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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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»Das ist es nämlich, was die Leute aus deiner Familie am besten können. Ianthe ist wertvoll für ihn, weil sie so listig ist, und Pandsala, weil sie ihre Ringe hat. Aber du? Nutzlose Töchter hat er mehr als genug! Er hat keine Verwendung für dich!«
    »Er ist gekommen, um mich zu holen!«, heulte Chiana und riss sich los, um in den Hof zu fliehen. Ihr dichtes, kastanienbraunes Haar flatterte hinter ihr her.
    Andrade und Urival folgten sehr viel langsamer. Keiner von beiden sagte ein Wort; es gab nichts zu sagen, bis sie gehört hatten, was der Hauptmann der Truppe wollte. Er hatte offensichtlich auf Andrades Erscheinen auf den Zinnen gewartet; jetzt ritt er heran und salutierte mit allem Zeremoniell, das ihr zukam. Seine Worte waren höflich und präzise: Er hatte vom Hoheprinzen Befehl erhalten, River Run vor möglichen Angriffen durch den verräterischen Lord Davvi zu schützen, der durch sein Verhalten jeglichen Anspruch an diesem Besitz verwirkt hatte.
    »Ich vermute, du meinst Prinz Davvi aus Syr«, erwiderte Andrade freundlich.
    »Der Hoheprinz erkennt diesen Titel nicht an. Er bietet Euch jedoch seinen Schutz an. Solltet Ihr den Wunsch haben, River Run zu verlassen, haben wir Befehl, Euch zurück in die Schule der Göttin zu begleiten.«
    Urival flüsterte: »Warum will Roelstra uns denn von hier fort haben?«
    Andrade rief von den Zinnen hinab: »Ich finde einen Käfig so gut wie den anderen. Und ich habe keine besondere Vorliebe für irgendeinen.«
    Der Hauptmann lächelte gewinnend. »Und wohin sonst wünscht Ihr zu gehen, Mylady? Zwischen Euch und der Wüste lagert der Hoheprinz – und ein ziemlich tiefer Fluss, den Ihr lieber nicht überqueren würdet, dessen bin ich sicher. Im Norden gibt es kein Ziel für Euch, und die Catha-Hügel im Süden sind bei jedem Wetter schwierig zu bereisen. Eure einzige Wahl ist die Schule der Göttin, und ich bin bereit, eine Eskorte abzustellen.«
    »Zu freundlich«, höhnte Andrade. »Aber habt Ihr noch nie gesehen, wie Lichtläufer-Feuer entzündet wird?«
    »Solltet Ihr das versuchen, werde ich River Run zusammen mit River View einnehmen.« Er lächelte jetzt nicht mehr. »Und Euch am Leben lassen.«
    Die Bedeutung seiner Worte war klar genug, das musste Andrade zähneknirschend eingestehen. Sie konnte mit ihren Fähigkeiten nur einen Ort verteidigen, und wenn sie sie einsetzte, würden Lady Wisla und die Bewohner von zwei Burgen sterben. »Da wäre noch der Sonnenschein«, versuchte sie es mit einem Bluff.
    »Natürlich«, stimmte er bereitwillig zu. »Mögt Ihr darauf laufen, wie Ihr wollt, Herrin. Aber ich bin auch noch da.« Er machte der Unterhaltung mit einer Verbeugung ein Ende und ritt ins Lager zurück.
    »Ich hoffe, er versinkt im Schlamm«, murmelte Andrade.
    »Wir könnten fliehen«, sagte Urival. »Ein Feuerkreis rund um die Burg …«
    »Für wie lange? Würde er wirklich entsetzt davonreiten, wenn er es sieht? Hier sind wir, und hier bleiben wir. Ich werde nicht in die Schule der Göttin zurückkehren. Dort bin ich noch weiter von allem entfernt.«
    »Vorausgesetzt, natürlich, dass du lange genug lebst, um zu dem allen zu kommen.«
    »Genau. Es muss doch einen Ausweg geben.«
    Urival schüttelte den Kopf. »Den ganzen Sommer über hättest du fortreiten können. Jetzt, wo Truppen draußen sind, die uns daran hindern sollen, willst du sofort aufbrechen. Herrin, ich werde nie verstehen, wie Euer Gehirn arbeitet.« Er machte eine Pause. »Aber ich glaube, Roelstra kann es.«
    Andrade warf ihm einen scharfen Blick zu. »Willst du damit sagen, er will, dass ich …«
    »… dass du ihm eine Ausrede lieferst.« Urival nickte. »Aber da ist tatsächlich noch der Sonnenschein.«
    »Und an wen soll ich mich wenden? An Maarken, der Rohan und Chay alles erzählen und ihnen noch mehr Sorgen machen würde? An Sioned, die nicht zuhören will? An Tobin, die in Stronghold festsitzt, genauso hilflos wie wir? Oder vielleicht hast du an Pandsala gedacht! Ich muss sagen, das wäre wirklich mal ein brillanter Gedanke!«
    Er nahm ihren Ellbogen und führte sie die Treppe hinab. »Ich habe tatsächlich an jemanden gedacht. An Meath.«
    Andrade starrte ihn mit offenem Mund an. »Gütige Göttin! Natürlich!« Sie war so entzückt von seinem Einfall, dass sie nicht einmal etwas dagegen hatte, dass er ihr eine Lektion erteilt hatte, weil sie alle für dumm hielt außer sich selbst und dabei doch die Dümmste von allen war.
    Rohan bekämpfte den Impuls, auf und ab zu gehen,

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