Sonnenlaeufer
verteidigte Tilal sein Idol.
»Ich wünschte nur, ich würde sie kennen«, seufzte Rohan.
»Und ich wünschte, wir wüssten auch, welche Nachrichten über das Sonnenlicht von Stronghold nach Tiglath übertragen werden«, warf Chay ein.
»Glaubst du, meine Schwester hat etwas damit zu tun?«
»Davvi, ich glaube, Sioned hat so ziemlich mit allem etwas zu tun. Und ich danke der Göttin, die sie geschaffen hat, dass meine Tobin dem Sonnenschein nur zuhören, aber nicht darauf laufen kann.« Er nahm seinen Worten den Stachel, indem er seinem Sohn zulächelte.
»Aber Vater, du sagst doch immer, Mutter wäre mehr mit dem Gott des Sturmes verwandt«, erwiderte Maarken keck.
»Das ist sie auch, und du ebenfalls.« Er erhob sich, reckte sich und fuhr dem Knaben durchs Haar. »Ich muss eine Runde an den Linien entlang drehen, Knappe.«
»Ja, Herr. Aber wenn Lleyns Schiffe eintreffen, könnte ich dann bitte davon befreit werden, sie zusammen mit Euch inspizieren zu müssen?«
»Eher werfe ich dich in eines von ihnen und sende dich auf große Fahrt in alle Prinzenreiche, um deine Ausbildung zu vervollständigen.«
»Vater! Wie würde es denn aussehen, wenn der künftige Herr von Radzyn dabei gesehen wird, wie er sich vom einen Ende des Kontinents zum anderen kotzt?«
Chay schimpfte zärtlich mit ihm und schob ihn aus dem Zelt. Rohan sah ihnen lächelnd nach, lehnte sich dann in seinem Sessel zurück und wandte sich ernst an Davvi.
»Du gehörst in diesen Teil der Welt. Wann werden denn die schweren Regengüsse einsetzen, und wie lange werden sie anhalten?«
»Bald – und vielleicht bis zum Frühjahr.« Er fuhr die gewöhnliche Route der Stürme auf der Karte nach, die vor ihnen ausgebreitet war. »Wenn der Fluss anfängt zu steigen, wissen wir, dass die schweren Regenfälle den Veresch und Meadowlord erreicht haben. Bist du für das Winterlager ausgerüstet?«
»Gut genug.« Er stand auf, ging auf und ab, ertappte sich dabei und runzelte die Stirn. »Was wird Roelstra tun? Wird er sich über den Winter zurückziehen? Wenn ja, sollten wir es dann auch tun? Wir könnten das Schiff nehmen, wenn Lleyns Leute eintreffen, und uns nach Tiglath zurückziehen. Wir könnten aber auch bleiben und warten und die nächste Gelegenheit ergreifen, um nach Hoch-Kirat zu marschieren und dich dort in den Sattel zu heben.«
Davvi trat verlegen von einem Bein aufs andere. »Ich wäre dort lieber nicht von Euch abhängig, Herr, wenn Ihr es nicht als Beleidigung nehmt. Ich würde diese Schlacht lieber selber auskämpfen.«
Rohan lächelte. Ihn freute diese Antwort. »Das dachte ich mir schon. Und ich bezweifle, dass man dir viel Widerstand leistet. Noch eine Saison mit Roelstra, und die Athr’im in Syr werden nur zu froh sein, dich zu bekommen.«
»Es ist mir klar, dass du als Erster Anspruch auf ihn hast, Rohan, aber bitte lass mir noch ein kleines Stück von ihm übrig, ja? Wenn ich auch glaube, dass ich mit Chay um einen Platz in der ersten Reihe kämpfen muss.«
»Ach nein. Chay und ich, wir verstehen uns gut. Er wird mir die Stange halten. Ich fürchte, vom Hoheprinzen wird nichts übrig bleiben. Hoffentlich bist du darüber nicht allzu sehr enttäuscht«, schloss er trocken. Er setzte sich wieder an den Tisch und starrte auf die Karte vor sich. »Regen«, murmelte er. »In Stronghold sehen wir den nicht oft, denn dafür sind wir auf der falschen Seite der Vere-Hügel. Radzyn und die anderen Güter an der Küste erwischen hin und wieder eine Bö vom Meer her, und man weiß, dass es hoch im Norden regnet und sogar schneit.«
»Hier werdet ihr mehr Regen bekommen, als ihr je zu sehen gewünscht habt.« Davvi stieß seinem Sohn spielerisch in die Rippen. »Auch du wirst dich wieder daran gewöhnen müssen, nach der langen Zeit in der Wüste.«
»Können wir jagen gehen? Und meinen Herrn mitnehmen?«
»Wir werden ihm zeigen, welches Entzücken es bereitet, auf der Jagd nach einem einzigen, knochigen Elch bis auf die Haut durchnässt zu werden.«
Sie lachten beide, offenbar versunken in gemeinsame Erinnerungen. Rohan zwang sich zu einem Lächeln und fragte sich, ob er denn immer von liebenden Vätern und ihren sie bewundernden Söhnen umgeben sein würde, und hasste sich selbst für diese Gedanken. Mit einem Finger fuhr er auf der Landkarte von Faolain nach Feruche, wo Ianthes Sohn in ihrem Leib heranwuchs. Sein Sohn, den Sioned in ihrer Faradhi -Vision bereits gesehen hatte.
Tobin und Ostvel wollten sie aufhalten? Davon war er
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