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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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gewünscht hast. Du wärest mit jemandem wie Chay besser bedient gewesen.«
    »Ich hätte ihn besser verstanden«, gab Zehava zu. »Ich kenne dich nicht sehr gut, nicht wahr? Und deshalb habe ich Angst um dich. Ich hinterlasse dir ein starkes Prinzenreich, das vier Generationen erbaut haben. Halte es fest, Rohan.«
    »Meine Art ist nicht die deine, Vater. Aber ich verspreche dir, ich werde festhalten, was unser ist.«
    »Deines jetzt«, brummte Zehava. »Ich vermache alles dir allein. Vergiss das nicht. Kein Sandkörnchen, kein Windhauch über den Dünen gehört irgendjemand anderem als dir. Du wirst noch deine Schlachten schlagen müssen, um alles zu behalten. Ich wünschte, ich könnte auch die sehen.« Er brach ab und schenkte seinem Sohn ein kaum merkbares Lächeln. »Ich habe dir nie gesagt, wie stolz ich auf dich war, hm? Mein gelehrter Narr von einem Sohn in der Rüstung eines einfachen Kriegers, bedeckt von Merida-Blut …«
    »Du hast es mir nicht gesagt, aber ich wusste es.«
    »Du wirst als Lügner besser werden müssen«, bemerkte Zehava trocken.
    »Nicht denen gegenüber, die ich liebe«, antwortete Rohan entschieden.
    »Tust du das?«
    Er hielt die Hand seines Vaters fester. »Ja. Ich habe dich auch nie wirklich gekannt. Und das bedaure ich. Aber ich liebe dich.«
    Das Sonnenlicht kroch einen Fingerbreit über das Bett, ehe der alte Prinz wieder sprach. »Ein Jammer, dass wir nie zuvor richtig miteinander geredet haben. So wie jetzt.«
    »Aber jetzt reden wir, und das ist es, was zählt.« Rohan versuchte, das zu glauben, versuchte all die Jahre zu vergessen, in denen einer auf den anderen zugegangen und nur auf Unverständnis gestoßen war.
    »Wenn du Töchter hast – und ich hoffe es, denn es gibt kein Entzücken im Leben eines Mannes, das an eine Tochter heranreicht …« Er hustete, und wieder reichte Rohan ihm ein Stück feuchter Seide. Zehava nickte zum Dank und fuhr fort: »Verwöhne deine Töchter so schamlos, wie ich es mit Tobin getan habe. Es ist die Pflicht eines Ehemannes, seine Frau zu zähmen, nicht die des Vaters.«
    Rohan kicherte. »Chay war da nicht sehr erfolgreich, soweit ich das sehen kann.«
    Zehava grinste. »Vergiss das nicht bei deinem eigenen Weib! Du sollst nicht ihren Willen brechen, aber lass sie wissen, wer der Herr im Bett ist. Hast du jemals eine Frau gehabt?«
    Rohan verfluchte sich selbst, weil er errötete. »Ich bin nicht völlig unwissend.«
    »Eine hübsche, ausweichende Antwort. Dafür hast du Talent. Ich wünschte, ich könnte das Mädchen kennenlernen, das aus dir einen Mann machen wird. Aber vergiss nicht, du musst aus ihr im selben Augenblick auch eine Frau machen. Deine Frau.«
    Wieder dachte Rohan an das ernste, offene, von blondem Haar umrahmte Gesicht, und er sagte nichts.
    »Nimm Rücksicht auf die Gefühle deiner Mutter, aber lass sie sich nicht einmischen. Deine Gemahlin wird hier die Prinzessin sein, und du darfst nie zulassen, dass Milar das Mädchen unterdrückt.«
    »Ich bin sicher, dass Mutter das versteht.«
    »Deine Mutter versteht jetzt nichts, außer, dass ich sterbe.«
    »Sie liebt dich so«, flüsterte Rohan. »Ich hoffe, ich habe mit meiner Frau ebenso viel Glück.«
    Zehava seufzte leise. »Bring meine Asche zum Rivenrock, und blase sie dem verdammten Großvater ins Gesicht, der mich getötet hat.«
    »Ich werde etwas viel Besseres tun«, versprach Rohan. »Ich werde seine Asche mit deiner mischen, und sie wird vom Wind über die Länge und Breite der Wüste verteilt werden.«
    Die schwarzen Augen leuchteten. »Wenn du nicht der perverseste Sohn bist, den je ein Mann gehabt hat! Ja, tu das. Das gefällt mir. Zwei alte Drachen!«
    »Genau«, erwiderte Rohan lächelnd, überrascht und dankbar, dass sein Vater seine Fähigkeit, den Drachen zu töten, nicht in Frage gestellt hatte.
    »Lass mich ein Weilchen schlafen, und dann schicke deine Mutter zu mir. Sie braucht dich, Rohan. Tobin hat Chay, und du wirst deine Pflichten haben. Aber Milar hat bald niemanden mehr.« Er sank tiefer in die Kissen. »Arme Milar. Mein armer Liebling …« Er machte eine kurze Pause und wiederholte dann: »Du hast deine Pflichten. Es ist gut, dass du sie allein auf dich nehmen musst. Das ist grausam, aber notwendig. Du wirst dich allein bewähren müssen, mein Sohn. Tue es voll Stolz. Nicht einmal dein Weib kann alles mit dir teilen. Suche dir eine, die das versteht.«
    Rohan zögerte, dann beschloss er, es Zehava zu erzählen. »Ich habe bereits eine Gemahlin

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