und fuhr fort: »Urival, bitte sag Andrade, dass es uns gutgeht. Sioned bleibt bei mir. Walvis, sollte irgendjemand nach mir fragen, erzähle ihm, was immer du willst. Lass bloß niemanden wissen, dass ich in meinem Zelt bin.«
    »Ja, Herr«, antworteten beide wie aus einem Mund.
    »Rohan«, wisperte Sioned, »ich will fort von hier. Jetzt.«
    Er brachte sie zum Fluss hinunter, angsterfüllt, als sie sich schwer auf ihn stützte und um Atem rang. Er wollte stehenbleiben, aber sie bestand darauf, so lange weiterzugehen, bis niemand sie finden konnte. Rohan wusste, dass sie beobachtet wurden; er spürte Blicke auf seinem Rücken, wusste aber, dass es sich um Faradhi -Augen handelte und dass sich Faradhi auf ihre Art um jeden kümmern würden, der versuchte, ihnen zu folgen.
    Schließlich führte ihn Sioned zu einem Baum. Dünne, biegsame Zweige erstreckten sich über ihre Köpfe und hingen dann bis zum Boden herab. Sie formten so ein kleines, intimes, dunkles Zelt für sie. Hier fanden sie Schutz, sogar vor freundlichen Blicken, und waren von der Nacht durch silbrig-grüne Blätter abgeschirmt. Der Baum wölbte sich über ihnen und rauschte leise in der nächtlichen Brise.
    »Mein Kopf tut weh«, murmelte Sioned.
    Rohan zog sie an sich. »Vergib mir, Geliebte, dass ich nicht besser auf dich achtgegeben habe.«
    »Es war nicht deine Schuld. Ich hätte es wissen müssen.« Sie bewegte sich in seinen Armen. »Roelstra – hat schon früher solche Dinge zu mir gesagt.«
    »Was? Warum hast du es mir nicht erzählt?«
    »Du wärest nur wütend gewesen. Und hättest wahrscheinlich etwas gesagt, was du nicht hättest sagen dürfen und was deine Pläne ruiniert hätte.«
    »Zur Hölle mit meinen Plänen!«
    »Siehst du? Jetzt bist du böse.« Sie rieb ihre Wange an seiner nackten Schulter. »Ist dir nicht kalt?«
    »Nein.«
    »Ich frage mich immer noch, wie es ihm gelungen ist, etwas in meinen Wein zu tun. Und was es war. Ich habe gesehen, wie du mit Ianthe getanzt hast, und als sie ging, bin ich ihr gefolgt. Glaubst du, das war ihre Absicht, damit ihr Vater mich allein erwischen konnte?«
    »Du musst nicht darüber reden, Geliebte«, sagte er.
    »Ich muss begreifen, was geschehen ist«, erklärte sie starrköpfig und rieb sich mit den Fingerspitzen über die Schläfen. Dann reckte sie den Hals, um die verspannten Muskeln zu lockern. »Gütige Göttin, diese Kopfschmerzen! Er hatte zwei Weinkelche und reichte mir einen davon. Ich kann ja so dumm sein.«
    »Wie hättest du es wissen können?«
    »Nun ja … ich habe schließlich etwas noch viel Dümmeres getan, als ich überhaupt in sein Zelt gegangen bin. Ich war mir nicht ganz sicher, was vor sich ging, denke ich. Er hat mir noch mehr Wein gegeben.« Sie machte eine Pause. »Ich wünschte, du hättest ihn getötet.«
    »Ich auch.«
    »Aber es ist vielleicht gut, dass du es nicht getan hast. Ich musste die Fesseln vor dir verstecken – ich wusste, dass sie dich nur noch wütender gemacht hätten.« Sie lachte leise. »Ach, Liebster, hast du sein Gesicht gesehen, als du mich deine Gemahlin genannt hast?«
    »Psst. Ruh dich jetzt aus. Du bist in Sicherheit, und niemand kann uns hier finden. Du bist jetzt bei mir, und ich werde dich nie wieder gehen lassen.«
    »Es war entsetzlich, so gefesselt zu sein. Ich konnte nicht einmal einen Funken Feuer beschwören. Jedenfalls anfangs nicht. Ich habe es später versucht – und die Flamme flackerte auf und hat mich zu Tode erschreckt. Und dann hat er Walvis geschnappt, und ich wagte nicht, überhaupt noch irgendetwas zu versuchen. Ich frage mich, was in diesem Wein war«, wiederholte sie verzweifelt.
    »Psst. Denk nicht mehr daran.« Er strich ihr zerzaustes Haar glatt.
    »Mmm …« Sie kuschelte sich an ihn, und ihre Hände glitten leicht über seine Brust. »Du bist so warm, Rohan. Ganz Gold und Silber und wunderschöne Muskeln … hast du eigentlich gewusst, wie schön du bist, mein Liebster?«
    »Du bist betrunken«, erklärte er errötend.
    »Ein wenig«, gab sie zu. »Aber die Kopfschmerzen vergehen endlich. Ich fühle mich allmählich ganz wunderbar, um ehrlich zu sein.« Sie lachte erneut. »Noch nie hat ein Mann meinetwegen mit einem Rivalen gekämpft, weißt du.«
    »Rivale? Zum Teufel!«, murmelte er, als ihre Lippen das Grübchen an seiner Kehle liebkosten.
    »Ganz schön selbstsicher, mein Prinz, nicht wahr?«
    »Sioned …« Es war ihm

Weitere Kostenlose Bücher