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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Gras lag. Sie rollte ihn herum und schlug ihn, brüllte seinen Namen und zerrte ihn dann an den Knöcheln zum Fluss hinab. Genauso behandelte sie auch Meath und Antoun, und das eiskalte Wasser tat bald seine Wirkung.
    »Mardeem!«, schrie Sioned, und er zuckte bei dem Klang ihrer Stimme zusammen. »Weck die anderen, schnell! Antoun, Meath, steht auf und kommt mit. Beeilt euch!«
    Sie zerrte die beiden Männer auf die Füße und zog sie mit sich zu den Tauen. Sie schlangen die Hände um die festgespannten Seile und fingen an zu ziehen. Die Kraft von drei Menschen gegen den reißenden Fluss war hoffnungslos, und Sioned war sich darüber im Klaren. Schmerz tobte durch ihre Schultermuskeln, und sie stöhnte vor Anstrengung auf. Sie hörte Mardeems gesungenes Fluchen gleich hinter sich. Ein Teil von ihr wollte lachen, hysterisch auflachen, denn seine Flüche waren ebenso poetisch wie seine Lieder.
    Eldskon und Ostvel banden die Taue an den Eisenringen fest, denn wenn sie jetzt zögen, würde das Sioneds Plan nur behindern. Immer mehr Hände kamen jetzt zu Hilfe. Sie sah sich um und entdeckte, dass Camigwen zwei Pferde brachte. Ostvel brüllte ihnen eine Ermutigung zu, als die Seile an den Sätteln befestigt wurden, und mit dieser zusätzlichen Kraft gelang es ihnen, das Floß langsam zum Ufer zu bewegen. Doch als die Entfernung sich verringerte, bemerkte Sioned, dass ein Ring sich aus dem gesplitterten Holz löste. Die Menschen an Bord packten die Taue, um den Zug zu verringern.
    Endlich gab der Fluss das Floß frei, und sie konnten es ins seichte Wasser ziehen. Die zitternden Reisenden sprangen an Land, wo die Faradhi’im wie gefällte Bäume umfielen. Sioned konnte sich nicht daran erinnern, im Sand zusammengebrochen zu sein, ebenso wenig daran, dass sie ins weiche, warme Gras getragen wurde. Mittag war vorüber, ehe sie überhaupt eine Erinnerung hatte, und ihre ersten Empfindungen waren entschieden angenehm. Sie lag eingehüllt in eine Decke aus Schatten und Sonnenlicht, und ihre Lippen schmeckten nach frischen Beeren, süß und würzig. Sie seufzte genießerisch, drehte den Kopf, um in die lächelnden blauen Augen zu blicken, die sie beobachten würden, das wusste sie, gekrönt von seidig-sonnigem Haar.
    »Na endlich«, vernahm sie eine Stimme in der Nähe. »Nett von dir, dass du aufwachst, damit wir uns bei dir bedanken können, Sioned.«
    Enttäuschung durchfuhr sie. Das war nicht die Stimme, die sie hören wollte. Die Erinnerung kehrte zurück, und sie öffnete die Augen und stützte sich auf die Ellbogen, um zu Ostvel emporzusehen. Im nächsten Augenblick schien sich jeder einzelne Muskel in ihrem Körper zu verspannen, und sie sank ins Gras zurück, die Unterlippe zwischen den Zähnen. Dem Prinzen würde es gar nicht gefallen, einen Krüppel willkommen zu heißen.
    »Bleib liegen. Alles ist jetzt in Ordnung – oder wenigstens fast.« Ostvel hielt ihr eine Tasse an die Lippen. »Trink ein wenig Wasser. Es ist nur ein Fingerhut voll im Vergleich zu dem, was ich geschluckt hätte, wenn ihr beide, du und Cami, nicht so schnell reagiert hättet. Ich stehe in deiner Schuld, Sioned.«
    Das Wasser schmeckte nach Preiselbeeren, und wieder durchzuckte sie Bedauern. »Was ist passiert?«, murmelte sie.
    »Nichts, das man als große Tragödie bezeichnen müsste. Abgesehen von dem Verlust der Pferde. Wir sind alle zwanzig sicher auf dieser Seite. Aber wir haben nur noch zwölf Pferde. Ein etwas unausgewogenes Verhältnis, könnte man sagen.«
    Sie setzte sich wieder auf, streckte sich vorsichtig und zuckte zusammen. »Also werden zwölf von uns weiterreisen. Der Rest kann hierbleiben, bei unserem Freund von der ›ruhigen Überfahrt‹.« Sie lächelte schwach. »Ich hoffe, er denkt jetzt ernsthaft über den Bau einer Brücke nach.«
    »Ich bezweifle, dass er im Augenblick überhaupt denken kann. Er ist betäubt vor Entsetzen und Furcht davor, was Andrade mit ihm angestellt hätte, wenn er uns verloren hätte – oder was er zumindest glaubt, dass die allmächtige Lady getan hätte.« Ostvel hockte sich auf die Fersen und zuckte die Achseln. »Aber er ist jetzt nicht unser Problem. Du bist es.«
    »Ich?«
    »Sioned, ich kann dich nicht mit nur elf Dienern nach Stronghold bringen. Du wirst eine Prinzessin!«
    »Eine Prinzessin ohne Brautkleid«, erinnerte sie ihn. »All meine Sachen waren auf den anderen Pferden. Ostvel, wir müssen so weiterreisen, wie wir sind. Sie hat mir schließlich aufgetragen, in sechs Tagen dort zu

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