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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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gespielt, als er noch ein Knabe gewesen war, und hatte viele seiner Eskapaden vor seinen Eltern verborgen gehalten. Und jetzt verneigte sie sich vor ihm.
    Rohan goss sich einen halben Trinksack mit Wasser die Kehle hinunter und wünschte, es wäre Brandy. Chay half ihm, sich einen Teil des Blutes von Gesicht und Brust zu waschen. Er stieß einen überraschten Schrei aus angesichts des langen Klauenkratzers von der rechten Schulter bis zum Ellbogen. Die Wunde wurde gereinigt und mit den Überresten von Rohans Tunika verbunden. Der Prinz unterdrückte ein Zusammenzucken bei der groben, aber erfahrenen Behandlung durch seinen Schwager.
    Plötzlich erklang ein tiefes, düsteres, erschreckendes Grollen im Canyon. Er wirbelte herum, eine Hand am Schwert. Die anderen brachen ihr Tun ab, erstarrten und starrten zu der leeren Schlucht hinüber. Der Ton wurde intensiver und nahm ein ganzes Dutzend unterschiedlicher Klänge an, alle unwirklich genug, um Rohans Nackenhaare zu Berge stehen zu lassen.
    »Sie beklagen ihn«, erklärte Chay und durchbrach den entsetzlichen Bann der Drachenstimmen.
    Das Geheul schwoll an und ab, während sie arbeiteten. Die Drachenweibchen weinten um ihren Toten, so wie auch Rohan und seine Familie morgen Abend trauern würden, wenn sie die Fackel an Zehavas Scheiterhaufen hielten. Endlich befanden sich alle Klauen und Zähne in großen Samthüllen und klapperten leise den Rhythmus zu dem Requiem, das Rohan und seinen Leuten in die Wüste hinaus folgte. Er schauderte im glühenden Sonnenschein und wiederholte insgeheim seinen Schwur. Niemals wieder .
    Sioned zog an den Zügeln und richtete sich in den Steigbügeln auf, als sie die Reiter erblickte. Deren Ziel war dasselbe wie ihres: der Spalt in den Vere-Hügeln, wo Stronghold zwischen den Felsen kauerte. Sie erhaschte einen Blick auf die Nachmittagssonne, die auf blondem Haar schimmerte, und fühlte, wie jegliche Farbe aus ihrem Gesicht wich.
    »Er?«, murmelte Ostvel an ihrer Seite.
    Sie nickte, ohne ein Wort sagen zu können.
    »O du liebe Göttin!«, rief Camigwen aus. »Schnell, schnell, Sioned – wasch dein Gesicht, und hier ist mein Kamm – beeil dich!«
    »Lass sie doch, Cami«, mischte sich Ostvel ein. »Welcher Mann kann von einer Frau erwarten, dass sie die Wüste durchquert und aussieht, als hätte sie eben erst ihre Gemächer verlassen?«
    Sioned versuchte sich einzureden, dass die Welt voll war von blonden Männern. Sie sank zurück auf ihren Sattel und schloss die Hände fester um die Zügel, bemüht, ihren angespannten Atem zu beruhigen. Die graue Trauerkleidung der Gruppe verriet ihr, dass eine wichtige Persönlichkeit verstorben war. Doch der Prinz trug weder Hemd noch Tunika. Ein Streifen Seide war um seinen rechten Arm gewickelt, und als die Reiter näher kamen, erkannte Sioned, dass es sich um einen hastig gefertigten, blutgetränkten Verband handelte.
    »Ich hoffe, wir müssen nicht zu lange warten. Es ist verdammt heiß hier draußen«, bemerkte Ostvel mit der für ihn typischen Untertreibung. »Nehmt Lady Sioned in die Mitte.«
    Der Titel ließ sie überrascht zusammenfahren, aber Ostvel hatte die gewünschte Wirkung erzielt. Die anderen bildeten einen Halbkreis um sie, als wären sie eine Ehrengarde und Sioned bereits eine Prinzessin. Sonnenschein glänzte auf dem Sand, als die Reiter sich näherten, und Sioned wünschte vergebens, sie hätte Camis Rat befolgt. Sie warf einen Blick auf ihre braune Reitkleidung, dachte an den zerzausten Knoten in ihrem Nacken, und bedauerte, nicht frisch gewaschen zu sein. Wenigstens würde er das Schlimmste von ihr als Erstes sehen, dachte sie ergeben. Danach konnte sie sich nur noch verbessern.
    Die Reiter zügelten ihre Pferde auf einer Düne, und der blonde Mann ritt voraus, eine größere, dunklere Gestalt an seiner Seite. Das Antlitz aus der Flammenbeschwörung tauchte nun leibhaftig vor Sioned auf. Was den Rest von ihm anging – so war er mittelgroß, aber elegant proportioniert, was ihn größer wirken ließ, Schultern gerade, trotz der offensichtlichen Erschöpfung. Es waren gute Schultern, breit und kräftig. Seine Brust war glatt, die festen Muskeln unter der goldenen Haut glänzten vor Schweiß und waren verschmiert mit getrocknetem Blut.
    Er zügelte sein Pferd und nickte zum Gruß. »Seid willkommen, Mylady.«
    Sie neigte den Kopf. »Ich danke Euch, Herr.« Ihre Stimme funktionierte noch. Erstaunlich.
    »Darf ich Euch den Gemahl meiner Schwester vorstellen? Lord Chaynal von

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