Sonnenlaeufer
genossen – und die Warnung.
Rohan beendete seine Inspektion der Großen Halle und sprach seinen Bediensteten ein Lob aus. Dann schritt er zwischen den leeren Tischen hindurch in den Seitenflügel, wo Maeta in voller Kampfrüstung über einer neuen, blauen Seidentunika stand. Ihre schwarzen Augen sprühten vor Stolz.
Rohan lächelte ihr zu. »Rühr dich! Du machst mich nervös.«
Sie schnaubte. »Ihr habt mir die Verantwortung für seine Sicherheit übertragen, und hier stehe ich.« Sie nickte Sioned zu, die an dem Ehrentisch saß, Pol auf dem Schoß.
»Hast du gehört, wie dieser alte Narr Chale erklärt hat, dass Pol Sioneds Augen hätte?«
»Und deine Manieren«, rief Sioned herüber, als das Baby laut rülpste. »Lass uns anfangen, Rohan. Im Augenblick ist er ruhig, aber man kann nie wissen, wie lange das dauert. Ich will nicht, dass er die Gäste ankreischt, die doch gekommen sind, um ihn zu bewundern.«
»Und dich«, fügte er hinzu. Sie trug ein grünes Gewand, dunkel wie ein Bergwald. Die Smaragde schmiegten sich um ihren Hals, und ein schmaler Silberreif hielt das offene Haar über der Stirn zurück. Er bestieg das Podest, um neben ihr, ein wenig hinter ihr zu stehen. Seine Finger ruhten auf der kunstvoll geschnitzten Darstellung eines Drachen im Flug, die die Lehne des Stuhls zierte, und er wusste sehr wohl, welches Bild sie abgaben. Er trug eine dunkelblaue Tunika mit passender Hose, ein Topas funkelte in tiefem Gold an einer Kette um seinen Hals, ein schlichter Silberreif lag um seinen Kopf. Pols Kleider waren grün, um zum Gewand seiner Mutter zu passen, und die Decke, in die er gehüllt war, war blau und mit winzigen goldenen Drachen bestickt. Man hätte sich kein perfekteres Bild königlicher Häuslichkeit vorstellen können – und genau das war Rohans Absicht gewesen.
Er gab Ostvel ein Zeichen, und die großen Türen wurden geöffnet. Das Chaos im Foyer verstummte abrupt, als der Präfekt von Stronghold Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Tobin und Lord Chaynal von Burg Radzyn ankündigte. Tobin musste ihr verletztes Bein zwar noch immer ein wenig schonen, das tat sie jedoch nicht in der Öffentlichkeit. Sie und Chay waren in sein Rot und Weiß gewandet und mit Rubinen und Diamanten geschmückt, überquerten die glänzenden Kacheln, machten ihre Verbeugung und gesellten sich zu Rohan und Sioned an den Ehrentisch.
Als Nächstes kamen Rohans Vasallen: Eltanin aus Tiglath, Abidias von Schloss Tuath, der über die Grenze hoch im Norden der Wüste wachte, der alte Hadaan aus Remagev und Baisal aus der Faolain-Tiefebene. Weniger alte und wichtige Vasallen folgten, verneigten sich, erneuerten ihre Gelübde dem neuen Erben gegenüber und nahmen dann Aufstellung hinter ihren Stühlen an verschiedenen Stellen überall in der Großen Halle – eine strategische Platzierung positiver Stimmen, die Rohan, Ostvel und Sioned im Vornherein ausgearbeitet hatten. Walvis war der letzte der Edlen der Wüste, der eintrat, groß und gut aussehend, blaue Augen blitzten über einem sauber gestutzten schwarzen Bart. Er nahm seinen Platz am Haupt des Tisches der Ritter ein. Rohan fing seinen Blick auf und lächelte.
Als Nächstes kamen die Prinzen, mit Ausnahme von Miyon aus Cunaxa. Er war sechzehn Winter alt, und es war ihm verboten, eine eigene Entscheidung zu treffen. So hatte er Nachricht gesandt, er sei zu krank, um die lange Reise von Schloss Pine zu machen. Man hatte beschlossen, darin keine Beleidigung zu sehen, da seine Gegenwart ohnehin nicht notwendig war. Es waren genügend Prinzen anwesend, um dieser Versammlung Gültigkeit zu verleihen.
Lleyn aus Dorval trat als Erster ein und zwinkerte Rohan zu. Er drückte einen langen Kuss auf Sioneds Handgelenk, kitzelte Pol am Kinn, bis das Baby vor Vergnügen jauchzte, und begab sich dann zu seinem Platz in der Nähe des Ehrentisches. Pimantal aus Fessenden folgte. Er drückte seine Dankbarkeit darüber aus, dass seine Stadt Einar sicher war – denn niemand zweifelte daran, dass Fessenden als Nächstes auf der Liste gestanden hätte, hätte der verstorbene Hoheprinz in Syr Erfolg gehabt. Saumer aus Isel, Roelstras einstiger Verbündeter, trat wachsam und trotzig ein, aber er war höflich. Ihm folgte sein Feind, Volog aus Kierst, der sehr zufrieden aussah, dass er Sioned als Verwandter grüßen konnte. Prinz Ajit, dem trotz seines vorgeschrittenen Alters die lange Reise von Firon nach Stronghold nichts ausgemacht zu haben schien, sagte ein paar hübsche Dinge zu
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