Sonnenlaeufer
Stronghold eintreffen. Ich habe den Drachen getötet, der meinen Vater getötet hat, versteht Ihr?« Leichte Röte stieg ihm in die Wangen. »Keiner von ihnen hat geglaubt, dass ich das könnte.«
»Warum denn nicht?« Die Worte kamen über ihre Lippen, ehe sie nachdenken konnte, aber sie fand sie vollkommen natürlich. Wer könnte diesen Mann für unfähig halten, das zu tun, was er tun wollte?
Seine blauen Augen wurden misstrauisch zusammengekniffen, doch dann stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht und veränderte es. Sie hätte fast den Atem angehalten. »Danke«, sagte er. »Ihr schmeichelt mir nicht. Das kann ich wohl sehen. Ihr müsst immer ehrlich zu mir sein, Sioned.«
Der Klang ihres Namens aus seinem Mund bedeutete ihren Ruin, aber sie hatte nicht die Absicht, ihn das wissen zu lassen. Stattdessen klammerte sie sich an ihren Stolz und bemühte sich, sein Lächeln zu erwidern. »Das werde ich tun, wenn Ihr mir dasselbe versprecht.« So viel hing von seiner Antwort und von seiner Bereitschaft ab, dieses Versprechen zu halten.
»Das werde ich, Mylady. Mein Wort darauf.« Er berührte ihren Arm und ließ sie voller Verblüffung hastig wieder los. Vom Feuer berührt, dachte sie, als sie es endlich in seinem Blick sah.
»Sagt mir, wie ich mich verhalten soll«, bat sie. »Wir sollten zu den anderen zurückkehren, und wir werden erst später Gelegenheit haben, miteinander zu reden. Wenn überhaupt.«
»Wie ich sehe, kennt Ihr das Leben auf einem Schloss«, bemerkte er. »Wir werden nur Zeit füreinander finden, wenn wir es so einzurichten wissen – und das werde ich. Aber ich kann jetzt nicht offen zeigen, dass ich beabsichtige, Euch zu ehelichen, und Ihr werdet auch keinen brautgerechten Empfang in Stronghold erhalten. Es tut mir leid. Wenn es nur um uns beide ginge, würde ich Euch …« Er brach ab, und wieder stieg Farbe in seine Wangen. »Aber wir sind keine Privatleute und werden es auch niemals sein können. Seid Ihr sicher, dass Ihr diese Art Leben wirklich wünscht?«
Sie zögerte, zuckte dann mit den Schultern und beschloss, ihm die Wahrheit zu sagen, so wie sie es versprochen hatte. »Als ich sechzehn Jahre alt war, sah ich Euer Gesicht im Feuer. Lady Andrade erzählte mir damals, dass ich die Vision verändern könnte, wenn ich es wünschen sollte. Ich verspürte diesen Wunsch jedoch niemals – und das wird immer so sein.«
Er schien hin- und hergerissen zwischen einem Dutzend widersprüchlicher Empfindungen, sprachlos jetzt, wie sie es zuvor gewesen war. Sie lächelte ihn an.
»Albern, nicht wahr?«, meinte sie achselzuckend.
Er schluckte, räusperte sich und stieß hervor: »Nicht alberner als das, was mir geschah, als Andrade mir Euer Gesicht in den Flammen zeigte.«
Um ihre Gefühle zu verbergen, fragte sie erstaunt: »Wie soll ich mich denn verhalten? Soll ich schmollen, es tapfer ertragen, oder so tun, als hätte ich überhaupt nichts im Kopf, schon gar nicht die Heirat mit Euch?«
»Diese Rolle würdet Ihr nicht lange durchhalten können«, erklärte er mit plötzlichem Grinsen. Dann wurde er wieder ernst. »Aber habt Ihr darüber nachgedacht? Mich zu heiraten, meine ich.«
Impulsiv forderte sie das Feuer heraus, indem sie seine Wange berührte. Der Schock der Berührung durchfuhr sie beide, und hastig zog sie ihre Finger zurück. Doch das Gefühl für seine Haut, seinen feuchten Schweiß, die kleinen Bartstoppeln seines unrasierten Gesichts war in ihre Fingerspitzen eingebrannt. »Antwort genug?«, hauchte sie.
»Ihr fühlt es also auch«, flüsterte er erschüttert. »Ich wollte es nicht glauben, als ich Euch sah – dass es bei mir genauso sein könnte wie bei meiner Schwester und Chay. Ich muss heiraten, das habe ich immer gewusst, und ich hatte mir eine Frau erhofft, die hübsch genug sein und ein bisschen Verstand haben würde –, aber als ich Euch sah …« Er holte tief Luft und schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht erwarten, dass Ihr versteht, was ich zu sagen versuche, wenn ich es selbst nicht verstehe.«
»Oh, ich verstehe es«, widersprach sie fast reumütig. »Es ist ein Schock, wenn man feststellt, dass die Gefühle einen um den Verstand bringen können, nicht wahr?«
Wieder lächelte er.
»Genau. Aber dennoch muss ich mich so verhalten, als wäre ich mir Euretwegen noch nicht sicher.« Er berührte ihre Schulter, und sie starrten einander schweigend an, bis er seine Hand zurückzog. »So etwas darf nicht zu oft passieren, vor allem nicht in der
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