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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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geschüttelt wurde. »Hör auf«, flüsterte sie. »Es war wunderbar.«
    »Für eine Prinzessin mit einem politischen Kopf auf den Schultern bist du schrecklich sentimental.«
    »Ach ja? Und wer denkt immer daran, zu diesen Zeremonien sein eigenes Hochzeits-Halsband zu tragen, hmm?«
    »Nun …« Ertappt zuckte er die Achseln, und seine Wangen waren unter der Sonnenbräune plötzlich rot. Tobin streckte die Hand aus und betastete die elegante Silberkette, die sie ihm vor Jahren geschenkt hatte. Jedes der flachen Glieder war mit einem kleinen Diamanten besetzt, so dass es aussah, als wäre sein kräftiger Hals von Sternen umgeben.
    »Sentimentaler Kerl«, schalt sie liebevoll.
    Andrade hatte entschieden, genug sei genug. »Ostvel, lass das Mädchen atmen!«
    Die Menge brüllte vor Lachen. Die Musiker fingen an zu spielen, während Freunde und Familien herbeieilten, um den neuvermählten Paaren zu gratulieren. Tobin und Chay fanden Eltanin und seine Braut, die sich gegenseitig zu überbieten schienen, wenn es ums Erröten ging, und sich dann suchend nach Rohan umsahen.
    »Sie fragen sich alle, warum er heute nicht mit einer eigenen Braut der Erste war«, beobachtete Chay grinsend. »Woher hat Ianthe nur den Nerv genommen, hier zu erscheinen?«
    »Ich weiß es nicht, und es interessiert mich auch nicht. Wo steckt er nur, mein unglückseliger Bruder? Und überhaupt, was ist eigentlich mit Sioned passiert?«
    »Andrade ist auch nicht da«, bemerkte Chay, nachdem er die Menge mit zusammengekniffenen Augen betrachtet hatte, und auf einmal lächelte er nicht mehr. »Sie ist uns eine Erklärung schuldig.«
    »Sind sie das nicht alle?«
    Sie bahnten sich ihren Weg bis zum Rand der Menge, und Tobins Blick fiel auf einen blonden und einen rotgoldenen Kopf. Sioned bewegte sich wie eine alte Frau. Rohan stützte sie bei jedem ihrer stockenden Schritte. Er sah sich um, als Tobin seinen Namen rief. Angst hatte alle Freude aus seinen Augen weichen lassen. »Das ist die verdammte Droge, die er ihr verabreicht hat«, erklärte er. »Ich hätte ihn umbringen sollen.«
    Chaynal legte einen Arm um Sioneds hängende Schultern. »War eine harte Nacht gestern, was?«, fragte er leichthin.
    »Das kann man wohl sagen. Gütige Göttin, diese Kopfschmerzen! Die kommen und gehen mit derselben Vorwarnung wie die Nebel in der Schule der Göttin.«
    »Was hat er dir gegeben?«, wollte Tobin wissen, während sie weiter den Hügel hinabgingen.
    »Ich weiß nicht. Ich habe mich ganz gut gefühlt, und dann fühlte ich mich schrecklich …« Sie brachte für Rohan ein Lächeln zustande. »Und dann fühlte ich mich wundervoll.«
    »Jede Wette«, meinte Chay, um ein munteres Geplänkel in Gang zu halten.
    »Ach, hör auf«, murmelte Rohan, rot bis zu den Ohren. Aber seine Augen leuchteten so zufrieden, dass ein gedämpftes Kichern über Tobins Lippen kam.
    »Ich kann es kaum erwarten, die ganze Geschichte zu hören«, fuhr Chay fort.
    »Du hast es ihm noch nicht erzählt, Tobin?«, fragte Rohan.
    »Es war noch keine Zeit.« Sie verstummte, als sie das Lager erreichten, und ging voraus, um die Klappen von Rohans Zelt aufzuschlagen. Die beiden Männer mussten Sioned fast tragen, und sofort war Walvis mit Kissen zur Stelle, die er hinter ihren Kopf stopfte, als sie auf Rohans Bett sank.
    »Ich werde Lady Andrade suchen«, erklärte der Knappe, ohne einen Befehl abzuwarten, und verschwand.
    Rohan setzte sich neben Sioned. Er strich ihr das Haar aus der Stirn und hielt ihre Hand. In seinen Augen lagen tödliche Wut und schmerzende Zärtlichkeit im Widerstreit miteinander. Tobin wechselte einen Blick mit Chay, und sie zogen sich beide niedrige Schemel heran und setzten sich.
    »Du und Roelstra, ihr steht nicht mehr nur einfach auf verschiedenen Seiten«, bemerkte Tobin. »Ihr seid Feinde.«
    »Ich hätte ihn umbringen sollen«, erklärte Rohan wieder.
    »Komm schon, heraus damit«, sagte Chay ungeduldig. »Ich will jetzt alles hören.«
    Rohan erzählte es in knappen Worten. Sioned sagte nichts, sondern blickte nur zu ihm empor, bis er zu dem Punkt kam, wo sie beide am Fluss entlanggingen. Sie lächelte und sagte: »Ich denke, Chay wird nicht auf den Einzelheiten dessen bestehen, was danach geschehen ist.« Rohan errötete wieder, und Tobin grinste ihrem Gatten zu.
    »Heute morgen«, fuhr Rohan fort und funkelte seinen Schwager an, als wollte er jeglichen Spott untersagen, »wachten wir auf und stellten fest, dass Roelstras Barke brannte. Und da beginnt der

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