Sonnenlaeufer
zu deiner Verfügung«, erwiderte sie förmlich, aber mit einem Lächeln, das zu Anordnungen aufforderte, die sich auf sein Schlafgemach erstreckten. Ihr Gesichtsausdruck verbarg die Erleichterung darüber, dass sie sich aus einer potentiellen Gefahr herausgeredet hatte.
Roelstra lachte erneut und legte die Hände auf Crigos Schulter. »Du kannst das Feuer jetzt ersticken und dich bereit machen, um auf dem Mondschein nach Stronghold zu reisen.«
Doch in plötzlichem Schmerz schrie Crigo auf, die Flamme flackerte empor und wurde zu einer Säule aus wirbelndem Feuer, aus der Klauen, Zähne und Drachenschwingen wuchsen. Palila schrie auf, als sich Gesichter formten und vergingen: Roelstra, Ianthe, Pandsala, sie selbst, Prinz Rohan, Zehava und das Gesicht eines Mädchens, umgeben von einer Haarwolke, die aus Feuer zu bestehen schien. Der Drache richtete sich auf und fauchte, und die Flammen leckten nach Crigos Ärmel. Er stürzte zu Boden und griff mit den Händen ins Leere. Visionen tauchten in dem Licht des unkontrollierten Feuers auf.
Roelstra riss die Vorhänge von den Fenstern und bedeckte fluchend den Faradhi damit. Drachen und Feuer vergingen. Der Hoheprinz hob Crigos schlaffe Gestalt hoch und trat die Tür auf. Er schleuderte den bewusstlosen Lichtläufer ins Vorzimmer und brüllte seinen Dienern zu: »Bringt ihn fort von hier!« Er warf die Tür zu und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Palila schloss zitternd die Augen. Sie fürchtete nur wenig im Leben, abgesehen von dem Verlust ihrer Schönheit, aber Feuer lähmte sie. Vor ihrem inneren Auge entsprangen Bilder, wie der ganze Raum in Flammen stand, die an den Tapeten und den Holzpaneelen emporzüngelten, nach ihrem Haar griffen und ihr Fleisch und ihre Knochen verzehrten, während sie noch am Leben war. Sie wimmerte und schlang die Arme um sich und fühlte das Kind in ihrem Bauch zucken und beben als Reaktion auf ihr Entsetzen.
»Du warst nicht in Gefahr«, beruhigte Roelstra sie. »Palila, hör auf damit. Du könntest dem Kind Schaden zufügen.«
Sie blickte zu ihm auf. Er war so groß und mächtig. Ihre Finger gruben sich in seine Tunika, und sie stöhnte, als er sie in seine Arme zog, um sie zum Bett hinüberzutragen.
»Palila, so beruhige dich doch.«
Sie fuhr mit den Nägeln über seine Brust und zerriss die Seide seiner Tunika. Einen Augenblick sah er sie überrascht an, dann fing er an zu lachen. Die Flammen brannten noch immer heiß in ihrer Phantasie – in ihrem Körper jetzt und verzehrten sie von innen heraus. Roelstra drehte eine dicke Haarsträhne von ihr zu einem Strang und schlang ihn um ihren Hals, während er sie entkleidete.
»So, deine Angst vor dem Feuer lässt dich also heiß werden, hm? Erinnere mich daran, dass ich meine Hinrichtungsmethode ändere«, brummte er zärtlich. »Ich kann es kaum erwarten, herauszufinden, was mit dir passiert, wenn du zusehen kannst, wie jemand bei lebendigem Leib verbrannt wird. Würdest du das gerne sehen, mein Liebes? Stell dir nur die Flammen vor, wie sie einen hilflosen Mann oder eine Frau verschlingen. Wie heiß Feuer brennen kann, mein Schatz«, flüsterte er, als er ihren Kopf nach hinten bog und das Band um ihre Kehle fester zog. Seine Lippen streiften ihren Mund, heiß und feucht, und mit der letzten Luft in ihren Lungen stieß sie einen Schrei aus.
Kapitel 4
Am Morgen des dritten Tages kam Prinz Zehava wieder zu sich. Er war ein erfahrener Krieger und erkannte schon wenige Minuten nach seinem Erwachen, dass seine Wunden tödlich waren. Andrade, die an seinem Bett saß, während Milar die Augen geschlossen hatte, um sich ein wenig Ruhe zu gönnen, die sie dringend benötigte, sah in seinen schwarzen Augen die Erkenntnis, dass er sterben würde.
»So«, hauchte er, eine Braue fast verwegen hochgezogen, »dann hat der alte Drache den Drachen-Töter also doch getötet. Lieber so, Andrade, als durch Krankheit oder das Schwert eines Feindes.«
»Wie du meinst, Zehava. Aber wenn du Schmerzen hast, sag es mir. Ich kann sie lindern.«
»Nein, ich fühle keine Schmerzen. Wenigstens nicht für mich.« Er schloss wieder die Augen und nickte. »Ein gutes Mittel, Andrade. Es betäubt die Glieder, aber der Verstand bleibt wach. Meinen Dank dafür. Aber ich bezweifle, dass du irgendetwas hast, was Milars Schmerz lindern könnte.«
»Nicht einmal die Zeit kann den Schmerz einer Frau heilen, die einen Mann wie dich verliert, Zehava.«
Überrascht blickte er auf. Ein Lächeln huschte über
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