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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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gespalten sein, Davvi. Ich wollte sie zusammenrufen und alle …«
    »Beim Gott des Sturmes – Sioned, das ist genau Roelstras Vorwand! Der Angriff der Merida – der bringt dieses verdammte Abkommen zur gegenseitigen Verteidigung ins Spiel! So wird er es machen: Er wird den Faolain überqueren und vorgeben, Rohan gegen die Merida zu Hilfe zu eilen! Es ist ein verdammt langer Marsch bis nach Tiglath, und unterwegs kann alles Mögliche passieren!«
    »Welche Rolle spielt noch ein Vorwand?«, schrie sie. »Begreif doch! Ianthe hat Rohan! Sie hält ihn auf Feruche gefangen!«
    Davvi riss die Augen auf, ließ den Kelch zu Boden fallen und sprang auf, um sie in die Arme zu nehmen. »O Sioned«, flüsterte er.
    Es hätte so gut getan zu weinen. In ihrer Kindheit, ehe Lady Wisla als Davvis Braut nach River Run gekommen war, waren sich Bruder und Schwester sehr nahe gewesen. Sioned hätte gern alles ihm überlassen, damit er es in Ordnung brachte. Aber dieses vertrauensvolle Gefühl gehörte zu dem kleinen Mädchen, das sie schon lange nicht mehr war. Sie konnte in seinen Armen nicht einmal mehr weinen; seine Umarmung bedeutete für sie keine Heimat mehr, und es bedeutete keinen Trost, von einem anderen Mann als ihrem Gemahl umarmt zu werden.
    Sie löste sich aus seinen Armen und stellte fest, dass sie noch immer ihren Weinkelch umklammert hielt. Sie trank einen großen Schluck und strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Du hast recht. Ich muss eine Botschaft nach Radzyn schicken. Heute Nacht wird der Mondschein ausreichen.«
    Davvi zuckte zusammen und schüttelte den Kopf. »Ich vergesse immer wieder, was du bist. Es ist komisch – ich kann dich als Prinzessin akzeptieren, aber …«
    »… aber nicht als Faradhi -Hexe?«, beendete sie den Satz für ihn und lächelte leicht. »Wenn die Monde aufgehen, Bruderherz, wirst du es glauben.«
    »Bis es so weit ist, setz dich und ruh dich aus. Keine Widerrede. Prinzessin und Lichtläuferin oder nicht, ich bin noch immer dein älterer Bruder, Mädchen.« Er drückte sie sanft aufs Bett und setzte sich neben sie. »So, und jetzt erzähl mir, wie das passiert ist.«
    Sie erzählte ihm alles, was sie wusste, und verfluchte sich selbst, als er erbleichte, weil sie seinen Sohn erwähnte. »Er ist in Sicherheit, keine Sorge«, fügte sie hastig hinzu. »Ianthe hat ihn laufen lassen, wahrscheinlich, damit er zurückkehrt und mir genau erzählt, wie sie Rohan töten will.« Blicklos starrte Sioned in ihren Wein. »Ich werde sie umbringen, Davvi. Ich schwöre, ich bringe sie um.«
    »Lady Andrade …«
    »Kann sagen, was sie will! Ich werde Ianthe mit meinen eigenen Händen töten! Faradhi’im dürfen vielleicht nicht töten, aber Prinzen schon. Hast du noch nicht davon gehört? Mord gehört zu den Privilegien des Herrschers.« Sie sah, wie ihre Hand zitterte, und stellte den Kelch ab. Sie hatte bereits getötet; wie viele Male noch, ehe sie akzeptierte, dass sie keine Lichtläuferin mehr war, die durch Eide gebunden war, die eine Prinzessin unmöglich einhalten konnte? Schwüre, die sie um Rohans willen gebrochen hatte. »O Göttin, mein Rohan …« Sie schlang die Arme um sich und presste sie gegen den stechenden Schmerz in ihrer Brust ganz fest zusammen. So wiegte sie sich in dem vergeblichen Versuch, dem Schmerz zu entfliehen, vor und zurück.
    »Sie wird ihn nicht töten.« Davvi streichelte ihre Schultern.
    »Nicht, ehe sie mit ihm fertig ist! Aber dafür werden sie mit ihrem Leben bezahlen. Sie wollen die Wüste, nicht wahr? Nun gut, der Weite Sand wird sie verschlingen.«
    »Jastris und Roelstras Truppen zusammengenommen sind neunhundert Krieger, die auf der anderen Seite des Faolain stehen«, warnte er.
    Sioned zwang sich, sich aufzurichten. Sie streckte beide Hände vor sich aus. Die Faradhi -Ringe funkelten, und der Smaragd schien in Flammen zu stehen. »Sieh sie dir gut an, Davvi. Hat Roelstra auch nur einen einzigen Verbündeten, der so etwas trägt? Das ist es, was Andrade immer gewünscht hat. Nicht auf diese Art, das weiß ich, aber ihr Ziel sind Faradhi -Prinzen. Das Feuer selbst gehorcht meinem Ruf. Diese Ringe sind mindestens so viel wert wie die neunhundert.«
    »Sioned, ich weiß nicht viel über Lichtläufer, aber ich weiß, dass ihr Eid ihnen verbietet zu töten.«
    »Und mein Eid als Prinzessin? Als Gemahlin? Andrade hat genau gewusst, was sie tat, als sie mich als seine Braut zu Rohan sandte. Ich denke, sie hat im Sinn gehabt, dass wir Faradhi -Kinder zeugen –

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