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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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vorhast!«
    »Wenn wir sie loswerden wollen, müssen wir noch verschlagener sein als sie. Du weißt doch, dass sie plant, uns an den Meistbietenden zu verkaufen.«
    »Ich könnte schon einen Ehemann gebrauchen. Damit käme ich aus diesem Kindergarten hinaus!« Sie deutete auf den Rasen, wo ihre Halbschwestern in der Sonne spielten.
    Ianthe schritt an der Gartenmauer entlang, bis sie eine perfekte violette Rose fand. Sie pflückte sie und strich mit den weichen Blütenblättern über ihre Wangen und Lippen. »Es spricht nichts gegen einen Ehemann, den man sich selbst aussucht. Aber erinnerst du dich, wer kürzlich Abgesandte geschickt hat? Prinz Vissarion – nun, kein schlechter Kerl, wenn man Lüstlinge mag. Und dann war da noch dieser lispelnde Idiot, den Prinz Ajit geschickt hat. Würde es dir gefallen, zu der Liste von Gemahlinnen zu gehören, die er begraben hat? Vier sind es inzwischen, nicht wahr?«
    »Fünf – auch nicht schlimmer als Vater«, gab Pandsala zurück, aber in ihren dunklen Augen stand Furcht. »Also schön. Es geht also darum, dass wir das Kind gegen ein Mädchen austauschen, wenn es Palila doch noch gelingen sollte, einen Sohn zu bekommen.«
    »Wenn Vater einen Erben bekommt, sind wir weniger als Nichts wert.«
    »Ich weiß.« Pandsala stieß mit der Spitze ihres Slippers gegen einen Klumpen frisch umgegrabener Erde. »Aber Ianthe – wir reden hier von unserem Bruder.«
    »Und wenn er als Sohn eines Dieners aufwächst anstatt als Prinz, was ist daran so schlimm? Wir müssen an unsere Zukunft denken, Sala! Vaters Reichtum geteilt durch siebzehn, das ist schon schlimm genug – aber wenn er einen Sohn hat, dann können wir von Glück sagen, wenn wir anstelle des siebzehnten Teils ein Hundertstel bekommen. Du, ich, Naydra und dieser Dummkopf Lenala, wir bekommen zwar einen größeren Anteil, weil wir Prinzessinnen sind. Aber fünf Hundertstel ist immer noch nichts multipliziert mit fünf.« Sie zerdrückte die Rose in ihrer Hand. »Wenn es aber keinen Sohn gibt, muss Vater den nächsten Fürsten unter unseren Söhnen wählen.«
    Pandsalas Augen verengten sich einen Moment lang, aber dann glättete sie ihren Ausdruck hastig wieder. »Eine andere Frau, nicht Palila, könnte ihm doch auch noch einen Sohn schenken. Weißt du, Ianthe, am besten würden wir ihn kastrieren.«
    Das jüngere Mädchen lachte laut auf. »Und du schimpfst mich gemein!«
    Pandsala fiel in ihr Gelächter ein. »Ich würde uns beide als praktisch bezeichnen, findest du nicht?«
    Doch als sie weitergingen und sich dabei unterhielten, sprach keine von ihnen von den Söhnen, die sie zu haben hofften – oder von dem Ehemann, der sie zeugen würde.
    Der Hoheprinz – der sich seiner Töchter sehr wohl bewusst war, wenn sie das auch nicht glaubten – saß hinter seinem Schreibtisch in seinem privaten Arbeitszimmer hoch über dem Garten. Roelstras fünfundvierzig Winter zeigten sich in einer oder zwei weißen Strähnen in seinem dunklen Haar, an ein oder zwei Falten um seine hellgrünen Augen und daran, dass er seinen Gürtel ein, zwei Löcher weiter geschnallt hatte. Er war als Jugendlicher auffallend hübsch gewesen und zu einem gutaussehenden Mann herangereift; mit zunehmendem Alter war er nur schöner geworden. Aber die vielen Jahre der Alleinherrschaft hatten gewisse Dinge in seine Augen treten lassen – Arroganz, Zynismus, Verachtung. All das war sichtbar, als er jetzt seinen wichtigsten Diener ansah.
    »So. Der alte Drache liegt im Sterben. Ist das sicher, Crigo?«
    »Ja, Euer Gnaden. Er wurde schrecklich zugerichtet und liegt jetzt in seinem Bett, und aus dem wird er sich nicht mehr erheben.«
    »Hmm.« Roelstra tippte mit dem Zeigefinger an seine Lippen und betrachtete Crigo. »Du siehst müde aus. Hattest du zu viel oder zu wenig?«
    Der Mann neigte den hellen Kopf. »Ich … bitte für meinen Zustand um Vergebung, Euer Gnaden.«
    »Schlaf dich aus. Komm bei Mondaufgang wieder zu mir, ich wünsche, dass du eine Botschaft an unsere Kontaktperson in Stronghold sendest. Und du musst besser auf dich achtgeben, Crigo«, ermahnte er ihn und lächelte freudlos. »Nicht jeder Prinz hat seinen ganz eigenen Lichtläufer, der Verrat geübt hat.«
    Crigos schmale Schultern zuckten, als er daran erinnert wurde, was er war. Roelstra musterte ihn noch ein paar Augenblicke länger und überlegte, ob es wohl nötig werden würde, bald einen neuen Faradhi zu erwerben. Crigo fing an, abgenutzt auszusehen.
    »Lass mich allein«, befahl er

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