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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Öffentlichkeit. Sonst werde ich niemals in der Lage sein, meine Rolle zu spielen.«
    »Vielleicht sollte auch ich vorgeben, noch unsicher zu sein. Würde das in Eure Pläne passen?«
    »Ja«, entschied er augenblicklich. »Perfekt. Verhaltet Euch so, als wäret Ihr noch nicht sicher, ob Ihr mich heiraten wollt, sowohl den Mann als auch den Prinzen. Das rettet wenigstens einen Teil Eures Stolzes«, fügte er hinzu und verzog das Gesicht. »Ich werde es wiedergutmachen, Sioned, wenn wir erst einmal verheiratet sind. Doch das kann erst nach dem Rialla in Waes sein. Ich werde Euch alles erklären, wenn wir allein miteinander reden können. Aber nun müssen wir zurückkehren.«
    »Ich kann spüren, wie sie uns beobachten«, stimmte sie zu. Als sie den Rückweg antraten, sagte sie: »Auf der Reise hierher hatte ich Angst. Die habe ich nun nicht mehr.«
    »Auch ich hatte Angst, dass Andrades Feuer gelogen haben könnte. Ich habe in den vergangenen Tagen im Schatten gelebt – mein Leben lang, so erscheint es mir jetzt. Ich danke der Göttin, dass sie mir eine Lichtläuferin gesandt hat.«
    »Ich denke, wir sollten lieber Andrade dafür danken«, erwiderte Sioned verschmitzt.
    »Seht mich nicht so an, sonst halten wir dieses Spiel nie durch!«
    Sie legte ihr Gesicht in ernste Falten. »Besser?«
    »Viel besser. Aber ich kann noch immer so vieles in Euren Augen sehen. Steht denn das auch in meinen geschrieben?«
    Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu und erklärte: »Wenn das nicht der Fall wäre, würde ich alles in meiner Macht Stehende tun, um das zu ändern, Rohan.«
    Es war das erste Mal, dass sie seinen Namen laut aussprach. Er murmelte: »Es wird nicht einfach sein.«
    »Nein.«
    »Ich lasse Euch durch meinen Knappen Nachricht zukommen – er ist zwölf, mit schwarzem Haar und Sommersprossen. Sein Name ist Walvis. Er wird Euch gefallen.« Er machte eine Pause. »Sioned?«
    »Ja, Herr?«
    »Der Drache heute – er hat nichts bedeutet. Ihr bedeutet alles.«
    Sie wagte es nicht, darauf zu antworten. Doch als er sie in ihren Sattel hob und das Feuer wieder durch ihren Körper lief, blickte sie in seine Augen und spürte, wie alle Angst von ihr wich. Zwischen Ostvel und Camigwen ritt sie nach Stronghold, benommen und glücklich, und es machte ihr nichts aus, dass kein Empfang für sie vorbereitet worden war und dass man ihre Situation unmöglich nennen musste und dass ein Mann, den sie kaum kannte, ein gefährlicher Mann, ihr so etwas antun konnte, ihr eine schwierige Rolle zu übertragen und ihr nur die flüchtigsten Anweisungen dafür zu geben. Als er heimritt, mit den Beweisen dafür, dass er den Drachen getötet hatte, sah er sie nicht an, nicht einmal, als sie im riesigen Innenhof der Burg angelangt waren. Es gab keine Anzeichen dafür, dass er sich ihrer Gegenwart bewusst war. Aber sie wusste es. Sie war sich sicher. Sie beide wussten es.

Kapitel 6

    Ein ganzer Nachmittag, ein kühles Bad und ein Besuch von Lady Andrade waren nötig, um Sioned wieder zur Vernunft zu bringen.
    Während des Empfangs, der für Rohan gegeben wurde, stand sie mit Camigwen und Ostvel abseits. Letzterer hatte ihre Begleiter ausgesandt, um die Lichtläufer zu suchen, die sich bereits in Stronghold befanden, und sie zu fragen, was vor sich ging. Sioned hörte ihn den Befehl geben und ärgerte sich ein wenig; Rohan würde jeden Einzelnen wissen lassen, was er wissen sollte. Sie sollten ihm ebenso vertrauen, wie sie es tat.
    Sein Volk vertraute ihm nicht nur, es betete ihn offensichtlich an. Die Liebe dieser Menschen hatte er wohl schon als Kind gewonnen, und sie vermutete, dass er sich ihren Respekt heute erworben hatte, als er den Drachen tötete. Es gab keine Anzeichen von Vorsicht, Misstrauen oder auch nur strikten Förmlichkeiten in seiner königlichen Gegenwart. Darüber war Sioned froh. Ein Hof, der von der Etikette geknebelt war, oder Schweigen aus Angst vor dem Zorn des Herrschers hätten sie unangenehme Dinge über den Regierenden vermuten lassen.
    »Hast du eine Ahnung, wer diese Leute sind?«, flüsterte Cami.
    »Ich denke schon«, antwortete Sioned. »Die blonde Dame, die weint, muss Prinzessin Milar sein.«
    »Oh, wundervoll – welche Beobachtungsgabe!«, spottete Cami ungeduldig. »Jeder, der Augen im Kopf hat, kann sehen, dass sie die Zwillingsschwester von Andrade ist. Und wenn wir schon von ihr sprechen: Die sah nicht sonderlich glücklich aus, als sie soeben an uns vorüberging.«
    Sioned tat so, als hätte sie die

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