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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Empfang oder auch der Mangel daran wird so ausgeführt werden, wie ich es bestimme.«
    »Rohan!«
    Aber er war schon davon, die Treppen hinunter. Mit seinen geschmeidigen Gliedern legte er ein Tempo vor, das für ihre älteren Knochen nicht mehr zu schaffen war. Sie spie eine ganze Reihe Flüche hinter ihm her, die jeden entsetzt hätten, der sie kannte. Dann begab sie sich in ihre Gemächer, wo sie vergebens zu schlafen versuchte.
    Das Signalfeuer brannte den ganzen Tag über, aber Rohan war nicht in Stronghold und konnte nicht fühlen, wie die Hitze sich langsam in der Burg ausbreitete. Bei Tagesanbruch ritt er durch den Tunnel, der in den Felsen gehauen war und in die Wüste führte, aus dem Hof, Chaynal an seiner Seite und die Oberkommandierende der Wache, Maeta, mit neun weiteren Soldaten hinter sich. Entschlossen ritt er zum Rivenrock Canyon.
    Die Sonne ging auf, die Luft waberte, strich über seine Kleider, und die Mähne seines Pferdes flatterte im sanften Wind. Schon bald war Rohans blondes Haar dunkel von Schweiß, und die dünne, graue Seide seiner Tunika klebte in feuchten Flecken an seiner Brust und an seinem Rücken. Er redete sich ein, dass das Salz, das in seinen Augen brannte, Schweiß sei, und dass die Leere in seinem Körper nur das Knurren eines leeren Magens wäre. Mehr als vierzig Längen ritten sie schweigend dahin. Die wabernde Luft hielt alle Tiere in ihren Höhlen fest, wo sie kaum genug Energie aufbrachten, ihre Klageschreie auszustoßen. Ein paar Vögel schwebten hoch oben auf ihrem Weg nach irgendwo, wie es bei Vögeln in der Wüste immer war. Manchmal hörte man das leise Rauschen von Sand oder ein Schnauben, wenn sich eines der Pferde die Nüstern freiblies. Doch für lange Zeit sagte keiner der Männer oder Frauen ein Wort.
    Schließlich schloss Chay, der mit seinem Pferd ein Stück hinter Rohan zurückgeblieben war, damit dieser für sich allein sein konnte, wieder zu ihm auf. Sie ritten vor der Truppe her, außerhalb ihrer Hörweite in der tiefen Stille. Rohan sah sich nach ihm um. »Ja?«
    »Du hast nie zuvor einen Drachen gejagt. Die Zeit der Paarung ist vorüber, und da wird er noch bösartiger sein.«
    »Ich habe es Vater versprochen.«
    »Rohan, ich wünschte, du würdest mich …«
    »Nein. Dieser Drache gehört mir.«
    Chay wandte sich ab. »Wie Ihr wünscht, mein Prinz«, erklärte er steif.
    »Nicht! Chay, lass das – so etwas will ich von dir niemals hören!«
    Dieser Schrei aus tiefstem Herzen stimmte Chaynal milder. »Vor den anderen muss ich dich so nennen, das weißt du doch. Aber trotzdem werden wir einander immer dasselbe sein wie zuvor, wenn du das willst.«
    Rohan nickte dankbar. »Ich brauche das, Chay. Ich werde deine Hilfe benötigen.«
    »Die hast du. Du brauchst nicht zu fragen.« Chay zuckte mit den Schultern, als wollte er die Hitze abschütteln. »Ich kann schon fast hören, wie sich die Merida vorbereiten. Bis zum Abend werden sie die Feuer gesehen haben und wissen, dass Zehava tot ist. Es wird Ärger geben, Rohan.«
    »Ich habe schon ein paar Ideen«, erwiderte der junge Prinz. »Und nicht nur, was die Merida angeht.«
    »Roelstra?«, vermutete Chay und sah die Bestätigung in Rohans vorgerecktem Kinn. »Du solltest besser verdammt fest im Sattel sitzen, ehe das Rialla beginnt.«
    »Ich werde mich in einer Position befinden, die er unhaltbar finden wird. Das wird ihm gefallen. Er wird glauben, dass ich bereit sei, nach jeder Unterstützung zu greifen, die ich kriegen kann, selbst nach seiner. Und diese Unterstützung wird er mir in Form einer seiner zweifellos charmanten Töchter als Gemahlin andienen.«
    »Aber Tobin hat erzählt, Andrade …«
    »Glaub nicht alles, was du hörst.«
    »Willst du der Herrin der Schule der Göttin etwa nicht gehorchen?« Chay pfiff leise durch die Zähne.
    »Ich habe davor eine Todesangst, wenn du es unbedingt wissen willst«, gestand er. »Sie hat über Tobin und mich geherrscht wie ein Drachenweibchen, als wir noch klein waren, und die Erinnerung daran habe ich noch immer nicht überwunden. Aber ich will mein eigenes Leben leben, nicht ihre Version davon. Und deshalb brauche ich deine Unterstützung, ganz besonders beim Rialla .«
    »Ich mache natürlich, was immer du willst. Aber weißt du wirklich, was du tust?«
    »Ja«, antwortete Rohan leise. »Ich werde ein Prinzenreich aufbauen, das nicht von meinem Schwert abhängt. Vater hat erklärt, die Versprechungen eines Prinzen sterben mit ihm. Nicht bei diesem Prinzen,

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