Sonnenlaeufer
lächelte über ihre eigene Dummheit; es war nicht die Farbe, nicht einmal ihre Weichheit, die an ihr Herz rührte. Es war das schlafende Gesicht, das von dem Licht liebkost wurde.
Zu Anfang war es scheu gewesen, zitternd und unsicher –, bis die Verschlüsse ihres Rockes ihn so erbittert hatten, dass er einen Fluch murmelte, der sie zum Lachen brachte. Und plötzlich kicherten sie beide wie die Kinder, wurden die verknoteten Bänder ihrer Kleider und seine eng anliegenden Stiefel zu lächerlichen Hindernissen nach all dem anderen, was sie für diesen Moment erduldet hatten.
Sioned strich ihm das seidige Haar aus der Stirn. Sie wusste, dass ihre Vision vor einigen Jahren richtig gewesen war. Sie war diejenige, die ihn zum Prinzen gemacht hatte – und zum Mann. Eine kurze Weile waren die beiden völlig ineinander aufgegangen. Von einem Drachenlord gezeugt, dessen viriles Bild ihm immer noch nachhing, sich in Gedanken selbst einem hohen Maßstab verpflichtet, und der Mann war seiner Fähigkeit, diesem gewachsen zu sein, nicht sicher gewesen. Aber in ihren Armen hatte er zur Übereinstimmung dieser beiden Seiten seines Seins gefunden. Der Prinz und der Mann vereinten sich und wurden zu ihrem Geliebten.
Seine Liebkosungen hatten auf ihrer Haut gebrannt, sein Flüstern strahlte wie Sonnenschein in ihrem Geist, und seine Küsse leuchteten in seinen Farben, die sie in all ihrer Kraft und Reinheit berührt hatte; Diamant, Saphir, Topas. All ihre Sinne erwachten für ihn, wissend, dass das Lichtläuferblut in ihm mit dem ihren verschmelzen und ihren Sohn zu einem Faradhi -Prinzen machen würde.
»Solange er nur deine Augen hat, Geliebter«, flüsterte sie und fuhr mit der Fingerspitze an dem seidigen Schwung seiner Wimpern entlang. Sie lächelte, als er langsam die Augen öffnete. Es schien, als sei es für ihn fast zu schwer, die Lider zu heben.
»Ohhh …«, hauchte er. »Was hast du mit mir gemacht?«
Sioned streichelte seine Wange und genoss die Stoppeln seines blonden Bartes. »Möchtest du, dass ich es noch einmal mache?«
»Später einmal, wenn ich lebendig genug bin, um es zu genießen«, antwortete er schläfrig. Er zog sie in seine Arme und barg ihren Kopf an seiner Schulter. »Verdammt. Ich habe vergessen, deine Zöpfe zu lösen. Ich wollte dein Haar offen sehen.«
»Oh, heb doch wenigstens etwas für unsere Hochzeitsnacht auf«, kicherte sie.
»Aber das habe ich doch. Chay hat mir erzählt …«
»Rohan!«
»… etwas, was ich immer schon ausprobieren wollte«, schloss er. »Es wird eine Überraschung.« Er rieb die Wange an ihrem Haar. »Hmmm, du riechst gut.«
»Nicht ich, die Beeren. Ich glaube, wir haben sie zu Wein zerdrückt.« Sie rollte auf den Bauch und zog ihren Rock unter seinem Kopf hervor, wo er ihnen als Kissen gedient hatte. »Siehst du?« Sie steckte einen Finger unter das Moos, wo sich dicke, grüne Beeren verbargen.
Rohan drehte sich mit wenig elegantem Grunzen um. »Sind noch welche übrig, die wir nicht zerquetscht haben? Ich bin am Verhungern.« Er schob das Moos beiseite und zupfte ein paar der dicken Kugeln ab. »Hier – Mund auf.«
»Schon wieder?«
Rohan riss entsetzt die Augen auf, aber im nächsten Moment kicherten sie schon wieder alle beide. Sie lagen Seite an Seite und fütterten einander mit den Beeren, während die Sonne das Laubdach über ihnen wärmte. Schließlich sagte sie: »Das reicht. Wir werden noch krank. Besser, wir schleichen jetzt zurück ins Lager, ehe man uns vermisst.«
»Ich schwöre dir, das ist das absolut letzte Mal, dass ich mit dir irgendwohin schleiche, weil ich es muss. Es nicht zu müssen wird Spaß machen. Aber hiervon habe ich genug!« Rohan setzte sich auf und streckte faul die Arme aus, um den Vorhang aus Zweigen zu teilen. »Es ist schrecklich hell am Fluss, wenn man bedenkt, wie früh es noch ist. Schau mal.«
Sie rückte näher, legte ihr Kinn auf seine Schulter und presste sich an seinen muskulösen Rücken. Das Licht schmerzte ein wenig in ihren Augen, und ihr Kopf fing wieder an zu pochen. Aber sie blieb stumm, denn sie wollte die friedliche Stimmung dieses Morgens nicht stören. Sie blinzelte ins Tageslicht und runzelte die Stirn. »Rohan, das ist die falsche Richtung für einen Sonnenaufgang.«
»Riech mal den Wind«, forderte er gepresst.
»Feuer«, hauchte sie.
»Zieh dich an. Beeil dich.«
Hand in Hand liefen sie flussaufwärts, die aufsteigende Sonne im Rücken. Der Rauch verdichtete sich, als der Wind drehte. »Ist es
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